Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
schuldig, nachdem er mich in meinem Urlaub für sich hat arbeiten lassen.“ Vorsichtig bewegte sich Dani weiter durch den rechten Flur, da die Stimme aus dieser Richtung zu kommen schien. „Nein, er war nicht verärgert, dass ich mir den Tag freigenommen habe“, versicherte die Frau nun ihrem Gesprächspartner. „Jedenfalls nicht so lange, bis ich ihm meine Kündigung auf den Tisch gelegt habe.“
Vom Flur gingen mehrere Türen ab, doch hinter jeder befand sich nur ein weiteres leeres Zimmer. „Ich habe einen neuen Job“, fuhr die Frau fort. „Außerdem ziehe ich mit....“
Plötzlich verstummte sie. Und im ersten Moment befürchtete Dani, dass es etwas mit ihrem Auftauchen zu tun haben könnte. Dann jedoch nahm sie die Frau wahr, die am anderen Ende des Zimmers stand und ihr den Rücken zuwandte. Sie war groß, schlank und hatte ihr dunkles Haar zu einem Knoten hochgesteckt. Dazu trug sie ein schwarzes Jackett und einen dazu passenden Rock und hielt einen Telefonhörer ans Ohr gedrückt. Ihr Schweigen musste damit zusammenhängen, dass ihr Gesprächspartner gerade auf sie einredete.
Dani wollte nicht stören und blickte sich in der Küche um, die genauso spartanisch eingerichtet war wie der Rest des Hauses. Zwar gab es einen Kühlschrank, Herd und eine Mikrowelle, aber die Schränke waren leer, wie sie durch deren Glastüren deutlich erkennen konnte. Außerdem fehlte in einer Ecke, von der aus sich der Garten überschauen ließ, ganz eindeutig ein kleiner Esstisch.
„Nein, ich habe nicht den Verstand verloren“, gab die Frau aufgebracht zurück und lenkte Danis Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Hör zu, ich muss jetzt zur Arbeit fahren. Ich komme heute Abend zum Restaurant und erkläre dir alles, okay?“ Dann verabschiedete sie sich von der Person, mit der sie telefoniert hatte. Erst als sie sich umdrehte, um den Hörer auf die Gabel des alten Telefons zu legen, das auf dem Küchentresen stand, bemerkte sie Dani. Sie stutzte einen Moment lang, riss erschrocken die Augen auf, lief dann jedoch weiter zur Theke.
„Meine Schwester“, erklärte sie und legte den Hörer auf, bevor sie sich Dani zuwandte. „Sie meint, ich hätte den Verstand verloren. Jetzt muss ich mir überlegen, wie ich sie vom Gegenteil überzeugen kann, ohne ihr die Wahrheit zu sagen.“
Als Dani sie nur weiter schweigend ansah und überlegte, was sie darauf entgegnen konnte, verzog die Frau den Mund zu einem schiefen Lächeln und schüttelte den Kopf. „Oh, tut mir leid, Dani. Natürlich haben Sie überhaupt keine Ahnung, wer ich bin und was ich da rede.“ Ihre hohen Absätze verursachten bei jedem Schritt ein lautes Klacken, als sie auf Dani zuging und ihr die Hand reichte. „Ich bin Samantha Willan, aber sagen Sie ruhig Sam zu mir.“
Dani straffte ein wenig die Schultern, als der Name eine Erinnerung bei ihr auslöste. „Mortimers Sam?“
„Ja, genau.“ Die Frau lächelte glücklich, während sie sich die Hand gaben, und ihr sonst eher schlichter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Strahlen. Als Dani das Lächeln etwas unsicher erwiderte, legte Sam den Kopf schief und bekam einen sehr mitfühlenden Tonfall. „Es muss schon beängstigend sein, wenn man in einem fremden Bett in einem unbekannten Haus aufwacht, erst recht, wenn dieses vollkommen leer steht.“ Sie schaute sich um, dann fuhr sie fort. „Bastien hat es gekauft, aber nur ein Minimum an Einrichtung besorgt.“
„Bastien?“, fragte Dani und entsann sich, dass Decker und Justin den Namen schon einmal erwähnt hatten.
„Ja. Für mich ist das hier auch noch alles ziemlich neu, aber soweit ich weiß, ist Bastien derjenige, an den man sich wenden kann, wenn man irgendwas braucht oder etwas erledigt werden soll“, informierte Sam sie und seufzte. „Lucian wird ihm aufgetragen haben, ein Haus für die Jäger zu kaufen, das diese als Hauptquartier benutzen können, woraufhin er auf dieses hier gestoßen ist. Betten, Küchengeräte und ein paar andere Sachen hat er auch gleich mitbesorgt, aber er findet, dass die Einrichtung von demjenigen ausgesucht werden sollte, der letztlich hier leben und das Hauptquartier leiten wird.... also von Mortimer und mir.“ Sie machte eine kurze Pause und betrachtete die leeren Hängeschränke. „In gewisser Hinsicht ist das ja nett von ihm, nur habe ich momentan zu viel zu tun, um einkaufen zu gehen.“
Dani blickte sie weiterhin ratlos an.
„Sie wissen gar nicht, wo Sie sind, nicht wahr?“, fragte Sam plötzlich.
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