Vampire und andere Kleinigkeiten
von Fledermäusen, soweit ich wusste.
»Er wohnt allein in dem großen Haus da mit dem ZUVERKAUFEN-Schild im Vorgarten. Ohne Möbel. Und dabei sieht er aus, als wäre er erst achtzehn.«
Amelia zeigte auf das freistehende Haus; die Fenster waren dunkel. »Hmmm.« Unsere Blicke trafen sich.
»Was meinst du?«, fragte Amelia. »Ich bin fast sicher, dass er ein Vampir ist.«
»Könnte sein. Aber was hat ein fremder Vampir in Bon Temps zu suchen? Warum weiß keiner der anderen Vampire etwas von ihm?« Es war okay im heutigen Amerika, ein Vampir zu sein, aber die Vampire versuchten immer noch, nicht allzu sehr aufzufallen.
Sie überwachten sich gegenseitig ziemlich rigoros.
»Woher willst du das wissen? Dass sie nichts von ihm wissen, meine ich.«
Gute Frage. Waren die Vampire des Bezirks Fünf etwa verpflichtet, mir das mitzuteilen? Es war ja nicht so, dass ich das offizielle Begrüßungskomitee war.
»Amelia, du hast dich also an die Fersen eines Vampirs geheftet. Nicht sonderlich klug.«
»Es ist ja nicht so, dass ich ihn gleich zu Anfang für einen mit Beißerchen gehalten habe. Ich bin ihm einfach gefolgt, nachdem ich ihn um Auberts Agentur herumfahren sah.«
»Ich glaube, er ist gerade dabei, Lindsay zu verführen«, sagte ich. »Ich sollte besser mal telefonie-ren.«
»Aber hat das irgendwas mit Gregs Geschäftsproblemen zu tun?«
»Keine Ahnung. Wo ist der Junge jetzt?«
»Vor dem Haus der Auberts. Er hat irgendwann einfach davor geparkt. Vermutlich wartet er darauf, dass Lindsay herauskommt.«
»Scheiße.« Ich fuhr ein kleines Stück vor dem Ranchhaus der Auberts rechts ran, klappte mein Handy auf und rief im Fangtasia an. Vielleicht nicht gerade ein gutes Zeichen, wenn man eine Vampirbar als Kurzwahl gespeichert hat, was?
»Fangtasia, die Bar mit Biss«, sagte eine mir unbekannte Stimme. Die Vampirgemeinde in Shreveport war genauso von Katrina-Flüchtlingen überschwemmt wie Bon Temps und Umgebung.
»Hier ist Sookie Stackhouse. Sagen Sie bitte Eric, dass ich ihn sprechen muss.«
»Oh, die Telepathin. Tut mir leid, Miss Stackhouse. Eric und Pam sind heute Abend nicht da.«
»Vielleicht können Sie mir sagen, ob irgendeiner der Vampirflüchtlinge in Bon Temps wohnt?«
»Ich erkundige mich mal.«
Nach ein paar Minuten war die Stimme wieder da. »Clancy sagt nein.« Clancy war so was wie Erics zweiter Stellvertreter, und ich war nicht gerade sein Lieblingsmensch. Was man schon daran merkt, dass Clancy den Typen am Telefon nicht mal gefragt hatte, warum ich das wissen wollte. Ich dankte dem mir unbekannten Vampir für seine Mühe und legte auf.
Was nun? Mit Pam, Erics Stellvertreterin, war ich irgendwie befreundet und mit Eric, gelegentlich, sogar mehr als das. Aber da sie beide nicht im Fangtasia waren, würde ich Bill Compton anrufen müssen, den einzigen Vampir, der in Bon Temps wohnte.
Ich seufzte. »Ich muss Bill anrufen«, sagte ich, und Amelia kannte meine Lebensgeschichte gut genug, um zu wissen, warum das für mich so nervenaufrei-bend war. Doch dann riss ich mich zusammen und wählte seine Nummer.
»Ja?«, sagte eine kühle Stimme. Gott sei Dank. Ich hatte schon gefürchtet, seine neue Freundin Selah könnte rangehen.
»Bill, hier ist Sookie. Ich kann Eric und Pam nicht erreichen und habe ein Problem.«
»Und zwar?« Bill war schon immer jemand gewesen, der nicht viele Worte machte.
»Es ist ein junger Mann in der Stadt, den wir für einen Vampir halten. Hast du ihn schon mal gesehen?«
»Hier in Bon Temps?« Bill war eindeutig überrascht und nicht sehr erfreut.
Das beantwortete meine Frage. »Ja, und Clancy sagte, dass sie keinen Vampirflüchtling in Bon Temps untergebracht hätten. Deshalb dachte ich, vielleicht kennst du diesen jungen Mann ja?«
»Nein, was aber auch heißen kann, dass er mir sorgsam aus dem Weg geht. Wo bist du?«
»Nicht weit weg vom Haus der Auberts. Er ist an der Tochter der Familie interessiert, einem Teenager.
Wir haben auf der anderen Straßenseite in der Auffahrt eines Hauses gehalten, das zum Verkauf steht, etwa in der Mitte der Hargrove Street.«
»Ich bin gleich da. Halt dich von ihm fern.«
Als ob ich etwas anderes vorgehabt hätte. »Er hält mich für blöd genug - «, begann ich, und Amelia hatte bereits ihre »Ist ja eine Frechheit«-Miene aufgesetzt, als die Fahrertür aufgerissen wurde und eine weiße Hand mich an der Schulter packte. Ich schrie auf, bis mir die andere Hand den Mund zuhielt.
»Schnauze, Luftholer«, sagte eine
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