Vampire trinken ex
die Namen von Bildhauern, die
noch nicht mal am Anfang einer Karriere stehen. Ist Mr. Arlen zu sprechen ?«
»Er wird bald wieder hier
sein«, erwiderte der Dicke. »Wenn Sie sich inzwischen seine Bilder ansehen
wollen — er hat sicher nichts dagegen .«
»Danke«, sagte ich.
Wir gingen um die Theke herum,
folgten ihm durch eine Tür in den hinteren Teil des Lagerhauses. Es war ein
riesiger, kahler Raum. Die Dachbalken sahen aus, als würden sie jeden Moment
einstürzen, so verfault war das Holz, und die großen Oberlichte waren mit Schmutz und Spinnweben überzogen.
Den Ehrenplatz in der Mitte
nahm ein tolles Mobile ein. Zwei überlebensgroße Figuren, Mann und Frau,
standen eng umschlungen in einer antiken Sitzbadewanne. Beide Figuren waren aus
Blech geschnitten. Ein verbogenes Rohr kletterte aus der Wanne und erblühte über
ihren Köpfen zu einer Dusche. Die Sitzbadewanne stand auf einem runden Sockel.
»Ich weiß, es ist eine dumme
Frage«, bemerkte ich, »aber was soll das eigentlich darstellen ?«
»Es ist Scotts neuestes Werk .« Der Dicke lachte. »Aber das ist noch gar nichts. Warten
Sie nur .«
Er watschelte durch den Saal
und drückte auf einen Schalter. Der runde Sockel begann sich langsam zu drehen,
während die Blechfiguren in orangefarbenes Licht getaucht wurden. Aus dem
Inneren der Sitzbadewanne kamen obszöne, gurgelnde Geräusche, dann rieselte
Wasser aus der Dusche auf die beiden sich drehenden Figuren hinunter.
»Hat er einen Namen für das
Werk ?« erkundigte sich Fran erstickt.
»>Sex muß nicht schmutzig
sein<«, erwiderte er. »Aber das ist nur der Arbeitstitel .« Er drückte wieder auf den Schalter. »Möchten Sie sich jetzt Rogers Bilder
ansehen ?«
An der einen Wand lehnte eine
ganze Reihe von ihnen. Das erste halbe Dutzend waren Landschaften und Akte,
alle gleich langweilig und farblos. Dann kamen die Gemälde, die mich an die ins
Riesenhafte vergrößerten Fotografien in Horace Chases Keller erinnerten. Bei
näherem Ansehen stellte ich fest, daß es sich um nahezu perfekte Kopien
handelte. Der Vampir, der eben seine Fänge in den Hals seines Opfers schlug,
der Werwolf, der zum Sprung auf sein Opfer ansetzte, und so weiter. Der einzige
Unterschied bestand darin, daß Arlen für alle seine unglücklichen Opfer stets
dasselbe Modell genommen hatte: eine farblos wirkende Blondine; aber
vielleicht, sagte ich mir, war sie in Wirklichkeit nicht farblos; vielleicht
lag es nur an seiner schlechten Technik, daß sie so wirkte.
»Das ist sie«, hauchte mir Fran
ins Ohr.
»Wer ?« brummte ich.
»Fern. Meine Schwester.«
»Woher willst du das mit
Sicherheit wissen ?« murmelte ich. »Das kann praktisch
jede beliebige Blondine sein .«
»Aber sie ist es. Ich sage es
dir doch .« Ihre Nägel gruben sich in meinen Oberarm.
»Du mußt etwas tun, Rick .«
»Wenn Sie etwas sehen, das
Ihnen gefällt«, bemerkte der Dicke hoffnungsvoll, »wird Ihnen Roger sicherlich
einen günstigen Preis machen, sobald er wieder da ist .«
»Eines fehlt«, bemerkte ich.
»Eines fehlt ?«
Er starrte mit
zusammengekniffenen Augen auf die Reihe von Bildern an der Wand, als hoffte er,
das fehlende Gemälde würde plötzlich auftauchen und sich für seine Abwesenheit entschuldigen.
»Ein Bekannter hat uns davon
erzählt«, fuhr ich fort. »Er meinte, es wäre das Beste, was Arlen je gemalt
hat. Es sähe wie ein Spinnennetz aus, in dessen Mittelpunkt ein junges Mädchen
gefangen ist .«
»Das habe ich nie gesehen«,
beteuerte er hastig. »An so etwas würde ich mich erinnern .«
»Das Mädchen im Mittelpunkt des
Netzes muß jung und unberührt sein«, bemerkte ich im Konversationston. »Es wird
selbst zum Mittelpunkt des Netzes, und die okkulten Kräfte verbreiten sich dann
strahlenförmig von ihrem Körper. Und je mehr Menschen in das Netz hineingewoben
werden, desto mächtiger werden die okkulten Kräfte .«
Die Farbe wich langsam aus
seinen Pausbacken, während er mich anstarrte.
»Wer sind Sie überhaupt ?« fragte er heiser.
»Rick Holman «,
antwortete ich. »Und das ist Fran Grierson . Und Sie
sind Harry Walker, stimmt’s?«
» Holman ?
Der Kerl, den Horace Chase engagiert hat!« Er schüttelte langsam und mit großer
Bestimmtheit den Kopf. »Ich will mit Ihnen nichts zu schaffen haben, Holman . Sie können schleunigst von hier verschwinden und
die Dame mitnehmen .«
»Das finde ich aber nicht sehr
gastfreundlich, Harry«, sagte ich. »Warum wollen Sie denn nichts mit uns zu
schaffen haben
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