VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
durch den dichten Rauch ziehen lasse.
Mit seinem Körper deckt er mich, als wir den langen Korridor entlang in Richtung Eingangshalle laufen. Wir weichen einem Mann aus, der auf Händen und Knien auf dem Boden hockt und kotzt. Gleich hinter der offen stehenden Eingangstür liefern sich ein schwarz gekleideter Liga-Vampir und ein Festungswächter mit einem Pflock in der Hand einen Zweikampf. Das dumpfe Aufprallgeräusch von Schlägen und Tritten auf Fleisch, Haut und Knochen klingt ganz anders als im Fernsehen. Jeder Treffer geht mir durch Mark und Bein.
Sofort steuert Shane mit mir im Schlepptau den Musiksalon an. »Wir gehen durch Benjamins Büro raus!«
Ich haste auf die Flügeltür zu Terrasse und Garten zu, erleichtert, weil ich der Liga in meinem ersten Hilferuf über die Wanze die Örtlichkeiten so genau beschrieben habe. Gleich hinter mir höre ich Jeremys Schritte.
Als wir das Büro erreichen, bleibt Shane abrupt stehen. »Moment, da ist jemand drin!«
Da erscheint Ned auch schon auf der Schwelle, in der zitternden Hand eine mattschwarze Pistole. Seine Augen sind blutunterlaufen; sein Gesicht tränenüberströmt.
Die Zeit scheint stillzustehen, als ich in das Schwarz der gähnenden Mündung starre.
»Du hast Gideon umgebracht.« Er wedelt mit dem Lauf der Pistole. »Ihr beide gemeinsam … Ahh-aah! « Er schreit auf, als Shane ihn angreift, die Bewegung so gedankenschnell, dass sie nur verschwommen wahrnehmbar ist.
Ein ohrenbetäubender Knall, und etwas pfeift beinahe gleichzeitig unmittelbar an meinem Ohr vorbei. Mit einem Aufschrei werfe ich mich zu Boden. Jeremy landet gleich neben mir, den Arm beschützend um mich gelegt.
Ein weiterer Knall, nicht mehr so laut, aber mit demselben Schockeffekt, und Glas zerbirst in tausend Stücke.
»Kommt schon!« Shane hilft uns auf. »Beeilt euch!«
Meine Beine wollen nachgeben, als ich versuche, das Büro in Richtung Terrassentür zu durchqueren. Der Arm in der Schlinge behindert mich. Ich konzentriere mich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und versuche auszublenden, dass mir vor fünf Sekunden fast der Kopf weggeblasen worden wäre.
»Passt auf, die Scherben!« Shane hilft mir durch den Rahmen, der vormals die Terrassentür von Benjamins Büro war. In dem Rahmen stecken noch einzelne Glassplitter. Vorsichtig weiche ich Ned aus, der verkrümmt auf dem Kies des Patios liegt. Der Blick, den ich über die Schulter zurück zum Haus werfe, bestätigt es mir: Shane hat meinen Beinahe-Mörder mehr als neun Meter durch die Scheiben der Terrassentür in den Hof geworfen.
»Oh Gott!« Jeremy schält sich aus der Atemmaske und blickt auf Ned hinunter, dann sucht sein Blick Shane. »Ist er tot?«
»Noch nicht.« Shane bückt sich nach der Pistole, die auf dem Kies liegt. »Er hat nicht geblufft, Ciara.« Shane hebt die Waffe und zielt auf Neds Brust. »Er wollte dich töten.«
»Shane, nein!« Beschwörend hebe ich die Hand und widerstehe dem Drang, ihm in den Arm zu fallen. »Wir sind doch jetzt in Sicherheit. Lass uns einfach von hier verschwinden!«
Einen langen, langen Moment zögert Shane; die Waffe ist immer noch auf sein Ziel gerichtet. Endlich holt er tief Luft, dann sichert er die Pistole und senkt den Arm.
»Nein.« Sein Blick schweift über die türmchenbewehrte Fassade der Festung. »In Sicherheit werden wir nie mehr sein.«
26
Mysterious Ways
»Ich habe gewusst, dass ich dich noch dazu bekomme! Ich habe ganz genau gewusst, du wirst dir meinen Emo-Scheiß noch anhören!«, sagt Jeremy zu Shane hinten in dem Liga-Van. Der schwarze Wagen steht einen Block von der Festung entfernt, die die Liga gerade gestürmt hat.
»Ich hab’s mir aber gar nicht angehört! Es war einfach nur der beste Weg, um die Botschaft für euch unterzubringen, besonders nachdem klar war, dass wir euch am Donnerstag da rausholen würden.«
»Das war perfekt, echt.« Ich schmiege mich an Shane, und er streicht mir übers Haar. Der Rest Angst, der geblieben ist, weil ich gerade beinahe umgebracht worden wäre, macht mich frieren. Dabei ist die Heizung im Van voll aufgedreht. »Mit einer Ausnahme: der Teil mit dem Zyanid.«
»Habt ihr echt geglaubt, wir würden euer Leben aufs Spiel setzen und Giftgas einleiten? Tränengas ist schon schlimm genug.« Mit dem Daumen wischt er mir eine nicht existente Träne von der Wange.
»Okay, dann rück jetzt aber raus damit: mit der Geschichte von Sara!«
Shane verspannt sich. »Ich schwöre dir, Regina und ich hatten keine
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