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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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zurückhaltend. Aber während dieser Huldigung des Schreiberlings schmilzt seine Zurückhaltung dahin wie Eis in der Sonne. »Wow … ich meine, danke.« Mit einer befangen wirkenden Bewegung wirft er die Haarmatte zurück, die ihm ins Gesicht fällt. »Ich meine: Hallo, schön, dass du zur Party gekommen bist.«
    »Wärst du, äh, wären Sie zu einem Interview bereit?«
    »Echt? Okay, aber bleiben wir beim Du. Du willst echt ein Interview mit mir?« Shane streicht sein Flanellhemd glatt. »Echt mit mir, ja?«
    »Shane kommt gleich zu dir rüber, dauert nur ’ne Sekunde, und er ist an unserem Tisch von vorhin, okay?« Bedeutungsvoll blicke ich Glaser an und zeige auf den Tisch, an dem wir vorhin noch gesessen haben. Glaser hebt sein kleines Notizbuch wie zum Salut und wieselt in den rückwärtigen Bereich des Smoking Pig.
    Shane fasst mich am Ellbogen. »Du siehst heute Abend süß aus.«
    »Nur heute Abend?«
    »Nein, immer.« Rasch drückt mir Shane einen Kuss auf die Lippen. Ich kann mich nicht zurückhalten und dehne den Kuss genussvoll aus. Eine absolut unprofessionelle Zurschaustellung unserer Gefühle füreinander. Schließlich löst sich Shane mit einem hörbaren Seufzer aus dem Kuss und meinen Armen. Leise sagt er mir ins Ohr: »Also, was erzähl ich denn dem Typen jetzt?«
    »Er sagt, der Aufhänger für seine Story sei der Kampf der unabhängigen Radiosender ums Überleben. Also gib ihm dein ganzes Authentizitätsding, du weißt schon, und dass es beim Radiomachen nur um die Musik gehen sollte und um sonst nichts, klar?« Ich hake meinen kleinen Finger in eine der Gürtelschlaufen seiner ausgeblichenen, zerschlissenen Jeans. »Du weißt schon: das ganze korrekte Zeug, auf das ich so abfahre!«
    »Was du so abgefahren naiv findest, genau.« Er lacht leise auf; sein warmer Atem streift mein Ohr. Dass der Atem warm ist, beweist, dass er heute Abend schon vor der Party sein Quantum zum, ähm, Vorglühen gehabt haben muss. »Was ist mit dem ganzen Untoten-Zeugs? Soll ich da das übliche Ding fahren: vorgeben, ein Mensch zu sein, der vorgibt, ein Vampir zu sein, ja?«
    »Genau, und mit reichlich Augenzwinkern. Mach’s wie immer: Gib ihm einfach dein übliches ironisches Ich.«
    »Kapiert.« Rasch haucht er mir noch einen Kuss auf die Wange, ehe er sich in Richtung Jeremy Glaser aufmacht.
    Gerade wird Bill Rileys Flying Saucer Rock ’n’ Roll langsam ausgeblendet. Spencers honigsüßer gedehnter Südstaaten-Singsang perlt aus den Lautsprecher-Boxen.
    »Bis Halloween, meine sehr verehrten Damen und Herren, bleiben uns noch zwei Stunden. Zeit für mich, mich von Ihnen zu verabschieden und den Stab an meinen großartigen Freund weiterzugeben, an Mississippi Monroe Jefferson!« Die Menge pfeift und brüllt begeistert, besonders die Älteren im Publikum. Spencer fährt fort: »Er spielt Ihnen jetzt ein paar seiner Blues-Stücke, die Ihnen – das kann ich sogar garantieren – einen Schauer den Rücken hinunterjagen werden!«
    Er macht einen Schritt zur Seite und justiert das Mikrofon niedriger, auf Monroes Sitzhöhe. Wie bei einem Zaubertrick ist Monroe gleich hinter ihm erschienen. Er sitzt auf einem Stuhl, die akustische Gitarre im Schoss. Beifall brandet auf. Im Licht der Bühnenscheinwerfer schimmert Monroes Anzug reinweiß, ein wunderbarer Kontrast zur ebenmäßigen, ebenholzfarbenen Haut unseres ältesten Vampirs und dem glänzenden scharlachroten Lack seiner Gitarre.
    Monroe steigt mit einer wundervollen, zu Tränen rührenden Version von Robert Johnsons Me and The Devil Blues in den Abend ein. Ich kann nicht anders: Dass er sich damit einspielt, zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht. Wie Monroe in einen Vampir verwandelt wurde, wissen seine Fans genau. Wie einige andere legendäre Musiker aus seiner Zeit und aus der Gegend ist auch Monroe losgezogen, um sich an einer bestimmten Straßenkreuzung mit dem Teufel zu treffen. Dort wollte er ihm seine Seele im Tausch dafür anbieten, ein wahrer Meister des Blues zu werden. Statt des Teufels aber wartete ein Vampir auf Monroe. Der Rest ist Geschichte.
    Blues steigert in mir von jeher das Verlangen nach dem ein oder anderen alkoholischen Getränk. Also mache ich mich auf an die Theke und gebe Stuart ein entsprechendes Zeichen. Stuart ist der Wirt vom Smoking Pig. Heute Abend hat er den heldenhaften Versuch gestartet, wie Simon Le Bon von Duran Duran auszusehen.
    Stuart lässt eine Flasche meines Lieblingsbiers auf mich zu über die Theke schlittern. »Wie

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