VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Was, wenn du wieder eindöst und den richtigen Zeitpunkt verpass …«
»Kann nicht passieren.« Sein eigenes Handy steckt er sich in die Jeanstasche. »Ich fahre zurück zum Sender.«
»Jetzt?«
»Da wartet jede Menge Arbeit auf mich.« Er schlüpft in sein Hemd und blickt mich an. Mir ist die Überraschung sicher ins Gesicht geschrieben. »Was denn? Ich verschwinde doch dauernd mitten in der Nacht. Ich bin nachtaktiv – schon vergessen? – und lebe mein eigenes Leben, soweit man das so sagen kann. Ich bin nicht dein persönliches Kuscheltier.«
»Aber wir hatten doch … wir haben doch …«
»Gestritten?«
»Etwas ausdiskutiert. Da kannst du doch nicht einfach mittendrin gehen!«
»Das ist nicht ›mittendrin‹, Ciara.« Er greift nach seinen Chucks. »Das ist das Ende. Schluss. Aus.«
Mit einem Mal habe ich Wackersteine im Bauch. Ich starre Shane an. Macht er wirklich gerade Schluss mit mir?
Mir stockt der Atem. Er sitzt auf der Bettkante, schnürt sich die Chucks zu, als wäre nichts. Als ob die Welt nicht gerade kreischend und quietschend zum Stillstand gekommen wäre.
»Aber …« Meine Lungen füllen sich mit heißer Flüssigkeit, die hochkochen und mir jeden Moment aus Augen und Nase schießen wird …
Ich breche in Tränen aus; Schluchzer schütteln mich; ich heule Rotz und Wasser, als wären meine Augen zwei Feuerwehr-C-Rohre.
Sofort ist Shane neben mir. Er nimmt mich in seine starken Arme. »Ciara, was ist denn? Was stimmt denn nicht?« Der Ton ist eindringlich, verrät Bestürzung.
»Du hast doch … gesagt …« Ich kämpfe mit dem nächsten Schluchzer. »Du hast doch gesagt … es ist aus.«
»Was? Oh! Nein, nicht! Ich habe doch nur … nur unsere Diskussion … Herr im Himmel, ich habe doch nicht gemeint, dass es aus zwischen uns ist! Ich liebe dich doch!« Shane streichelt mir die Wangen, legt seine Stirn an meine. »Wie kommst du nur auf eine solche Idee?« Er küsst meine tränennassen Lippen. »Ich werde dich nie verlassen, Ciara, nie, das verspreche ich dir! Niemals, ich schwör’s bei Gott!«
Ich ziehe Shane in einen wilden, hungrigen Kuss, schiebe meine Hände unter sein Hemd. Obwohl mein ganzer Körper schmerzt und ich völlig erschöpft bin, muss ich Shanes lebendigen, atmenden Körper an meinem spüren, seine Wärme – jedenfalls alle Wärme und alles an Lebendigkeit, das Shane mir geben kann.
Wir lieben uns, als ob die Welt am Rande einer Apokalypse vorbeigeschrammt wäre. Danach verlässt Shane mich nicht, bewegt sich keinen Fingerbreit von mir fort, bleibt. Beruhigend streicht er mir übers Haar und versichert mir immer wieder, dass es bei Streitereien nur darum ginge, die Macken des anderen aufzudecken und irgendwie damit zurande zu kommen, und dass nichts von diesen Kinkerlitzchen kaputt zu machen vermöchte, was uns verbindet.
Ich höre ihm zu und bemühe mich, ihm zu glauben.
Am Sonntagabend pauke ich für die Prüfungen in der Mitte des Semesters. Sie stehen morgen an. Das ist eine willkommene Ablenkung von der existenziellen Angst, die mich bis in die Grundfesten meines Seins erschüttert hat.
Da mir mein Job als Werbemanagerin und Vampir-Bändigerin eine Fünfzig-Stunden-Woche beschert, habe ich dieses Mal nur einen einzigen Kurs belegt: Wirtschaftsethik. Immerhin schlafe ich während der Vorlesung nicht ein. Es ist ja auch ziemlich schwierig, wegzudösen, wenn man sich vor Lachen ausschüttet.
Ich nippe an meinem dritten Becher Kaffee. Die Füße stemme ich gegen die Rückenlehne meiner völlig verschlissenen Couch. Der Versuch, meine handschriftlichen Mitschriften zu entziffern, nötigt mir einiges ab. Mein Handy-Klingelton, mein aktueller Lieblingssong von Amy Winehouse, unterbricht meine Bemühungen. Ich strecke mich, um das Handy von dem Beistelltisch neben der Couch zu angeln. Dabei quält mich reichlich Muskelkater. Das kommt von zu viel Sex mit einem Vampir (Anmerkung: ›zu viel‹ ist in diesem Fall gerade richtig). Die eingeblendete Telefonnummer verrät mir, dass mein Boss mich zu sprechen wünscht. Ich klappe das Handy auf.
»David, du weißt doch genau, dass ich sonntags wegen meiner hingebungsvollen Frömmigkeit der Kirche der Gesegneten Bummelanten gegenüber nicht für den Sender arbeite!«
»Wir haben Dexter verloren.«
Mit einem Mal ist mein Mund staubtrocken. Meine Finger umklammern das Handy. »Oh Gott, nein!« Mir schießen Tränen in die Augen, die vom Stoßheulen gestern Nacht immer noch ganz geschwollen sind. »Ist er raus bei
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