VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
alles, was wir herausfinden, an dich weiterzugeben.«
»Im Schmutz wühlen kann ich besonders gut.«
»Na, dann steht dir ja ein fantastisches Wochenende bevor. Amüsier dich gut!« Ich lege auf, ehe Glaser noch mehr Fragen stellen kann. Den Zettel mit Glasers Namen und Telefonnummer bringe ich zu Travis hinüber.
»Worum geht’s?«, will er von mir wissen.
»Deine nächste Zielperson. Ich will alles über den Mann wissen, der alles über uns wissen will!«
Dann wollen wir doch mal sehen, Mr Hansdampf-im-Blätterwald, wer von uns mehr Schmutz auszugraben versteht und dabei nicht in die eigene Grube fällt!
»Tut mir leid, dass ich dich mit hierher geschleift habe.«
»Machst du Witze?« Breit grinst Lori mich an. Die Ampel taucht ihr Gesicht in rotes Licht. Wir sind auf der Schnellstraße, die aus Sherwood hinausführt. Loris Geste aus dem Seitenfenster schließt sämtliche Wälder ein, die gleich an den Highway grenzen. »Mich an unheimlichen Orten herumzudrücken ist doch meine allerliebste Freitagabend-Beschäftigung!«
Sie macht keine Witze, wirklich nicht. Loris große Leidenschaft ist die Suche nach Geistern aus der Bürgerkriegszeit. Sie frönt dieser Leidenschaft als Vorsitzende/Schatzmeisterin von SPIT (= Sherwood Paranormal Investigation Team), also Sherwoods Team zur Untersuchung des Paranormalen. SPIT wartet noch immer auf die Bestätigung einer tatsächlichen Geistersichtung. Daher wird nun das Team samt Ausrüstung auf andere Art und Weise nützlich, als eigentlich von SPIT beabsichtigt.
Wir fahren an dem Riesenkreuz vorbei und parken an einer Abzweigung weiter den Highway hinunter. Hier sind wir, vom Aufstellungsort des Kreuzes aus betrachtet, außer Sichtweite. Dort parkt auch schon ein roter Pick-up. Lori zeigt auf den Wagen, als wir aussteigen. »Wem gehört denn die Karre?«
»Travis, unserem hauseigenen Privatdetektiv.«
»Dreht er immer noch am Rad?«
»Nein. Er ist jetzt stabil. Shane und Regina sorgen dafür, dass er zweimal die Nacht seine Ration Blut bekommt, damit er keine unbeteiligten Menschen anfällt.«
Als wir das Wäldchen erreichen, das das Kreuz umgibt, schaltet Lori ihre Taschenlampe ein. Das Kreuz selbst wird in regelmäßigem Wechsel immer noch blau, rot oder weiß angestrahlt.
»Und was ist dann Travis’ neurotische Zwangsstörung?«, fragt sie neugierig. »Zählt er oder sortiert er?«
»Nichts dergleichen. Für neurotische Zwangsstörungen ist er noch zu jung.« Shane hat mir irgendwann einmal die pathologisch zwanghaften Verhaltensweisen erklärt, die an Vampiren zu beobachten sind. Die Welt um sie herum verändert sich rasend schnell (im Gegensatz zu ihnen). Daher brauchen sie die Illusion, wenigstens etwas kontrollieren zu können. Das sei, hat Shane mir gesagt, die einzige Möglichkeit, um sich geistig gesund zu fühlen.
Kaum dass wir den ersten Fuß auf die Lichtung gesetzt haben, kommt David uns entgegen. Bei jedem Schritt knirscht der Kies unter seinen Schuhen.
»Wie macht sich Dexter?«, will ich von ihm wissen.
»Großartig. Ich habe ihm ein beleuchtetes Halsband gekauft, damit ich ihn im Dunkeln in Hof und Garten sehen kann. Und er hat eine Vorliebe für Quietschebälle entwickelt.«
»Dann magst du ihn jetzt also?«
»Bleibt mir denn was anderes übrig?«
»Nicht, bis ich eine Souterrain-Wohnung gefunden habe, in der Tiere erlaubt sind.«
»Was ist denn mit Elizabeths Eigentumswohnung drüben in Rockville?«
»Nicht mit mir!« Der Gedanke, in das ehemalige Zuhause meiner toten untoten Vampir-Chefin einzuziehen, verursacht mir eine Gänsehaut. »Viel zu viel Fahrerei bis ins Büro!«
Mit einem Feldstecher begutachtet Travis die Spitze des Monsterkreuzes. An seinem rechten Bein lehnt ein großes Werkzeug. Wahrscheinlich ist das der Bolzenschneider, den wir brauchen, um das Schloss zu knacken. Ein kleiner orangeroter Punkt, mal schwächer, mal stärker, verrät, wann immer Travis an der Zigarette zieht, die ihm zwischen den Lippen steckt.
»He, was hat dir Shane übers Rauchen gesagt?«, blaffe ich ihn an. »Es könnte dein Tod sein!«
»Bin doch schon tot.« Travis lässt den Zigarettenstummel zu Boden fallen und drückt ihn mit dem Absatz seines schweren, ramponierten Arbeitsstiefels aus.
»In deinem zarten Alter genügt ein Lufthauch, während du dir die Fluppe ansteckst, und es macht Puff! und du brennst ab wie eine Hand voll Schießbaumwolle!«
»Schießbaumwolle?«
»Hattest du keinen Chemie-Unterricht? Das ist das Zeug, mit dem man
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