VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
sind ein Paar an. Es beruhigt mich kein Stück, dass Franklin und sein Freund mit uns feiern. Dadurch nämlich sieht das ganze Essen erst recht nach einem Doppeldate aus.
David kommt ins Esszimmer, wo ich gerade den Tisch decke und sich meine überall verpflasterten Finger mit dem dazu nötigen Besteck und Geschirr abmühen.
»Wir sind soweit«, verkündet er. »Bitte denk dran, dass Aaron nicht die Wahrheit über unsere Vampire kennt! Also behandele ihn bitte wie jeden anderen Vertreter der Öffentlichkeit!« David wirft einen Kontrollblick ins Wohnzimmer. Dann hastet er hinüber und sammelt die Post auf, die sich auf dem Beistelltisch am Sofa stapelt. »Es ist so unordentlich hier, dass eines ganz sicher ist: Ich bin kein Vampir.«
Nervös lache ich und zermartere mir das Hirn darüber, auf welche Seite vom Teller die Löffel gehören, rechts oder links. Shane wüsste das natürlich sofort. Er würde mich allerdings auch dazu anhalten, alles, jedes Besteckteil, jeden Teller, mit der Unterkante an genau derselben Linie auszurichten.
»Das hier ist übrigens deine Post.« David kommt mit einem kleinen Stapel Briefumschläge, die von einem Gummiband zusammengehalten werden, wieder zurück ins Esszimmer. »Per Nachsendeantrag von deiner alten Adresse hierher gegangen.«
Ich lasse die Löffel auf dem Tisch liegen und nehme David den Stapel Briefe ab. Ich wollte mir meine eigene Post lieber nicht an die neue Adresse nachschicken lassen. Denn dort residiere ich ja schließlich unter dem Namen Elizabeth Vasser.
Das meiste ist Werbung; dazu gibt es noch die eine oder andere Rechnung. Eine ziemlich mitgenommene Postkarte drehe ich um, um den Text zu lesen. Wen kenne ich denn, der gerade Urlaub in St. Louis macht?
David schnippt mit den Fingern. »Fast hätt ich’s vergessen! Ich muss meine Mutter noch anrufen.« Er verschwindet in die Küche.
Mir bricht der kalte Schweiß aus. Die Postkarte in meiner Hand wird unangenehm glitschig.
Liebe Ciara,
wie du dir sicher denken kannst, bin ich schon lange nicht mehr hier, wenn du diese Karte bekommst. Aber ich möchte dich trotzdem wissen lassen, dass ich bisher in Sicherheit war, obwohl es dich möglicherweise gar nicht mehr interessiert, ob ich am Leben bin oder tot.
In letzter Zeit habe ich viel über deine Mutter nachgedacht und was ich ihr angetan habe. Ich muss jedes Mal weinen, wenn ich mir vorstelle, wie sie in dieser Zelle sitzt. Ich hoffe, du machst nicht denselben Fehler.
In Liebe,
Dad
»Nein, Mom, nur ein paar Arbeitskollegen.« David kommt von der Küche hereingeschlendert, während er telefoniert. »Ja, selbstverständlich habe ich richtige Butter für die Sauce genommen. Ich weiß, ja: Thanksgiving ist nicht der Tag, an dem man sich gesund ernährt, ja. Herzinfarkte sind die übliche Folge von Feiertagen. Ich weiß.«
Er verdreht die Augen, als sich unsere Blicke begegnen. Ich wende mich rasch ab, damit er mein Gesicht nicht sehen kann.
Ich lese die Postkarte ein zweites Mal. Die Lehne des alten Holzstuhls, eine echte Antiquität, kommt mir gerade recht: Beim Lesen lege ich meine Hände darauf, damit sie nicht so zittern.
Was meint mein Vater mit dem Satz ›Ich hoffe, du machst nicht denselben Fehler‹? Glaubt er, ich ruiniere Shanes Leben, wie er das meiner Mutter ruiniert hat? Oder ist es vielleicht durch ihn ruiniert worden? Wer von uns beiden ist denn nun das Monster?
Es klopft an der Tür. Ich falte die Postkarte auf die halbe Größe zusammen und lasse sie in der Tasche meiner WVMP-Schürze verschwinden.
Immer noch am Telefon gibt mir David Zeichen, doch bitte an die Tür zu gehen. »Niemand aus meinem Freundeskreis, der in meinen Alter ist, ist schon verheiratet«, versichert er währenddessen seiner Mutter. »Mit dreiunddreißig ist man noch nicht zu alt zum Heiraten, nein.«
In meinem Kopf dreht sich alles. Ich muss mich am Geländer festhalten, als ich die wenigen Stufen in den Eingangsbereich hinuntergehe, um die anderen Gäste in Empfang zu nehmen.
»Doch, ich habe mich verabredet. Ein paar Mal, ja. Aber es war nichts Ernstes.« David schweigt einen Moment. »Ja, Mom. Mit Frauen.«
Ich öffne die Tür. Ein Blick genügt, und ich weiß, warum die überirdische Schönheit unserer Vampir-DJs keinen nachhaltigen Eindruck auf Franklin macht. Gleich an seiner Seite weilt sein eigener göttergleicher Kerl.
»Und du, äh, Sie sind Aaron?« Mit offenem Mund glotze ich die hochgewachsene Gestalt an. Er ist lässig-leger gekleidet: männlich
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