VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
streichelt mir kräftig über den Rücken. »Du hast kaum Blut verloren.«
»Das ist es doch gar nicht. Ich habe wirklich gehofft, die ganze Zeit über, es wär einfach nur Zufall gewesen, Dusel, verstehst du, dass Shanes Weihwasserverbrennungen weggegangen sind. Dass es passiert ist, weil er etwas Besonderes ist, nicht ich.« Mein Blick sucht Davids Blick. »Was ist denn los mit mir, weißt du das? Was macht mich denn so?«
»Ich habe keine Ahnung.« Sorgsam verstaut er den Pflock wieder in seiner Manteltasche. »Während meiner ganzen Zeit bei der Liga habe ich nie von jemandem gehört, der solche Kräfte besessen hätte.«
»Ich wette, jede Menge Leute haben das. Aber die begegnen eben keinen Vampiren, geschweige denn, dass sie ihnen unmittelbar nach einer Weihwasser-Verletzung von ihrem Blut zu trinken geben. Also erfährt das nur einfach niemand. Dass es auch andere Menschen wie mich gibt, meine ich.« Ich zeige hinauf in den Nachthimmel. »Es ist genau wie mit den Außerirdischen. Wahrscheinlich gibt es sie massenweise da draußen. Aber die Chance, sie in einer Galaxis zu finden, die derart riesig ist, ist gleich null.«
»Vielleicht hast du damit recht.« David kehrt zum Umsetzer zurück.
»Willst du das Sendegerät jetzt abstöpseln?«
»Nein.« Er schließt die Metalltür des Umsetzers und hängt das neue Schloss ein. »Während ich meine Notfall-Ausrüstung geholt habe, habe ich über das nachgedacht, was du gesagt hast. Unsere Karten zu früh auf den Tisch zu legen, wäre nicht gut. Wir sollten damit warten, bis wir mehr wissen.« David lässt den Bügel des Vorhängeschlosses einrasten. Zur Sicherheit rüttelt er noch einmal daran. »Wir können den Umsetzer auch noch später funktionsuntüchtig machen. Aber wenn wir das machen, gibt es kein Zurück mehr.«
Ich blicke das Kreuz hinauf. »Warum hat es Travis nicht verbrannt, anstatt ihn daran festhängen zu lassen? Das wäre doch der schnellere Weg, um einen Vampir zu erledigen.«
David grunzt. »Wenn dieses Piratenpack Vampire hasst, wollen sie doch nicht, dass ihr Ende leicht und schnell ist. Stell dir doch nur all die langen Stunden vor, die ein Vampir in ihrer Falle festsitzt und beobachten muss, wie es am Himmel immer heller und heller wird.«
Ein mitfühlender Seufzer entschlüpft Lori. Sie drückt Travis die befreite Hand.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich Shane an dem Kreuz festhängen, den sicheren Tod vor Augen. Dann werfe ich dem Umsetzerkasten den finstersten aller Blick aus meinem Repertoire böser Blicke zu. »Und die nennen uns böse!«
6
Basket Case
In der Nacht zum Sonntag spricht Shane mich, die ich schon im Bett liege, noch einmal an. Das kommt häufig vor, am liebsten, wenn ich gerade dabei bin, selig einzuschlummern. »Ciara, bist du noch wach?«
»Nicht ganz. Außer dir reichen unvollständige.« Ich reibe mir die Augen. »Sätze. Meine ich.«
Shane steht vor der Stereoanlage im Schlafzimmer. Jetzt dreht er die Lautstärke der herzschlagkompatiblen, treibenden Melodie eines 93er Songs von Morphine herunter. »Mir kommt gerade eine echt abgefahrene Idee.«
Sein veralteter Slang bringt mich zum Lächeln. »Und das wäre, du süßes Kind der Neunziger?«
Ein elektronisches Zirpen verkündet, dass Shane die Weckfunktion unserer Handys auf eine Stunde vor Morgendämmerung gestellt hat. Erst danach schlüpft er zurück zu mir ins Bett und unter die Decke. »Komm Weihnachten mit mir nach Hause! Nach Youngstown.«
Mich schaudert, und nicht nur, weil Shanes Körper meinen berührt: Selbst wenn dieser Körper nach einem ausgiebigen Blutgelage am wärmsten ist, ist er immer noch ein Grad kühler als meiner. Mich schaudert, weil ich gehofft hatte, ich könnte diesem Gespräch aus dem Weg gehen.
»Wir könnten Heiligabend bei meiner Mutter verbringen«, fährt Shane fort, »und sagen dann, wir müssten noch in der Nacht los, um rechtzeitig für den Weihnachtsbesuch bei deinen Eltern zu sein.«
Ich halte meine Augen geschlossen. Die Hoffnung, die ihm ins Gesicht geschrieben stehen dürfte, will ich mir nicht ansehen müssen. »Musst du denn in Nächten mit geradem Datum nicht arbeiten?«
»Dann fahren wir eben am 23. Dezember hin. Ist doch egal.« Gerade als er sich an mich geschmiegt und die richtige Position gefunden hat, klingelt sein Handy. »Verdammt! Warte, geht gleich weiter – dauert nur einen Moment, okay? Ich weiß, worum’s geht.« Er springt aus dem Bett und krallt sich das Handy, das auf meinem Schreibtisch
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