VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
liegt. »Hallo, Regina.« Er klingt, als unterdrücke er ein Seufzen, als er sagt: »Na klar. Sommerzeit endet, ich weiß. Ich werde eine Stunde früher zu Hause sein.« Schweigen. »Okay, ich mache zwei Stunden draus.« Shanes Stimme ist ruhig und gelassen, keine Spur von Ungeduld zu erkennen – jedenfalls gemessen an Reginas Genörgel, das er ertragen muss. »Ja, bis dann.« Er beendet das Gespräch und kriecht zu mir ins Bett zurück. »Wo waren wir?«
»Weiß Regina eigentlich, dass du kein kleines Kind mehr bist? Warum verhält sie sich immer wie eine überfürsorgliche Glucke?«
»Weil unterfürsorglich zu sein für sie schon einmal ganz böse danebengegangen ist.«
Ich öffne die Augen. »Was soll das denn heißen?«
»Das erkläre ich dir ein anderes Mal.« Er nimmt meine Hand. »Also noch mal: Weihnachten. Was hältst du denn nun von meinem Vorschlag?«
»Youngstown ist eine Fünf-Stunden-Fahrt von hier entfernt. Wird sich deine Familie denn nicht fragen, warum wir erst gegen halb elf oder elf dort auftauchen?«
»Wir könnten auch schon einen Tag früher fahren und in einem dieser Hotels übernachten, wo die Fenster alle zu einem Lichtschacht hinausgehen. Da gibt’s dann kein Sonnenlicht.« Er schiebt seine Finger zwischen meine: eine wortlose Bitte um Zustimmung. »Oder ich könnte im Badezimmer kampieren, mit einem Handtuch vor der Türritze. Geht dann natürlich nur ohne Zimmerservice.«
»Aber Shane, es geht hier doch nicht nur um die Logistik!« Ehe ich weiterspreche, streichele ich mit meinem Daumen seinen. »Du kannst deine Familie nicht wiedersehen. Nicht zu Weihnachten und auch nicht zu einem anderen Termin. Die Liga wird das nicht erlauben.«
Er schürzt die Lippen. »Von mir aus soll sich die Liga doch ins Knie ficken!«
»Nein, die ficken dich ins Knie – und deine Familie! David hat gesagt, sie würden alles tun, um deine Tarnung nicht zu gefährden!«
»Sie würden nie …« Frustriert stöhnt Shane auf. Er rollt sich auf den Rücken und entzieht mir seine Hand. »Würden sie doch! Du hast recht: Diese Scheißkerle würden das wirklich machen!« Heftig fährt er sich übers Gesicht. Dann funkelt er mich böse an. »Du hast David echt erzählt, dass wir Eileen und meiner Mom begegnet sind?«
»Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
Shane blickt wieder zur Decke hinauf. »Verdammt noch mal, Ciara, verdammt!«
»Er wird der Liga nichts sagen. Aber sie finden es auch so heraus, keine Frage. Sie haben schließlich eine ganze Abteilung, die sich hauptamtlich mit eurer Anonymität beschäftigt.«
»Ich weiß.«
»Eines Tages, wenn du zu alt wirst, um noch so jung auszusehen, basteln sie dir eine neue Identität und verpassen dir einen neuen Namen.«
»Ich weiß.«
»Für alle anderen im Moderatoren-Team haben sie das schon gemacht. Nur für dich und Regina noch nicht.«
»Ich weiß! Ich weiß alles über die Liga.« Die Hand auf dem Kissen ballt er zur Faust. »Was glaubst du wohl, warum ich diesen Scheißverein so verabscheue?!«
»Sie tun doch nur, was das Beste für dich ist.«
Er dreht sich zu mir, stützt sich auf einen Ellbogen. »Indem sie meiner Mutter das Herz brechen? Indem sie mich zwingen, meiner Familie den Rücken zuzukehren, wenn sie mich am meisten braucht?«
»Du bist seit zwölf Jahren kein Teil ihres Lebens mehr.« Ich schlucke schwer. »Sie brauchen dich nicht.«
Sein Blick wird eisig, seine Stimme auch. »Macht es dir eigentlich Spaß, mir wehzutun?«
»Shane …« Meine Kehle ist wie zugeschnürt. »Ganz bestimmt nicht. Ich wünschte, alles wäre anders. Niemand wünscht sich mehr als ich, alles wäre ganz normal.«
Oje, das klingt mal wieder voll daneben!
Einen Augenblick lang starrt Shane mich an. Dann: »Was, verdammte Scheiße, soll das denn heißen?«, knurrt er. »Was meinst du mit ›normal‹? Meinst du damit wie mit einem Menschen? «
»Nein, ich wollte doch nicht …«
»›Normal‹ kannst du nicht haben. Nicht mit mir!« Er schlägt die Decke zurück und will aus dem Bett.
»So habe ich das nicht gemeint!« Ich setze mich auf. »Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist!«
Shane, schon auf der Bettkante, bleibt bei meinen Worten mit hochgezogenen Schultern sitzen. »Glücklich? Das gibt’s auch bei mir nun einmal nicht auf Dauer! Und du kannst nichts tun, um das zu ändern.«
Wut steigt in mir hoch. Meiner eigenen Hilflosigkeit wegen könnte ich mir beständig in den Hintern treten. Ich kann den Mann, den ich liebe, nicht vor der
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