Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
„Dummerweise habe ich jetzt nicht die Zeit, um Ihnen alles zu erklären. Ich werde sowieso schon zu spät zur Arbeit kommen.“ Sie tippte mit den Fingerspitzen auf die marmorne Arbeitsplatte, atmete schnaubend aus und stand auf, um an Dani vorbei Richtung Tür zu gehen. „Ich schätze, wir müssen Decker aufwecken. Ich mache das zwar überhaupt nicht gern, aber er ist selbst schuld. Ich habe ihm letzte Nacht gesagt, dass er Sie wecken solle, aber....“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Ist schon gut“, erwiderte Dani hastig. „Wenn Sie spät dran sind, sagen Sie mir einfach, wo ich ihn finden kann, dann werde ich ihn selbst fragen.“
„Oh, vielen Dank“, gab Sam erleichtert zurück und machte kehrt, um ihre Handtasche vom ansonsten leeren Tresen zu nehmen. „Er ist in seinem Zimmer und schläft. Die anderen haben sich ebenfalls hingelegt. Es ist jetzt helllichter Tag, und sie haben die ganze Nacht über mit der Suche nach Ihrer Schwester zugebracht.“
„Stephanie?“, fragte Dani beunruhigt. „War sie nicht am Flughafen?“
Sam hielt inne und machte eine besorgte Miene. „Ich muss jetzt wirklich zur Arbeit, Dani, und die ganze Situation lässt sich nicht in dreißig Sekunden erklären. Es wäre besser, Decker würde das übernehmen.“
„In welchem Raum finde ich ihn?“, wollte sie wissen, damit sie ihn so schnell wie möglich wecken konnte.
„Im Zimmer gleich neben Ihrem“, antwortete Sam, sichtlich erleichtert, dass sie nichts erklären musste. Sie hängte sich die Handtasche über die rechte Schulter. „Er wollte in Ihrer Nähe sein, wenn Sie aufwachen. Na ja, viel gebracht hat das nicht.“
Dani nickte und ging zur Tür.
„Dani?“, rief Sam ihr hinterher und veranlasste sie, sich noch einmal zu ihr umzudrehen. „Seien Sie nicht zu wütend auf ihn. Nach allem, was ich gehört habe, ist er ein ziemlich anständiger Kerl. Aber wenn man seiner Lebensgefährtin begegnet, kann einen das ganz schön verwirren, um es mal harmlos auszudrücken.“
Dann lächelte sie Dani an, lief an ihr vorbei und verließ die Küche durch die Tür gleich hinter ihr.
Durch einen Spalt konnte Dani für einen Moment in die angrenzende Garage sehen, in der drei Fahrzeuge standen. Sie wartete, bis sie hörte, wie ein Motor angelassen wurde, dann drehte sie sich um und ging zurück ins obere Stockwerk. Mit jedem Schritt steigerte sich ihre Wut etwas mehr, bis sie schließlich ganz außer sich war, weil man sie womöglich schon wieder so manipuliert hatte, dass sie nun nicht einmal wusste, was überhaupt los war. Schließlich hatte sie die Geschehnisse der vergangenen Nacht komplett verschlafen. Abgesehen von der Tatsache, dass ihre Schwester wohl doch nicht befreit worden war, hatte sie darüber hinaus keinen blassen Schimmer, was wirklich vor sich gegangen war. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war der Moment, als sie sich mit Decker auf dem Boden des SUVs gewälzt hatte, was noch eine harmlose Beschreibung für diesen Zwischenfall war.
Eine solche Leidenschaft wie in jenen wenigen Augenblicken hatte sie noch nie zuvor verspürt. Der Moment war ihr ebenso ins Gedächtnis eingebrannt wie der Anblick der beiden Einstiche an ihrem Hals. Aber das alles war momentan nichts gegen die Wut, die in ihr kochte, als sie an ihrem Zimmer vorbeistürmte und vor der Tür gleich nebenan stehen blieb. Sie hob gerade den Arm, in der Absicht gegen die Tür zu hämmern, um Decker aufzuwecken, als ihr Sams Worte wieder einfielen:
Die anderen haben sich
ebenfalls hingelegt
. Dani zögerte. Sie hatte keine Ahnung, welche anderen damit gemeint waren, doch wenn sie alle in der letzten Nacht nach Stephanie gesucht hatten, war es nicht gut, sie jetzt auch noch aus dem Schlaf zu reißen. Decker dagegen war ein ganz anderes Thema. Ihn hätte sie am liebsten mit ein paar Ohrfeigen aus dem Bett geholt.... und das würde sie nun auch tun, entschied sie, als sie den Türknauf umfasste und leise drehte.
Decker war nur mit Mühe zur Ruhe gekommen und hatte den Eindruck, nicht viel geschlafen zu haben, als er von etwas angefallen wurde, das er zunächst für eine Wildkatze hielt, die sich fauchend auf ihn warf und versuchte, durch sein Gesicht zu kratzen. Er riss die Augen auf, packte die Bestie und rollte sich auf sie, um sie mit seinem Gewicht in die Matratze zu drücken und so die Hinterbeine zu fixieren. Es war nicht das erste Mal, dass Decker es mit einer Wildkatze zu tun hatte. Erst als das Biest unter ihm lag und er die Arme
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