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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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gestützt, lege ich mein Kinn auf die verschränkten Hände, damit mein bewundernder Blick eine noch bessere Bühne hat. »Und welches Ziel ist das?«
    »Ein Hirte zu sein.« Ned spreizt die Hände, die er auf die Tischplatte gelegt hat. »Weißt du, jeder von uns hat die Wahl. Wir können uns in uns selbst zurückziehen und in unserer eigenen Verbitterung ertrinken. Oder wir können die Augen öffnen und das Leid anderer erkennen. Zuerst macht das alles nur noch schlimmer, weil es uns daran erinnert, welchen Schaden diese Kreaturen anzurichten vermögen. Aber sobald wir andere in den Schutz der Herde zurückführen, sobald wir ihnen den Weg in die Freiheit und den wahren Weg zu Gott zeigen können, befreien wir auch uns selbst – und das endgültig.«
    Am liebsten hätte ich den Blick abgewandt, nein, um ehrlich zu sein: Am liebsten wäre ich weggerannt. Seine Worte erinnern mich viel zu sehr an die Lügen, die meine Eltern in ihren Erweckungsgottesdiensten der versammelten Gemeinde aufzutischen pflegten, an die Parade der armen Trottel, die ihr Erspartes hergaben für das Versprechen, erlöst zu werden. Auch Mom und Dad sprachen immer von Freiheit und Hoffnung, und die Augen derjenigen, denen sie gerade das letzte Geld aus der Tasche gezogen hatten, leuchteten genau wie Neds.
    »Das klingt richtig gut«, wirft Lori ein. Das ›richtig‹ hat zwei deutlich voneinander getrennte Silben, ›rich-tig‹, beide betont. Wahrscheinlich will sie besonders ernsthaft und begeistert klingen, aber das geht eher nach hinten los.
    »Doch bestimmt, es ist inspirierend!« Kevin beugt sich vor, stemmt die Ellbogen auf den Tisch, gestikuliert wild mit den Händen. »Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Wir müssen einander vor diesen Monstern beschützen, nicht nur mit Worten, sondern mit Taten.«
    Endlich kommen wir weiter! Ich nippe an meinem Schoko-Milchshake und frage ganz unschuldig: »An was für Taten denkst du dabei?«
    Kevin wirft mir einen misstrauischen Blick zu. »Nichts Illegales. Wir zeigen einander nur, wie man sich vor einem Angriff schützt. Wir sorgen dafür, dass niemand von uns nachts allein auf den Straßen ist.« Ein dunkler Blick trifft Lori. »Wir machen den Leibwächter für andere.«
    Kevin sieht aus, als wolle er weit mehr, als nur Loris Leib bewachen . Das bietet mir eine nette Gelegenheit, mit ihm Jäger des verlorenen Hintersinns zu spielen.
    »Wir können uns ganz gut selbst schützen«, sage ich zu Kevin. »Dazu brauchen wir keine großen, starken Männer wie dich.«
    Kevin schüttelt den Kopf, dass die Locken fliegen. »Es ist schon für einen großen, starken Mann schwierig, gegen einen Vampir zu bestehen, selbst für einen Mann, der Selbstverteidigung trainiert wie ich. Aber Frauen haben nun einmal weniger Körperkraft als ein Mann. Sie sind einfach schwächer.« Als ich ärgerlich das Gesicht verziehe, fügt er hinzu: »Dein Freund hat dich überwältigt. Du hattest keine Chance gegen ihn.«
    Mit dem Strohhalm rühre ich in meinem Milchshake. Ich blicke nachdenklich und unglücklich drein. »Dann meinst du also nicht, dass ich selbst schuld war?«
    »Selbstverständlich warst du das nicht! Vampire sind Räuber, Jäger. Sie machen sich die Schwäche ihrer Beute zunutze. Und verglichen mit ihnen sind wir alle nun einmal schwach.«
    Es gelingt mir, meinem Gesicht einen weichen, traurigen Ausdruck zu geben, ganz so, als ob ich gerade zu einer traurigen Erkenntnis gekommen wäre. »Danke, dass du das gesagt hast! Ich bin es so leid, immer die Starke spielen zu müssen.« Ich lege die Hände in den Schoß und senke den Blick. »Manchmal wünsche ich mir … ich meine, ich denke, es könnte manchmal ganz nett sein, einen Mann zu haben, der auf mich aufpasst. Einen Mann, der mir die schwierigen Entscheidungen abnimmt. Dann könnte ich mich vielleicht endlich darauf konzentrieren, was wirklich wichtig im Leben ist.« Ich spiele am Verschluss meines Armbands herum. »Ihr versteht schon, so was wie Kinder zu haben.«
    Ned wählt einen sanften, leisen Tonfall. »Wünschst du dir denn Kinder, Ciara?«
    Mit großen Augen blicke ich ihn an. »Wünscht sich das nicht jeder?« Ich vermeide es, Lori anzublicken. Ich weiß genau, ich bekäme sofort einen Lachkrampf. »Ich habe immer schon Kinder gewollt. Aber heutzutage darf es ja einer Frau nicht mehr reichen, Kinder zu haben, Mutter zu sein.«
    »Ja-ah«, setzt Lori zögernd hinzu. »Ich bin auch nur aufs College, weil ich dachte, da finde ich jemanden zum

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