Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
schließlich auf zu schreien, und wir kamen auf der Lichtung an. Sie zerrten uns aus dem Van und zwangen uns, auf dem Baumstamm sitzen zu bleiben, während sie sich um das Lagerfeuer kümmerten. Dabei fiel mir auf, dass mein Handy keinen Empfang hatte.“
Decker erinnerte sich daran, dass dies schon einmal von ihr erwähnt worden war. Wahrscheinlich hatten die Abtrünnigen sie deshalb ihr Telefon behalten lassen.
„Als sie schließlich genug Holz gesammelt hatten und das Lagerfeuer brannte, setzten sie sich zu uns. Ich fragte sie, was sie mit uns vorhätten, doch sie lachten nur. Dann zerrte mich einer von ihnen zum Graben, warf ein brennendes Holzscheit hinein.... und da waren diese beiden Frauen....“
Ihre Stimme versagte, sodass Decker ihre Hand nahm und sanft drückte. „Sie müssen es mir nicht erzählen, ich habe sie gesehen.“
Sie nickte und verstummte, während er über ihre Schilderungen nachdachte. Die Männer hatten sie und Stephanie kontrolliert, damit sie in den Van einstiegen, dann aber aufgehört, sie auf diese Weise zu manipulieren, weil sie wussten, dass die Frauen in Angst und Panik verfallen würden. Es wäre kein Problem gewesen, sie die ganze Zeit über zu kontrollieren und so nichts von dem wahrnehmen zu lassen, was mit ihnen geschah, aber wie es schien, bereitete es diesen Abtrünnigen besonderes Vergnügen, ihre Opfer bei vollem Bewusstsein leiden zu sehen.
„Diese armen Frauen“, sagte Dani betrübt. „Und diese armen Familien.“
„Ja“, pflichtete er ihr bei und drückte abermals ihre Hand.
Sie hob den Kopf und blickte ihn an. „Ich schätze, ich schulde Ihnen was, weil Sie mir das Leben gerettet haben.“
„Sie schulden mir gar nichts“, gab er mit belegter Stimme zurück.
„Hatten Sie diese Männer bereits in Verdacht, sie könnten etwas mit den anderen Morden zu tun haben? Waren Sie ihnen bereits auf den Fersen, als wir entführt wurden?“
„Nicholas hatte sie aufgespürt“, räumte er widerstrebend ein.
„Ihr Kollege, der meiner Schwester gefolgt ist?“, fragte sie. Er nickte. „Hat er gesehen, wie wir auf dem Parkplatz entführt worden sind, oder....“
„Nein, er hat sich in einiger Entfernung in einem Restaurant aufgehalten, als es geschah“, erklärte Decker. „Soweit ich weiß, hatte er am Van der Entführer einen Sender und eine Wanze angebracht. Er hat also gehört, wie Sie entführt worden sind, hat den Wagen geortet und verfolgt.“
„Und wie sind Sie und Justin dazugekommen?“, wollte sie wissen.
„Wir sind wiederum Nicholas gefolgt“, entgegnete er knapp.
„Warum?“
Er trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Als wir im Restaurant eintrafen, stürmte er gerade nach draußen, also sind wir ihm gefolgt.“
Der Art nach zu urteilen, wie sie die Augen zusammenkniff, fand sie diese Antwort nicht sehr zufriedenstellend. Daher erstaunte es ihn auch nicht, als sie ihn fragte: „Wer genau ist dieser Nicholas?“
Decker musste erst nach einer passenden Antwort suchen. „Er hat früher mit uns zusammengearbeitet.“
„Und warum ruft er Sie nicht an und sagt Ihnen, wo sich der SUV im Moment befindet?“
„Er hat meine Handynummer nicht“, gab er zurück, froh darüber, wenigstens diese Frage ehrlich beantworten zu können. Als Nicholas zum Abtrünnigen geworden war, mussten Handys ohnehin erst noch erfunden werden. Bevor sie die nächste sich aufdrängende Frage stellen konnte, ergänzte er: „Und ich kenne seine Nummer auch nicht.“
„Kennt Ihr Boss sie?“
„Nein.“
„Hm....“ Dani ließ die Schultern hängen, während sie weiterschlenderten. Nach nur wenigen Schritten blieb sie jedoch aufgeregt stehen. „Die Wanze!“
„Was?“, fragte Decker verdutzt.
„Nicholas könnte den Empfänger noch immer eingeschaltet haben“, machte sie ihm klar. „Sie könnten ihm mittels der Wanze ihre Handynummer mitteilen, dann hätte er die Möglichkeit, Sie anzurufen!“
Er zog erstaunt die Brauen hoch. Das war eine verdammt schlaue Idee.... oder zumindest wäre sie das gewesen, wenn eine Chance bestanden hätte, dass Nicholas anrufen würde. Die gab es zwar nicht, aber ihr Vorschlag machte ihm bewusst, dass er die Wanze und den Sender in seinen Überlegungen völlig außer Acht gelassen hatte. Nicholas konnte sie die ganze Zeit über belauscht haben, denn Justin hatte beide Geräte in einen der Dosenhalter zwischen den Vordersitzen gelegt. Womöglich wusste Nicholas nun längst über alles Bescheid, was sie gesagt hatten
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