VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
erreichen kann. Auf diese Weise bleibt Benjamin selbst in sicherer Entfernung.
Die Hand des Vampirs schießt vor und packt die Zange. Ein Zischen und Schmurgeln, dann brüllt Wallace auch schon auf. Sein Schrei lässt uns alle zusammenfahren und ein paar Schritte zurückzuweichen. Wallace reißt die Hand zurück, die er sich an der Zange verbrannt hat, als wäre sie ein glühender Schürhaken.
»Mit Weihwasser imprägniert. Kann schließlich nicht zulassen, dass du dir eine Waffe gegen uns besorgst.« Benjamin zeigt mit der Zange auf den Kunstoffbecher auf dem Boden. »Trink das! Danach fühlst du dich sicher gleich besser.«
Der Vampir bedenkt den Festungsältesten mit einem misstrauischen Blick. Dann streckt er die unverletzte Hand nach dem Becher aus und zieht ihn hinein zu sich in den Käfig. Er schnüffelt am Rand des Deckels und verdreht ekstatisch die Augen.
Wallace dreht sich zu mir um. »Das wird sicher nicht der letzte Schluck sein, den ich von dir kosten darf.« Er legt die Zunge um den Trinkhalm und nimmt einen tiefen Zug aus dem Becher. Danach seufzt er befriedigt auf.
Er hebt die Hand. Alle Verbrennungen sind verschwunden, die Hand ist heil und gesund. Er bricht in Gelächter aus, lacht und lacht, und sein Gelächter hallt von den Steinwänden des Kellers wider.
»Halt endlich das Maul und trink den Rest aus, verdammt!«, befiehlt Benjamin ihm. »Wenn du den Becher leer hast, gib ihn zurück und du bekommst den zweiten!«
Wallace beeilt sich, den Rest meines Blutes geräuschvoll aus dem Becher zu schlürfen, auch den letzten Rest am Boden. Ich widerstehe dem Drang, mir die Ohren zuzuhalten. Wenn ich ihm zeige, wie sehr mich das ekelt, wird das seine Bezeugungen von Appetit nur noch steigern.
Er wirft den Becher durch die Gitterstäbe hinaus und rülpst dabei lautstark. Mit Hilfe der Zange stellt Benjamin ihm den nächsten Becher vor den Käfig in Reichweite.
Dieses Mal wartet Wallace, bis Benjamin die Zange wieder zurückgezogen hat, ehe er nach dem Becher greift. Wie gehabt riecht der Vampir als Erstes daran. Er runzelt die Stirn.
»Nicht von ihr.« Sein hungriger Blick fällt auf Jeremy. »Von dem Neuen, ja?« Er prostet Jeremy zu. Erst danach führt er den Becher an die Lippen und nimmt einen kräftigen Schluck.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Benjamin einen Schritt vorwärts machen. Als ich mich umdrehe, bemerke ich Luann, die vom Käfig zurückweicht und ihr Gesicht mit den Händen bedeckt. Was zum Teufel glauben die zwei denn, dass …
»Arrhh!«
Wallace entgleitet der Becher. Der Deckel springt vom Becher, als er unten aufschlägt, und Blut spritzt über den Boden und bis hinein in unseren Käfig. Wallace treten fast die Augen aus den Höhlen. Er greift sich an die Kehle. Es sieht aus, als wolle er schreien und könne es nicht.
Schwarz hängt ihm die Zunge aus dem Mund, rauchend. Sie ist verbrannt.
Mit einer Hand hält er sich den Bauch. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, die Augen weit aufgerissen, die Lippen jetzt fest aufeinandergepresst.
Jeremys Hand krallt sich in meinen Arm, fest genug, um mir einen blauen Fleck zu verpassen. Sein Gesicht ist kalkweiß. »Mein Blut ist kein Gift«, stammelt er. »Keiner der anderen Vampire …«
»Selbstverständlich ist es kein Gift«, unterbricht Benjamin ihn. »Anders als an Ciara ist an dir nichts Besonderes.«
Röchelnd bricht Wallace auf dem Boden zusammen. Er krümmt sich in eine Embryohaltung, japst um Atem, keucht und hustet.
Endlich finde ich die Sprache wieder und frage Benjamin: »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
Benjamin verschränkt in einer sehr schulmeisterlichen Haltung die Hände hinter dem Rücken. »Wir haben das Plasma in den Blutproben durch Weihwasser ersetzt.« Mit dem Kinn weist er auf Wallace. »Ich glaube, er hat den Unterschied bemerkt.«
»Sie Monster!«, schleudere ich ihm entgegen.
»Ich?« Er lacht. »Herr im Himmel, so viel verrückte Sturheit! Das ist immerhin der Vampir, der Ihnen liebend gern den Kopf abreißen und Ihre Halsschlagader als Trinkbrunnen missbrauchen würde!«
Ich weiche einen Schritt zurück. Das plastische Bild lässt mich das Gesicht verziehen. »Würde er’s versuchen, würde ich, hätte ich eine Waffe, ihn töten, ja! Aber das hier ist grausam! Wenn Sie Menschen für so überlegen halten, dann zeigen Sie gefälligst auch ein Stück Menschlichkeit!«
»Ach, wie denn?« Benjamin funkelt mich aus blauen Augen an. »Ihn von seinem Elend erlösen, soll ich das? Wie? Ihn pfählen? Ihn
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