VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
alkoholgetränkten Tupfer aus der sterilen Verpackung schäle. Ich schiebe meinen Ärmel hoch und reibe mit dem Tupfer die Innenseite meines Unterarms ab. Mir ist noch nie aufgefallen, wie blass meine dort Haut ist.
Mit dem Skalpell in der Hand kommt David auf mich zu.
»So läuft das nicht.« Ich greife nach der Klinge. »Ich tu mir aus Prinzip lieber selber weh.«
Widerstrebend reicht David mir das Instrument. »Nur oberflächlich einschneiden, klar? Kratz ja keine Vene an, oder uns bleibt nur, dich ins nächste Krankenhaus zu schaffen!«
»Meine beste Freundin in der Highschool hat sich die ganze Zeit über geritzt. Ich weiß also genau, was ich zu tun habe, okay?« Ich umklammere das Skalpell fester. »Sie hat immer behauptet, danach ginge es ihr besser.«
Ich stehe auf und trete näher an das Kreuz heran. Als ich die Schneide des Skalpells ansetze, wimmert Lori auf, schlägt sich aber gleich darauf auf den Mund. Zu Travis hinüber mag ich lieber keinen Blick riskieren. Wahrscheinlich tropft dem schon der Geifer vom Kinn.
Ich schließe die Augen und drücke die Schneide in mein Fleisch.
Es tut gar nicht so weh, wie ich befürchtet hatte. Ich halte Travis meinen Arm hin und sage: »Mach voran! Damit wir hier fertig werden!«
»Ähm, Ciara?«, höre ich David sagen. »Du hast nicht einmal die Haut verletzt.«
»Oh!« Ich öffne die Augen und sehe, dass mein Arm nicht einen Kratzer hat.
Sanft nimmt David meine Hand. »Lass mich es versuchen, okay? Ich mach das schon.«
Eine Sekunde lang ziehe ich sein Angebot in Erwägung. Aber aus welchem Grund auch immer scheint mir das ein Akt, der mehr Intimität ausdrückt, als mir lieb ist.
Noch einmal hole ich tief Luft und drücke die Klinge in mein Fleisch. Dieses Mal wende ich mehr Kraft auf. Schmerz, sengend heiß wie ein Blitz, schießt in alle Richtungen durch meinen Körper. Ich ziehe das Skalpell meinen Arm entlang, zwei, drei Zentimeter, dann noch ein Stück weiter. Die Zähne fest zusammengebissen, hole ich Luft. Eine Linie aus dunkler Flüssigkeit quillt aus der Verletzung und schwillt an wie ein Bach nach einem Wolkenbruch. Blut, schwarz wie die Nacht, sickert mir den Arm entlang. Fasziniert starre ich das Blut an. Der Anblick erinnert mich an den Vorspann, der bei schrottigen Horrorstreifen immer wieder gern gewählt wird: Blut, das von den einzelnen Buchstaben die Leinwand hinuntertropft.
Travis räuspert sich.
Ich sehe auf, der Bann ist gebrochen. »’tschuldigung. Hier, bitte.«
»Moment noch!« David stellt sich hinter Travis und holt einen Pflock aus der Innentasche seines Mantels. Mit der Spitze zielt er auf den Rücken des Vampirs, genau zwischen den Rippen hindurch aufs Herz. »Also bitte: Bring mich ja nicht dazu, diesen Satz mit ›eine falsche Bewegung und …‹ zu sagen!«
Travis verdreht die Augen. »Ich tu ihr schon nich’ weh, okay!«
Ich mache einen Schritt auf ihn zu und halte ihm den Arm hin. »Denk daran: ja nicht saugen!« Ich drehe den Kopf weg.
Travis fasst mich am Ellbogen. Leicht streifen seine Lippen meine Haut, vielleicht zwei Fingerbreit unterhalb der Wunde. Ich spüre einen Blutfluss in Richtung seiner Lippen, mehr nicht, als atme er mein Blut einfach nur ein. Nach dem ersten Schluck wird sein Griff um meinen Ellbogen fester; seine Finger zittern. Ich blicke hinüber zu Lori, die, völlig versunken, das Ganze ebenso fasziniert wie entsetzt beobachtet. Als sich unsere Blicke treffen, nimmt sie meine freie Hand und drückt sie.
»Es könnte ein paar Minuten dauern«, erinnere ich die anderen. »Als Shane sich verbrannt hat …«
»He, schaut mal, es funktioniert!«
Ich blicke Travis an, der seine plötzlich freie Hand anschaut, als hätte er geglaubt, sie nie wieder zu sehen. Ich bemühe mich redlich, möglichst gar nicht oder nur ein klein wenig angewidert zu wirken, als ich ihm meinen Arm entziehe.
»Faszinierend!« David geht wieder hinüber zu seiner roten Sanitätertasche. Er fischt ein Päckchen sterile Kompressen heraus und reicht es Lori mit den Worten: »Mach das mal bitte für Ciara auf!« Dabei behält er Travis genau im Auge, den es einige Anstrengung kostet, meine blutende Wunde nicht anzustarren.
Ebenso wie ich. »Muss mich mal setzen.« Ohne darauf zu warten, dass mir Lori oder David beispringen, lasse ich mich auf meinen Hintern in den Dreck sacken und stecke den Kopf zwischen die Knie.
Lori hockt sich neben mich und kümmert sich um meine Wunde. »Gleich geht’s dir wieder besser.« Sie
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