Vampire und andere Kleinigkeiten
Stimme, die sogar noch kühler klang als die von Bill. »Sind Sie die, die mir schon den ganzen Abend folgt?«
Dann hat er also nicht gesehen, dass Amelia auf dem Beifahrersitz sitzt, dachte ich. Das war gut.
Da ich nicht sprechen konnte, nickte ich leicht.
»Warum?«, fauchte er. »Was wollen Sie von mir?«
Er schüttelte mich wie ein Staubtuch, sodass ich schon fürchtete, ich würde all meine Knochen einzeln wieder einsammeln müssen.
Da sprang plötzlich Amelia aus dem Auto, schoss um den Wagen herum und schüttete ihm den Inhalt einer ihrer Ziploc-Tüten über den Kopf. Ich hatte natürlich keine Ahnung, was sie vor sich hinmurmelte, aber die Wirkung war dramatisch. Nach einer ersten Schrecksekunde erstarrte der Vampir. Das Problem war nur, dass er in ebendem Moment meinen Rücken mit eisernem Griff an seine Brust presste. Ich wurde von seinem rechten Arm fast zerquetscht, während mir seine linke Hand immer noch den Mund zuhielt.
Tja, bislang machte das Ermittlungsteam Amelia Broadway, Hexe, und Sookie Stackhouse, Telepathin, keinen überzeugenden Job.
»Ziemlich gut, was?«, rief Amelia stolz.
Es gelang mir, meinen Kopf minimal zu bewegen.
»Ja, wenn ich Luft bekäme«, keuchte ich und wünschte mir sogleich, ich hätte keinen Atem aufs Sprechen verschwendet. Dann war plötzlich Bill da, der die Situation mit einem Blick erfasste.
»Sie dumme Hexe, Sookie sitzt in der Falle«, sagte Bill. »Lösen Sie den magischen Bann.«
Im Licht der Straßenlaterne sah Amelia beleidigt drein. Einen magischen Bann wieder zu lösen war nicht gerade ihre Spezialität, wie mir ängstlich klar wurde. Aber da ich sowieso nichts anderes tun konnte, wartete ich ab, während sie an dem Gegenzauber arbeitete.
»Wenn das nicht funktioniert, brauche ich nur eine Sekunde, um ihm den Arm zu brechen«, sagte Bill zu mir. Ich nickte... na ja, ich bewegte meinen Kopf den Bruchteil eines Zentimeters ... denn zu etwas anderem war ich gar nicht in der Lage. Außerdem ging mir so langsam die Luft aus.
Plötzlich machte es Plop!, und der jüngere Vampir ließ mich los, um sich auf Bill zu stürzen - der nicht mehr da war. Bill stand bereits hinter ihm, packte ihn und drehte ihm einen Arm auf den Rücken. Der Junge schrie, und schon lagen die beiden am Boden. Wahrscheinlich wird gleich irgendwer die Polizei rufen, dachte ich. Der Lärm und der Aufruhr waren doch ziemlich viel für so eine ruhige Wohngegend nach ein Uhr in der Früh. Doch nirgends ging Licht an.
»Jetzt red schon.« Bill war absolut entschlossen, und ich vermute, das wusste der Junge.
»Was für 'n Problem haben Sie eigentlich?«, fragte der Junge. Er hatte stachelig aufgestelltes braunes Haar, war schlank gebaut und trug zwei Diamantstecker in der Nase. »Die Frau da ist mir gefolgt. Ich muss wissen, wer die ist.«
Bill sah mich fragend an. Ich wies mit einem Kopfnicken auf Amelia.
»Du hast dir nicht mal die richtige Frau ge-schnappt.« Bill klang irgendwie enttäuscht von dem Teenager. »Warum bist du hier in Bon Temps?«
»Um von Katrina wegzukommen«, sagte der Junge. »Mein Schöpfer wurde von 'nem Menschen gepfählt, als wir nach der Riesenflut kein Blut in Flaschen mehr hatten. Ich hab außerhalb von New Orleans 'n Auto geklaut, Nummernschilder ausgetauscht und bin raus aus der Stadt. Bei Tagesanbruch bin ich hier angekommen. Und weil ich 'n leeres Haus mit 'nem ZUVERKAUFEN-Schild und 'nem fensterlosen Badezimmer fand, bin ich eingezogen. Ich treff mich mit 'nem Mädchen hier aus der Gegend und nehm jede Nacht 'nen Schluck. Aber sie checkt es noch nicht mal.« Er lachte spöttisch.
»Worauf hast du es abgesehen?«, fragte Bill.
»Warst du nachts mit dem Mädchen in der Agentur ihres Vaters?«, fragte ich.
»Klar, ein-, zweimal.« Er grinste anzüglich. »Im Büro ihres Dad steht 'n Sofa.« Ich hätte ihm am liebsten rechts und links eine geklebt und dabei, natürlich rein aus Versehen, auch die Schmuckstecker in seiner Nase getroffen.
»Wie lange bist du schon Vampir?«, fragte Bill.
»Äh... zwei Monate vielleicht.«
Okay, das erklärte einiges. »Deshalb also weiß er nicht, dass er sich bei Eric melden muss. Und deshalb weiß er auch nicht, wie dämlich sein Verhalten ist und dass ihn über kurz oder lang jemand deswegen pfählen wird.«
»Dummheit kennt eben keine Grenzen«, meinte Bill.
»Hast du dort drin die Akten durchgesehen?«, fragte ich den Jungen, der etwas verdattert drein-schaute.
»Was?«
»Ob du in der Agentur die Akten
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