Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
hatte die ganze Zeit über befürchtet, wenn sie ihre Schwester fänden, könnte diese so zugerichtet sein wie die Toten im Graben neben der Lichtung. Bei Stephanie waren keinerlei Schnittwunden zu erkennen – allerdings konnte Dani weder ihre Handgelenke noch die Innenseiten der Arme sehen –, aber danach zu urteilen, wie sie die Arme um sich schlang, ging es ihr gar nicht gut, ihr Gesicht war zudem schweißüberströmt und kränklich blass.
„Dan....?“ Weiter kam das Mädchen nicht. Für Dani war klar, dass Leonius in den Kopf ihrer Schwester eingedrungen war und sie zum Schweigen gebracht hatte. In der Verfassung, in der sich Stephanie befand, musste das für ihn ein unangenehmes Gefühl sein, denn er verzog vor Schmerzen das Gesicht. Dani vermochte nicht zu sagen, was er da tat, aber einen Moment später ließ ihre Schwester den Kopf sinken und seine Miene entspannte sich. Mit einem erleichterten Seufzen sah er zu Dani.
„Ich habe ihr eben mein Blut gegeben und wollte sie gerade ans Bett fesseln, da waren nebenan Schüsse zu hören“, flüsterte er. „Diese Schalldämpfer sind in Wahrheit gar nicht so toll, wie es im Fernsehen immer scheint.“
Dani zuckte angesichts seiner Worte zusammen, und sofort erwachte wieder die Sorge um ihre Schwester. Doch dafür war jetzt keine Zeit, also konzentrierte sie sich darauf zu überlegen, wie sie genug Lärm machen könnte, damit Decker und die anderen im Zimmer nebenan auf sie aufmerksam würden.... sofern sie sich überhaupt noch dort befanden. Sie hatte Justin und Decker im Flur reden hören, nur wenige Augenblicke, bevor das dumpfe Geräusch Leonius dazu veranlasst hatte, sich mit ihr vom Eingangsbereich wegzubewegen. Die beiden hatten sich über sie unterhalten, darüber, dass sie offenbar verschwunden war. Doch ihre Versuche zu schreien waren durch Leonius verhindert worden.
„Ja, ich weiß, du möchtest Lärm machen, damit deine Freunde auf dich aufmerksam werden, aber das kann ich nicht zulassen“, zischte Leonius ihr ins Ohr. „Ach, es ist so wunderbar aufregend, dass wir uns nur ein paar Meter von Lucian und seinen Männern entfernt aufhalten, aber auch so gefährlich. Falls du einen Ton von dir gibst, werde ich dich zum Schweigen bringen müssen.“
Er ging mit ihr einen Schritt auf das Bett zu, sodass sie vor Stephanie standen, dann drehte er Dani zur Seite in Richtung Nachttisch, um sich ihre Schwester genauer ansehen zu können. Diese schaukelte leicht vor und zurück und hielt sich den Bauch, gab jedoch keinen Laut von sich. Ob es damit zusammenhing, dass er sie noch immer kontrollierte, konnte Dani nicht sagen.
„Einundzwanzig hatte sie noch nicht gewandelt, als ich vor einer Stunde hier eintraf“, murmelte Leonius. „Sonderbarerweise fing er auch noch an, sich mit mir darüber zu streiten. Anscheinend wollte er sie als sterblichen Schoßhund halten. Er hatte nicht mal von ihr getrunken.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Das habe ich allerdings, bevor ich ihr mein Blut gegeben habe.... so wie bei dir.“
Dani warf ihm einen zornigen Blick zu, woraufhin er breit grinste. „Ihr beide habt das gleiche Temperament. Sie hat versucht, sich zu wehren, ganz genau wie du.“ Sein Lächeln wich einem missbilligenden Gesichtsausdruck. „Und dann wollte Einundzwanzig mich auch noch daran hindern. Er hat ein solches Theater gemacht, dass ich ihn nach nebenan schicken und die Tür verriegeln musste, um meine Ruhe zu haben. Eine glückliche Wendung für mich, keine so glückliche für Einundzwanzig.“ Er sah wieder zu ihrer Schwester. „Natürlich habe ich mit Stephanie etwas Bedeutenderes vor, als sie wie einen sterblichen Schoßhund zu halten – genau genommen mit euch beiden.“ Mit einem grausamen Lächeln erklärte er: „Schließlich muss mir jemand mehr Söhne gebären, um die zu ersetzen, die ich in dieser Woche verloren habe.“
Das war zu viel für Dani. Zorn überkam sie wie eine immense Flutwelle, als sie sich vorstellte, für diese Bestie Kinder zur Welt bringen zu müssen. Leonius war mit ihr nahe genug an den Nachttisch herangegangen, dass sie die Lampe darauf greifen konnte. Und ehe sich Dani dessen überhaupt richtig bewusst wurde, hielt sie die Lampe schon in der Hand, holte damit über Kopf aus und schwang sie nach vorn. Es krachte abscheulich, als der Gegenstand auf Leonius’ Kopf traf, und dann ließ er sie los, während er rückwärts taumelte.
Dani stolperte einen Schritt nach vorn und stieß gegen den
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