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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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und legte die großen Ohrringe an, die Tara für absolut passend hielt. Versuchsweise bewegte ich den Kopf hin und her und sah, wie sie schwangen und blitzten. Sie waren silbern und blau, genau wie die Perlenstickerei auf dem Oberteil meines Kleids. Das ich jetzt endlich anziehen sollte , sagte ich mir selbst voll Vorfreude.
    Das Kleid war der Wahnsinn: eisblau, bestickt mit weißen und silbernen Perlen, hinten und vorne gerade tief genug ausgeschnitten und mit eingearbeitetem BH, so dass ich keinen anziehen musste. Nur noch den dünnen blauen Slip, der sich nicht abzeichnen würde, und Seidenstrumpfhosen. Und dann noch die silbernen Schuhe mit den hohen Absätzen.
    Meine Nägel hatte ich schon lackiert, als Carla unter der Dusche stand. Jetzt noch etwas Lippenstift und ein letzter Blick in den Spiegel.
    »Du siehst richtig hübsch aus, Sookie«, sagte Carla.
    »Danke.« Ein zufriedenes Lächeln trat mir ins Gesicht. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich von Zeit zu Zeit mal todschick anzuziehen. Ich fühlte mich wie vor meinem ersten Ball in jenem Kleid, an das meine Tante Linda extra eine Korsage angenäht hatte. Viele Mädchen hatten JB gefragt, ob er mit ihnen auf den Abschlussball der Highschool gehen würde, weil er so verdammt gut aussah, doch stattdessen war er mit mir gegangen.
    Tja, die Zeit der selbst genähten Kleider war vorbei.
    Ein Klopfen an der Tür ließ mich besorgt in den Spiegel blicken. Doch es war Gervaise, der Carla abholen wollte. Sie lächelte und drehte sich herum, um die Bewunderung einzuheimsen, die sie verdiente, und Gervaise drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Charakterlich beeindruckte Gervaise mich nicht sonderlich, und auch körperlich war er mit seinem breiten, langweiligen Gesicht und dem kleinen Oberlippenbart nicht mein Fall. Doch eins musste man ihm lassen: Er war großzügig. Ohne große Worte legte er Carla ein Diamantarmband ums Handgelenk, als wäre es nichts als Flitter. Carla versuchte, ihre Aufregung zu verbergen, doch dann schrieb sie diese alberne Zurückhaltung in den Wind und schlang die Arme um Gervaises Hals. Mir war's peinlich danebenzustehen, denn einige der Kosenamen, bei denen sie ihn im Überschwang nannte, waren mehr als passend für seine körperliche Erscheinung.
    Als sie, heftig miteinander turtelnd, gegangen waren, stand ich allein mitten im Zimmer. Solange es nicht nötig war, wollte ich mich in meinem Kleid nicht hinsetzen, sonst würde es knittern und seinen perfekten Fall verlieren. Also blieb mir kaum etwas anderes übrig, als mich nicht zu sehr über das Chaos in Carlas Zimmerhälfte zu ärgern und mich ein wenig verloren zu fühlen. Quinn hatte doch gesagt, dass er mich von meinem Zimmer abholen würde? Oder wollten wir uns unten in der Lobby treffen?
    Meine Handtasche gab einen Laut von sich, und da fiel mir ein, dass ich den Pager der Königin hineingetan hatte. Oh, das konnte doch nicht wahr sein!
    »Kommen Sie herunter«, lautete die SMS. »Der Prozess findet jetzt statt.«
    Und schon klingelte das Zimmertelefon. Ich hob ab und versuchte, wieder Atem zu schöpfen.
    »Liebling«, sagte Quinn, »tut mir leid. Falls du es noch nicht weißt: Der Vampirrat hat beschlossen, dass der Königin der Prozess gemacht wird, jetzt sofort. Du musst schnellstens herunterkommen. Tut mir leid«, wiederholte er. »Ich bin verantwortlich für den Ablauf und muss arbeiten. Vielleicht dauert es ja nicht lange.«
    »Okay«, erwiderte ich matt, und er legte auf.
    So viel zu meinem glamourösen Ballabend mit meinem neuen Freund.
    Aber verdammt, ich würde so festlich gekleidet bleiben, wie ich war. Alle anderen würden ebenfalls in Ballkleidung erscheinen, und auch wenn der Abend für mich jetzt anders verlief, wollte ich wenigstens hübsch aussehen. Im Fahrstuhl fuhr ich mit einem Hotelangestellten hinunter, der sich unschlüssig war, ob ich nun eine Vampirin war oder nicht. Das machte ihn richtig nervös. Mich dagegen machte es stets nervös, wenn die Leute sich nicht schlüssig waren. Vampire hatten doch dieses gewisse leichte Schimmern, fand ich.
    Unten vor dem Fahrstuhl wartete bereits Andre auf mich. So angespannt hatte ich ihn noch nie gesehen. Unablässig ballte er die Hände zu Fäusten, und seine Lippe war leicht blutig, weil er daraufgebissen hatte, heilte aber schon wieder, während ich hinsah. Vor dem gestrigen Abend war Andre mir nur unheimlich gewesen, jetzt hasste ich ihn. Aber diese persönlichen Dinge hatten hier im Moment nichts zu

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