VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
modisch, aber nicht modepüppchenhaft. Ein Windstoß spielt mit den dunklen Strähnen, die ihm trotz der kurz gehaltenen Frisur in die Stirn fallen. Der graue Himmel hinter ihm ist der perfekte Hintergrund für tiefblaue Augen, umrahmt von absolut perfekten dichten, schwarzen Wimpern. Er ist sicher nicht älter als dreißig und damit glatt zehn Jahre jünger als Franklin. »Echt jetzt?«
Er schenkt mir ein Lächeln, das Grübchen in seine Wangen zaubert und mir die Knie weich werden lässt. »Ruhig Du, wenn du magst. Ciara, nicht?« Ich nicke. »Vielleicht möchtest du gern erst meinen Ausweis sehen, ehe du uns hineinbittest?«
Mein Blick sucht Franklin, der seinen selbstgefälligen Gesichtsausdruck ganz zu Recht zur Schau trägt.
»Wir haben Wein mitgebracht.« Aaron drückt mir zwei Flaschen Rotwein in die Hand, einen Cabernet Sauvignon und einen Syrah.
»Danke schön«, sage ich mit der Überschwänglichkeit einer Gameshow-Gewinnerin.
Gemeinsam machen wir uns in Richtung Küche auf, wo David immer noch versucht, sich von seiner Mutter zu verabschieden und das Gespräch zu beenden.
»Ja, sicher, ich komme nächstes Jahr zu Thanksgiving ganz bestimmt nach Florida. Okay, dann zu Ostern. Ja, okay, in Ordnung, ich hab dich lieb. Ja, okay, bye.«
Die drei Männer begrüßen einander, während ich den Cabernet öffne. Vielleicht kann mir ja ein Glas Wein dabei helfen, die Postkarte in meiner Schürzentasche zu vergessen.
Erst jetzt schlägt die wichtigste Erkenntnis aus der Postkarte in meinem Bewusstsein ein wie ein Meteor: Mein Vater lebt! Zumindest noch vor zwei Wochen, als laut Poststempel die Karte abgeschickt wurde.
Ich bin so erleichtert, dass Seifenblasen aus hysterischem Lachen in mir hochsteigen. Rasch schlage ich die Hand vor den Mund und bemerke dabei, dass meine Finger eiskalt sind.
Die drei Männer werfen mir verwirrte Blicke zu. Mir geht auf, dass sie sich gerade über die hohen Preise von Heizöl unterhalten haben.
»’tschuldigung. Ich habe gerade an etwas anderes denken müssen.« Ich halte die Flasche hoch. »Wein?«
In der folgenden Stunde fällt mir wieder ein, dass Aaron am Sherwood College Dozent ist – an der Fakultät für Geschichte, die ich bislang erfolgreich habe umgehen können. Aber jetzt werde ich seinen Kurs Geschichte Osteuropas definitiv als Wahlfach belegen. Ich hätte nichts dagegen, drei Stunden die Woche in dieses Gesicht zu blicken. Außerdem verspricht Aaron mir, ich dürfe meine Semesterarbeit über Vampire schreiben.
Wir gehen zu Tisch. Mein Verstand ist von zwei Glas Wein bereits benebelt. Den Wein begleiteten auch nur ein paar wenig gehaltvolle Hors d’œuvres. Normalerweise vermeide ich, mehr als ein Glas Alkohol zu trinken, damit sich mein Denkvermögen nicht zur Unzeit verabschiedet. Aber seit der Postkarte meines Vaters liegen meine Nerven blank.
Ich sitze neben Franklin und damit Aaron gegenüber. Auf diese Weise wird selbst der äußere Anschein vermieden, David und ich wären ein Paar. Wenn David mir jetzt in die Augen blicken könnte, würde er sofort bemerken, dass ich ihm etwas vorenthalte. Beinahe hätte mein Vater Davids Tod verschuldet, und Lanham hat mich noch einmal strikt angewiesen, ihm zu berichten, sobald ich von meinem Vater höre.
Damit sie ihn jagen und schließlich umbringen können? Da scheiß ich doch drauf! Klar, er hat Strafe für seinen Verrat verdient. Aber ich werde niemandem helfen, meinen Vater umzubringen. Er hat sich gegen seine eigene Familie gestellt, um sich ein paar Jahre Gefängnis zu ersparen. Dazu werde ich mich nicht herablassen, ich nicht!
»Und wo sind eure anderen Kollegen?«, will Aaron wissen. »Ich dachte, ich würde heute Abend den berühmten DJs von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen.«
Wir alle reden gleichzeitig.
»Sie schlafen«, platze ich heraus.
»Sie sind beschäftigt«, erklärt Franklin.
»Sie sind ihre Familien besuchen«, meint David.
Um Aarons Mund zuckt es. Dieses Mal ist es nur ein Grübchen, das sein schiefes Lächeln hervorzaubert. »Aha, sie sind also damit beschäftigt, bei ihren Familien zu schlafen, richtig, ja?«
Ich lache und reiche die Schüssel mit dem Süßkartoffelpüree an ihn weiter. »Die WVMP-Moderatoren verbringen die ganze Nacht damit, mit der Welt da draußen zu sprechen. Da ist es doch klar, dass sie an den Feiertagen am liebsten Winterschlaf halten würden, oder nicht?«
Ich platziere einen Berg Preiselbeeren auf meinem Teller. Die rote Farbe und der derzeitige
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