VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Gegenstand des Tischgesprächs erinnern mich aber nur an das, was ich schon den ganzen Tag zu verdrängen suche. Die DJs halten keinen Winterschlaf zu Thanksgiving, ganz im Gegenteil. Sie feiern heute auch ein Dankesfest, aber mit ihren Lieblingsspendern. Sie nennen es ›das T-Fest‹. Alles, was mir Shane darüber erzählen wollte, war, dass es ein Festessen geben wird, dem ein … tja, nun weiteres Festessen folgt. Wofür das T steht, wollte er mir nicht verraten, außer dass es nicht die Abkürzung für Thanksgiving oder Truthahn ist.
Aaron reicht mir die Sauciere. »Gibt es in Sachen Piratensender eigentlich Fortschritte?«
»Wir wissen, wer hinter den Störsignalen steckt«, beantwortet David die Frage. »Jetzt müssen wir nur noch die FCC dazu bringen, etwas gegen die Piraten zu unternehmen.«
Franklin brummt. »Der Reiz des Neuen jedenfalls ist, was unsere Werbekunden angeht, längst verloren.«
»Aber ihr müsst doch keine Angriffe fürchten, solange ihr nur Künstler und keine Künstlerinnen auflegt beziehungsweise ans Mikro lasst, oder?«
»Das schon, ja«, erwidere ich. »Aber unsere Werbekunden wissen nun einmal, dass FAN unser Signal jederzeit mit seinem Signal überlagern kann, und das vollständig. Also haben sie wenig Lust, ihre Werbeverträge mit uns zu verlängern. Warum einen Haufen Geld im Voraus bezahlen, wenn ihre Werbeeinspielung förmlich in Bibelsprüchen untergehen könnten?« Die Tatsache, dass wir den Störsender jederzeit abzuschalten in der Lage sind, behalte ich für mich. Der Drahtseilakt, den wir tagtäglich aufzuführen haben, ist einem Normalbürger nur schwer zu erklären.
Aaron rückt seinem Stück Truthahn mit Messer und Gabel zu Leibe. »Vielleicht solltet ihr in die Offensive gehen.«
David wirft mir einen warnenden Blick zu, ehe er etwas darauf erwidert. »Offensive? Was denn für eine Offensive?«
»Die Leute, die euch ans Leder wollen, plärren in die Welt, ihr würdet zur Hölle fahren – vorausgesetzt, das Schild, das nach der Brandstiftung vor dem Smoking Pig gefunden wurde, war eine Botschaft für euch. Das passt in jedem Fall zu der Botschaft, die der Piratensender über den Äther bringt. Macht das doch zu eurer Sache!«
David blinzelt überrascht. »Wie, was jetzt: zu unserer Sache machen? Das zur Hölle fahren?«
»Bei solchen Spinnern wie denen von FAN bringen Appelle an die Vernunft gar nichts! Mit welchen Argumenten ließen sich denn deren Parolen gegen euch entkräften? Wie soll man denn erklären, dass man nicht dadurch zum schlechten Menschen wird, dass man aus rein werbetechnischen und damit monetären Gründen vorgibt, Vampir zu sein? Sagt mir einen vernünftigen Grund dafür, könnt ihr das? Nein! Daher hieße die Botschaft von FAN zu bestreiten, diese Botschaft zu stärken.«
Bedächtig nickt David. »Wie Nixon, als er beteuert hat: ›Ich bin kein Gauner!‹«
»Ganz genau. Also spinnt euer Schicksal aus, das euch zur Hölle verdammt, und treibt die Sache weiter, als sich die FAN-Leute überhaupt vorstellen können!«
Ich spüre, wie ein Lächeln sich aus den Tiefen meiner schwarzen Geldschefflerseele hinauf auf mein Gesicht stiehlt. »Wir könnten daraus das Filetstück einer neuen Werbekampagne machen!«
»Für meinen Geschmack geht das ein ganzes Stück zu weit!«, widerspricht Franklin.
»Ich könnte eine Testkampagne entwerfen und schauen, ob sie uns die Hölle heiß machen … ähm, okay: welche Reaktionen kommen.« Eine Idee blitzt auf, und vor Begeisterung schlage ich auf den Tisch, dass die Teller hüpfen. »Die große Vorweihnachtsparty!«
Aaron blickt Franklin an und hebt eine Augenbraue. »Was denn für eine große Vorweihnachtsparty?«
Franklin seufzt. »Jetzt am Freitag, drüben in Baltimore. Unsere erste richtig große Außenübertragung.« Er wendet sich an mich. »Was der ganzen Sache genug Albtraum-Qualitäten beschert, auch ohne dass eine ganze neue Werbekampagne ihren ersten Auftritt hat!«
Ich blicke David an, das Zünglein an der Waage, nein, den, der letztlich zu entscheiden hat, den Boss. »Was hältst du davon? Von WVMPs höllischem Vergnügen zum Fest?«
David und Aaron lachen. Franklin fasst sich an die Stirn und stützt dann den Kopf in die Rechte. »Ist euch denn gar nichts mehr heilig?«, fragt er.
»Auf den ersten Blick scheint’s eine fantastische Idee.« David träufelt nacheinander Soße über alles, was er sich auf den Teller geladen hat. »Aber eines ist klar: Wir spielen mit dem Feuer.«
Nach dem
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