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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sehr wirkungsvoll übertönte. »Schweigen Sie. Wer sind Sie und welches Recht haben Sie, in diesen Prozess einzugreifen?« Die Pythia klang erstaunlich kraftvoll für eine so uralte, gebrechlich erscheinende Frau. Sie beugte sich auf ihrem Thron vor und starrte mit blinden Augen in meine Richtung.
    In einem Saal voller Vampire aufzustehen und eins ihrer Rituale zu unterbrechen, war eine ziemlich sichere Methode, den Abend mit jeder Menge Blutflecken auf meinem schönen neuen Abendkleid zu beenden.
    »Ich habe kein Recht der Welt, Majestät«, erwiderte ich und hörte ein paar Meter links von mir Pam kichern. »Aber ich kenne die Wahrheit.«
    »Oh, dann spiele ich in diesem Prozess also gar keine Rolle, ja?«, krächzte die Antike Pythia mit ihrem schweren Akzent. »Warum sollte ich darin überhaupt aus meiner Höhle kommen und hier ein Urteil sprechen?«
    Tja, warum eigentlich?
    »Ich kenne vielleicht die Wahrheit, aber ich kann der Gerechtigkeit nicht zu ihrem Recht verhelfen«, sagte ich aufrichtig.
    Pam kicherte wieder. Ich wusste ganz einfach, dass sie es war.
    Eric, der mit Bill und Pam an der Wand des Saals gestanden hatte, trat vor. Ich spürte, dass er mir sehr nahe war, spürte seine kühle und bestärkende Anwesenheit, die mir irgendwie Mut machte. Keine Ahnung, wie das genau funktionierte. Ich empfand eine wachsende Kraft, und meine Knie hörten auf zu zittern. Herrje, plötzlich kam mir ein entsetzlicher Verdacht: Ich hatte so viel Blut von Eric in mir, dass ich wegen der Anzahl der Blutkörperchen selbst schon fast als Vampir durchging. Und mein seltsames Talent hatte sich verhängnisvoll ausgeweitet. Ich las gar nicht die Gedanken von Henriks Rechtsanwalt, sondern die von Henrik.
    »Na, dann erzählen Sie mir mal, was ich tun soll«, sagte die Antike Pythia mit einem so schneidenden Sarkasmus, dass es wehtat.
    Ich würde eine, wenn nicht zwei Wochen brauchen, um mich von dem Schock meines schrecklichen Verdachts zu erholen, und sagte mir wieder mal, dass ich Andre wirklich umbringen sollte, und Eric vielleicht gleich mit, selbst wenn ich im hintersten Winkel meines Herzens diesen Verlust bedauern würde.
    Das alles schoss mir innerhalb von Sekunden durch den Kopf.
    Cleo versetzte mir einen Stoß in die Rippen. »Blöde Kuh«, polterte sie wütend. »Sie ruinieren alles.«
    Ich drängelte mich nach links aus der Stuhlreihe heraus und trat dabei Gervaise noch auf den Fuß, ignorierte aber seinen finsteren Blick und Cleos Rippenstoß. Die beiden waren nichts als Fliegen verglichen mit den anderen Mächten, die sich zuerst auf mich stürzen würden. Eric kam hinter mir her. Rückendeckung hatte ich also schon mal.
    Während ich auf die Bühne zuging, versuchte ich zu ergründen, was Sophie-Anne von dieser plötzlichen Wendung in ihrem unerwarteten Prozess hielt, aber es war schwer zu sagen. Ich konzentrierte mich auf Henrik und seinen Rechtsanwalt.
    »Henrik glaubt, dass die Königin ihn ermorden lassen will. Das wurde ihm erzählt, damit er gegen sie aussagt, um sein eigenes Leben zu retten«, erklärte ich.
    Jetzt stand ich genau vor der Bühne, mit Eric an meiner Seite.
    »Die Königin will mich nicht ermorden lassen?«, fragte Henrik, der hoffnungsvoll, verwirrt und betrogen zugleich aussah. Eine ganz ordentliche Leistung für einen Vampir, denn am Gesichtsausdruck ließen die Untoten sich höchst ungern etwas ablesen.
    »Nein. Es war ernst gemeint, als sie Ihnen einen Platz an ihrem Hof anbot.« Ich erwiderte seinen Blick und versuchte, meine Aufrichtigkeit in seine furchtsamen Gedanken geradezu hineinzubohren. Ich stand ihm beinahe direkt gegenüber.
    »Wahrscheinlich lügen auch Sie. Sie stehen schließlich auf ihrer Gehaltsliste.« »Dürfte ich vielleicht auch einmal etwas sagen?«, meldete sich die Antike Pythia mit ihrem schneidenden Sarkasmus zu Wort.
    Uups. Eisiges Schweigen breitete sich aus.
    »Sind Sie eine Seherin?«, fragte sie betont langsam, damit ich sie verstehen konnte.
    »Nein, Ma'am, ich bin eine Telepathin.« Aus der Nähe sah die Antike Pythia sogar noch älter aus, was ich nicht für möglich gehalten hätte.
    »Sie können Gedanken lesen? Die Gedanken von Vampiren?«
    »Nein, Ma'am, Vampirgedanken sind die einzigen, die ich nicht lesen kann«, sagte ich entschlossen. »Ich habe mir das alles aus den Gedanken des Anwalts zusammengereimt.«
    Mr Maimonides schien nicht gerade glücklich darüber.
    »All das wussten Sie?«, fragte die Antike Pythia den Rechtsanwalt.
    »Ja«, sagte

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