VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
die enge Kurve, die die Schotterpiste vor dem Sender macht. »Aber was, wenn Shane den McAllisters die Wahrheit erzählt? Was ist dann?«
»Meinst du, man kann denen hundert Prozent vertrauen, allen Familienmitgliedern?«
»Eileen hat ziemlich angefressen reagiert. Aber tief in ihrem Herzen war sie, glaube ich, froh, Shane wiederzusehen. Shane meinte, sie hätten sich eigentlich immer sehr nahegestanden.«
»Und seine Mutter?«
»Na ja, der ist die Co-Abhängigkeit, die für Angehörige von Suchtkranken so typisch ist, aus jeder Körperöffnung gequollen. Sie ist immer noch in der Beschützerphase. Sie war nicht mal böse auf Shane, obwohl sie alles Recht der Welt dazu gehabt hätte.« Ein Augenblick verstreicht, ohne dass ich etwas sage. Ich brauche diesen Augenblick, um mir alle Einzelheiten der Begegnung an Allerseelen noch einmal ins Gedächtnis zurückzurufen. »Sie hatte ein Kreuz um den Hals und trug eine Jacke der Kolumbus-Ritter. Wenn sie also katholisch bis in die Haarspitzen ist, könnte sie den Umstand, dass Shane ein Vampir ist, religiös aufladen.« Ich fahre auf die Lichtung vor dem Sender. Franklin steht vor dem vertrauten, heruntergekommenen Gebäude. »Womöglich bestellt sie sogar einen Exorzisten.«
»Hör zu, Ciara: Die Liga geht über Leichen, um das Geheimnis der Vampire zu wahren. Wenn Shane nicht dafür sorgt, dass seine Familie auf Abstand zu ihm geht, wird die Liga das für ihn in die Hand nehmen.«
»Ich rede mit ihm.« Um Franklin nicht überfahren zu müssen, weiche ich auf den Grünstreifen aus und lasse den Wagen dort ausrollen. Vom Wagen aus wirkt es, als mache Franklin Fotos vom Boden in der Mitte unseres kleinen Parkplatzes. »Wie geht’s Dexter?«
»Er ist im Keller bei verhängten Fenstern. Bisher macht er keinerlei Anstalten, Antoine zu verspeisen.«
»Gut. Danke, dass du mir gestern bei meinem Vermieter den Arsch gerettet hast.«
David kichert. »Meiner Professionalität ist es zu verdanken, dass ich mich hier und jetzt jeden Kommentars zu deinem metaphorischen Arsch enthalte.«
Mein Gesicht ist mit einem Mal ganz heiß, und ich muss mich räuspern. »Ich muss los. Franklin und ich haben einen Termin mit ein paar, ähm … Leuten.« Erst eine Sekunde zu spät fällt mir das richtige Wort ein. »Kunden.«
Ich lege auf und will aussteigen. Dabei hätte ich beinahe vergessen, den Schalthebel auf P zu stellen: Mein richtiges Auto, das jetzt in gewisser Weise Shanes Auto ist, ist nämlich ein Wagen mit Gangschaltung, während mein nicht richtiges Auto, was nämlich eigentlich Elizabeths Mercedes ist, ein Automatikgetriebe hat. Da kann man schon mal durcheinanderkommen. Nach einer hastigen Korrektur dieses Fehlers steige ich aus und eile zu Franklin hinüber, um herauszufinden, was zum Teufel er da eigentlich macht, und …
Oh-oh!
Franklin senkt die Kamera und schenkt mir einen seiner unnachahmlich düsteren Blicke. »Das ist ein wahrhaft herrlicher Morgen, findest du nicht?«
Rote Sprühfarbe bedeckt ein großes weißes Schild mit den mir schon bekannten Worten:
IR FART ZUR HÖLLE
»Klebt noch, da, schau!« Franklin hält mir seinen Zeigefinger unter die Nase, dessen Spitze mit roter Farbe verschmiert ist. »Die Farbe ist noch ganz frisch. Ich muss sie bei ihrer Malstunde gestört haben, als ich heute so viel früher als sonst ins Büro gekommen bin.«
»Hast du denn jemanden gesehen?«
»Nö. Aber Gott sei Dank haben wir diesen Termin zum Kunden beschmusen.« Franklin deutet auf eine zerbrochene Flasche in der Auffahrt. »Sonst wäre unser Sender und Arbeitsplatz höchstwahrscheinlich wie das Smoking Pig als Grillplatz geendet!«
Ich nähere mich der Flasche, und schon sticht mir der unvergleichlich strenge Geruch von Benzin in die Nase. Aus dem Flaschenhals ragt ein Stück Stoff heraus, offenkundig gut mit Benzin getränkt und zündbereit. Die Brandstifter hatten also keine Zeit mehr, ihren Molotowcocktail in Brand zu setzen, ehe sie flüchteten.
Mir krampft sich der Magen zusammen bei der Vorstellung, wie WVMP in Flammen steht. Die Vampire wären in ihrer Wohnstatt unten im Keller zumindest eine Weile noch relativ sicher gewesen. Aber die Ermittlungen, die bei einem Feuer mit Verdacht auf Brandstiftung behördlicherseits zweifelsohne erfolgt wären, hätten Fragen aufgeworfen, die wir nicht hätten beantworten können.
Ich wende mich wieder an Franklin. »Bitte sag mir, dass du nicht die Cops gerufen hast!«
»Ich bin doch nicht blöd! Travis wird mit seinen
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