VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Kreuz zurück. »Sei vorsichtig, verdammt!«
»Hübsch langsam, okay? Ich habe es doch schon einmal angefasst.«
»Aber nicht heute. Kann doch sein, dass es da nicht aktiviert gewesen ist.«
Damit könnte sie recht haben. Aber mein Instinkt sagt mir, und das in aller Deutlichkeit, dass dieses Ding keine Macht über mich hat.
Ich hole tief Luft und lege entschlossen meine Hand auf das Kreuz.
Nichts passiert. Ein paar Sekunden lang lasse ich meine Handfläche auf dem Kreuz ruhen, erst dann ziehe ich sie weg. Sie bleibt nicht daran haften. Ich versuche es noch einmal. Dieses Mal drücke ich mit mehr Kraft gegen das kalte Metall.
»Tut sich was?«, frage ich Travis.
Er reißt an seiner Hand. »Nö. Nix.«
Ich lege beide Handflächen und meine Stirn gegen das Kreuz. Ich konzentriere mich, denke an Glaubens- und Religionskritisches. Dann versuche ich, mir die letzte Folge Bullshit! von Penn & Teller ins Gedächtnis zurückzurufen: Welche der Ansichten aus Religion und Kirche hatten sie da doch gleich wieder als Mumpitz entlarvt?
»Beeil dich!«, meint Travis, jetzt wieder voll panisch. Ich schaue ihn an und bemerke, dass er seine Fangzähne ausfährt. Shane hat mir erzählt, bei sehr jungen Vampiren könne das unter Stress leicht passieren.
»Fahr bloß deine Zähne wieder ein!«, warne ich ihn. »Sonst lassen wir dich hier stehen und du …«
Schlagartig wird mir klar, was fehlt: nämlich das Einzige, was Vampire vor Weihwasser zu retten vermag. Und das ist, so sicher wie der Tod, nicht die Kraft positiver Gedanken. Leider.
Ich fluche leise vor mich hin. Dann wende ich mich an David: »Hast du deine Rettungssanitäter-Ausrüstung vielleicht zur Hand?«
»Im Haus, nicht im Auto. Warum?«
»Bring mir ein steriles Skalpell!«
Davids Augen werden schmal, so verwirrt ist er. Dann, als er begreift, worauf ich hinauswill, werden sie mit einem Mal ganz groß. »Bist du dir sicher?«
»Mach’s einfach, ja? Ehe ich es mir wieder anders überlege.«
David nickt. »Bin gleich wieder da.« Er macht kehrt, geht in Richtung Straße davon und verschwindet zwischen den Bäumen.
»Was hast du denn vor, Ciara?«, will Lori wissen.
Langsam lasse ich mich am Kreuz entlang zu Boden rutschen, bis ich sitze. »Etwas, das ich später bestimmt bereuen werde, darauf möchte ich wetten!«
»Danke. Wieder einmal.« Travis blickt auf meinen Halsansatz. »Du weißt aber schon, dass meine Fangzähne keimfrei sind, nich’? So steril, wie’s nur geht.«
»Halt den Mund oder ich trenn dir höchstpersönlich die Hand ab – und zwar mit einem Skalpell und nicht mit einem Schwert!«
Nach langem unbehaglichem Schweigen meint Travis: »Ich könnt jetzt echt ’ne Fluppe brauchen.«
Lori geht einen Schritt zur Seite. »Ich zünde dir eine an – dann kannst du nicht Feuer fangen, okay?«
»Oh, danke, Süße.« Er gibt Lori das Feuerzeug und eine Zigarette. Sie steckt sie sich zwischen die Lippen. Währenddessen wendet Travis sich an mich. »Ciara, hab übrigens den Reporter vom Rolling Stone überprüft. Der ist echt. Sein Lebenslauf is’ sicher das Ödeste, was ich je im Leben recherchiert hab. Nich’ mal ’nen Strafzettel wegen Falschparken oder ’n geplatzter Scheck zu find’n. Nix.«
»Warum hat er so großes Interesse an Vampiren?«
»Äh, weil’s sein Job is’, vielleicht?« Travis blickt zu Lori hinüber, die in ihrem Versuch, Travis zu seiner Dosis Nikotin zu verhelfen, schon seine halbe Zigarette abgefackelt hat. »Du musst gleichzeitig dran zieh’n und die Flamme dranhalten, okay?«
»Gibt es den geringsten Hinweis darauf, dass Jeremy Glaser Verbindungen zum FAN hat?«, bohre ich bei Travis nach. »Oder vielleicht zu dessen Geldgebern?«
»Kann ja noch mal was tiefer graben, beim Recherchieren, mein ich«, erwidert Travis. »Vorausgesetzt, ich überleb diese Scheißnacht hier!«
Ein mächtiger Hustenanfall schüttelt Lori. Endlich ist es ihr gelungen, die Zigarette anzuzünden. Travis klopft ihr auf den Rücken und murmelt ein paar Entschuldigungen. Ich versuche, die beiden aus meinem Bewusstsein auszublenden und den Mut nicht zu verlieren, um das zu tun, was zu tun ich mich entschlossen habe.
Mir entschieden zu rasch kehrt David mit seiner Rettungssanitäter-Ausrüstung zurück. Lori hält ihm die Taschenlampe, während er sich ein Paar Latexhandschuhe überstreift. Schließlich kramt er ein Skalpell hervor und versieht es mit einer neuen, sterilen Klinge.
Meine Hände zittern, als ich einen
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