VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Sonnenschein?«
»Nein, nicht doch! Er ist nicht tot. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wir sind ganz normal Gassi gegangen. Plötzlich rennt er los, mir reißt es die Leine aus der Hand, und er ist auf und davon die Straße runter.«
Entschlossen klappe ich das Lehrbuch zu und setze mich kerzengerade auf. »Ich kümmere mich darum. Ruf du im Sender an! Jeder unserer Moderatoren soll nach jedem Titel eine Ansage machen: dicke Belohnung für Infos über den Verbleib unseres Hundes. Von mir aus nimm alle Karten für Konzerte, die wir gebunkert haben, dafür! Schärf ihnen ein, dass sie sagen sollen, niemand dürfe auf die Idee kommen, Dexter anzufassen, klar?« Schon schlüpfe ich in meine Schuhe und schnappe mir die Jeansjacke, die auf der Rückenlehne des Sofas liegt. »Bildet eine Telefonkette! Schickt alle Vampire los, die Umgebung auf der Suche nach ihm zu durchkämmen! Ich rufe Lori an. Verteile alle Ampullen mit Hundeblut an Vampire, die Dexter nicht kennt!«
»Es tut mir so leid, Ciara! Wenn Dexter irgendwas passiert, verzeihe ich mir das nie!«
»Ja, schon klar!« Ich haste den Flur entlang und springe ins Schlafzimmer, wo ich rasch Schlüssel und Handtasche, die auf dem Schreibtisch liegen, einsammle. »Sag mir einfach nur, wo du ihn zuletzt gesehen hast!«
»Ich bin ihm noch bis runter zum Highway gefolgt. Aber da habe ich ihn aus den Augen verloren. Ich weiß nicht, in welche Richtung er ist.«
Zum Highway. Bei jedem anderen Hund hätte diese Richtungsangabe mir einen Herzkasper beschert. Aber Dexter kann nicht von einem Auto überfahren werden. Okay, das schon, aber er ist dann nicht tot wie ein normaler Hund. Andererseits könnte er auch einen schlimmen Unfall verursachen, und das Letzte, was wir gebrauchen können, sind Berichte in den Boulevardblättchen der Umgebung über einen riesigen Hund, der von den Toten aufersteht.
Während ich in meinen Wagen steige, verdränge ich mit aller Macht das Bild, wie mein schwarzes Riesen-Hundchen beim ersten Tageslicht in Flammen aufgeht.
»Also noch einmal, Leute: Der verloren gegangene Hund ist bewaffnet und gefährlich.« Shanes Stimme dringt aus dem Autoradio zu mir. Es ist zwei Uhr fünfundfünfzig, das Ende von Reginas Sendung. »Versucht ja nicht, das Biest einzufangen – der reißt euch selbst mit drei auf den Rücken gebundenen Pfoten den Arsch auf! Ruft mich einfach bei WVMP an, wenn ihr Infos für uns habt. Was an Tipps zur Ergreifung des Flüchtigen führt, bringt euch Bares oder in die Lage, zwischen einer ganzen Menge Konzertkarten zu wählen.« Shane schweigt einen Augenblick lang. »Wäre Regina jetzt auf Sendung, würde sie euch sagen, dass Shane McAllister euch zur vollen Stunde mit seiner Sendung Whatever in den Schlaf wiegt. Dann käme ich ans Mikro, und wir würden ein bisschen verbal die Klingen kreuzen und beweisen, wer von uns schlagfertiger und witziger ist. Aber wie ihr alle da draußen wisst, wird Regina immer noch, sobald sie auf Sendung geht, von den Mächten des Bösen belegt. Ihr könnt eure Unterstützung für Regina und den Sender beweisen, indem ihr bei der Beschwerdestelle der FCC anruft und euch beschwert .« Er betet die entsprechende Telefonnummer herunter. »Sagt denen da, wir wollten endlich Gerechtigkeit und unser Recht! Aber was wir momentan mehr wollen als alles andere, ist unseren Hund zurück.«
Bei I Wanna Be Your Dog von den Stooges drehe ich die Lautstärke herunter, damit ich noch einmal Lori anrufen kann. Niemand hat bisher Dexters ach so unauffällig kleine Kehrseite auch nur aufblitzen sehen. Er könnte bereits halb in Pennsylvania sein. Vielleicht entdeckt er ja einen Platz, wo er sich ein Loch graben kann, um den ganzen Tag über unter der Erde zu bleiben.
Oder vielleicht kapiert er auch gar nicht, dass die Sonne aufgehen wird, bis es zu spät ist. Für einen Hund mag er ja recht gewitzt sein, aber er ist immer noch nur ein Hund. Als solcher gehört er einer Spezies an, die für ihre Fähigkeiten im Pläneschmieden und planvolles Handeln an sich nicht gerade berühmt ist.
Während ich in die Straße einbiege, in der ich wohne, drücke ich die Kurzwahltaste für Loris Handynummer. Ich musste zurück in die Stadt, um zu tanken. Da ich nun schon einmal hier bin, habe ich mir gedacht, ich könnte auch bei mir zu Hause vorbeischauen. Nur für den Fall, dass Dexter auf die Idee gekom …
Da.
Durch das geschlossene Fenster, über die Geräuschkulisse, die die Stooges über die Radiolautsprecher zu entfalten
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