VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

MySpace.«
    Shane wirft mir einen Blick zu. »Auf meiner was?«
    Shanes Mutter gibt Eileen einen Wink. »Nun mach schon! Umarm deinen kleinen Bruder endlich! Ach, nach all den Jahren!«
    Shanes Schwester verschränkt die Arme vor der Brust. »Ja-ah. Nach zwölf Jahren ohne ein Wort, ohne einen Brief oder einen Anruf. Kein Wort, nicht einmal, als Dad so krank geworden ist.«
    »Es ging nicht. Ich darf … ich kann es nicht erklären, aber … warum hast du mich nicht angerufen, als er gestorben ist?« Shanes Stimme sinkt zu einem tiefen Grollen herab. »Ich habe es erst durch die Ankündigung der Seelenmesse auf der Vindicator -Website erfahren!«
    »Weil du nie zurückgerufen hast!«, faucht sie. »Warst wohl zu sehr damit beschäftigt, Vampir zu spielen! Und davor … wen hast du da wohl gespielt? Den Unsichtbaren?!« In einer heftigen Bewegung rückt sie den Kranz zurecht. »Ich jedenfalls habe keinen Bruder mehr!«
    »Bist du wohl still!« Mrs McAllister stampft mit dem Fuß auf. »Jetzt ist er hier, und das ist alles, was zählt!«
    »Eileen hat recht, Mom.« Shane entzieht ihr seine Hand. »Ich hätte nicht einfach so verschwinden dürfen. Es war alles mein Fehler.«
    »Nein.« Mit ihren Strickhandschuhen versucht sie, die Tränenflut einzudämmen, die erneut zu fließen beginnt. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht, als wir dich nirgends haben finden können. Besonders nachdem du versucht hast …« Sie wirft mir einen unsicheren Blick zu.
    »Ciara weiß davon«, erklärt Shane bestimmt. »Und mir geht es jetzt besser.«
    Dieses Mal richtet sie ihre Bitte an mich. »Könnt ihr beiden denn wirklich nicht über Nacht bleiben?«
    »Leider nein, es tut mir leid.« Ich ziehe ein Taschentuch hervor und vergewissere mich kurz, dass es nicht das ist, mit dem ich Dexter das Blut vom Kinn gewischt habe. Kein Blut – nur sauberes Papier. Ich reiche Shanes Mutter das Taschentuch.
    »Danke sehr.« Mrs McAllister trocknet sich die Tränen, dann legt sie den Arm um Shanes Taille. »Aber du kommst doch bald wieder, ja? Vielleicht an Thanksgiving? Oder zu Weihnachten?«
    Rasch wende ich mich ab. Ich will ihr nicht ins Gesicht sehen müssen, wenn ihr Sohn ihr das Herz bricht.
    »Sicher doch, Mom«, höre ich Shane zu meiner Überraschung stattdessen versprechen. »Lass uns das gleich schon mal festhalten, ja?«

5
It’s a Man’s Man’s Man’s World
    »Er hat was gesagt?!«
    »Du hast mich ganz richtig verstanden.« Ich regle die Lautstärke meiner Freisprechanlage herunter, um mein Trommelfell vor Davids Gebrüll zu schützen.
    »Aber er kann sie nicht über die Feiertage besuchen! Wie will er ihnen denn erklären, dass er nicht hinaus ins Tageslicht kann?«
    Ich biege auf die Schotterstraße zum Sender ab. »Ich glaube, er möchte die Karten auf den Tisch legen und ihnen sagen, dass er ein Vampir ist.«
    »Die lassen ihn einweisen!«
    »Zumindest wenn er es ihnen nicht beweist. Seine Fangzähne zeigt, sich Weihwasser auf die Haut träufelt oder das Familienauto mit einer Hand hoch über seinen Kopf hebt.« Okay, schon gut, zu Letzterem ist er gar nicht in der Lage, jedenfalls nicht innerhalb der nächsten siebzig Jahre. »Wirst du es der Liga melden?«
    »Selbstverständlich nicht!«
    Plötzlich steige ich in die Eisen: Ein Eichhörnchen flitzt genau vor mir über die Schotterpiste. Der dichte Wald um Sendestation und -mast schirmt uns vor unserer Umgebung und allzu neugierigen Blicken ab, ganz wie unsere Moderatoren es mögen. Dennoch hält diese Barriere aus Grün Fans nicht davon ab, kleine Geschenke auf unser Schwelle zu hinterlassen – Blumen, Teddys, die als Vampire verkleidet sind, Beutel, die, wie sich nur allzu häufig herausstellt, mit echtem Blut gefüllt sind.
    David fährt fort: »Shane ist noch jung. Dass er zufällig seine Familie getroffen hat, lässt sich wieder ausbügeln. Aber jeder weitere Kontakt wäre ein vorsätzlicher Verstoß gegen die Regeln der Liga. Zivilisten dürfen nicht in das Geheimnis der Vampire eingeweiht werden!«
    »Du meinst, andere Zivilisten als die Tausende von Hörern, die täglich andächtig WVMP lauschen.«
    »Tausende von Hörer, die allesamt glauben, unsere Vampire täten nur so, als wären sie welche. Im Übrigen würden Fans deren seltsame Verhaltensweisen auch gar nicht als Muster begreifen können. Aber die menschliche Familie, aus der sie stammen, bekäme doch sehr schnell mit, dass sie die Sonne meiden und nicht altern, oder nicht?«
    Ich fahre langsamer und umrunde