Vampire und andere Kleinigkeiten
Untoten sichergestellt war. Doch andere Gestalten der Nacht- und Schattenwelt hatten diesen großen Schritt noch nicht getan.
»Zu welchem Rudel gehören Sie denn?«, fragte ich, nachdem wir über einen am Boden liegenden Ast gestolpert waren und uns eben wieder gefangen hatten.
Er hatte sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich gestützt, sodass ich schon fürchtete, wir würden beide hinfallen. Wir mussten unbedingt schneller vorwärtskommen. Das Gehen schien ihm schon nicht mehr ganz so schwerzufallen, jetzt, da seine Muskulatur sich etwas erwärmt hatte.
»Zum Rotwildjäger-Rudel, südlich von Baton Rouge.«
»Was machen Sie dann hier oben in meinem Wald?«, fragte ich erneut.
»Gehört das Land Ihnen? Tut mir leid, dass wir es einfach so betreten haben«, sagte er und hielt die Luft an, als ich ihn um eine Herkuleskeule herumführte.
Die Dornen dieser Büsche sind wirklich schrecklich, einer verfing sich in meinem hellrosa Mantel, und ich bekam ihn kaum wieder heraus.
»Das ist meine geringste Sorge«, erwiderte ich.
»Wer hat Sie angegriffen?«
»Das Klauen-Rudel aus Monroe.«
Werwölfe aus Monroe kannte ich nicht.
»Und warum waren Sie hier?« Früher oder später würde er die Frage schon beantworten, dachte ich, wenn ich sie immer wieder stellte.
»Wir wollten uns auf neutralem Boden treffen«, erzählte er mit schmerzverzerrter Miene. »Ein Werpanther aus dieser Gegend hat uns angeboten, dass wir uns hier auf halbem Weg treffen können, in einer Art Niemandsland sozusagen. Unsere Rudel... liegen in Fehde miteinander. Er sagte, das wäre ein guter Ort, um unsere Streitigkeiten beizulegen.«
Mein Bruder hatte Werwölfen mein Land als Verhandlungsort überlassen? Schweigend kämpften der Fremde und ich uns voran, während ich darüber nachdachte. Mein Bruder Jason war tatsächlich ein Werpanther, auch wenn er erst durch einen Biss dazu geworden war; seine von ihm getrennt lebende Ehefrau war Werpantherin von Geburt, es lag in ihren Genen.
Was hatte Jason sich dabei gedacht, ein so gefährliches Zusammentreffen auf meinem Land zu erlauben? An mein Wohlergehen dachte er jedenfalls nicht, so viel stand fest. Okay, wir beide kamen nicht gerade gut miteinander aus, aber der Gedanke, dass mein Bruder mir schaden wollte, schmerzte mich dennoch. Noch mehr schaden als bisher schon, meine ich.
Ein schmerzerfülltes Stöhnen riss mich aus meinen Gedanken. Ich sollte den verletzten Preston stärker stützen, dachte ich. Also legte ich ihm einen Arm um die Taille, und er schlang seinen Arm um meine Schulter. Auf diese Weise kamen wir zum Glück tatsächlich schneller voran. Fünf Minuten später konnte ich schon das Licht sehen, das ich auf der hinteren Veranda hatte brennen lassen.
»Gott sei Dank«, sagte ich. Wir legten noch einen Schritt zu und erreichten das Haus, als es dunkel wurde. Einen Augenblick lang krümmte und verkrampfte sich mein Begleiter, doch er verwandelte sich nicht. Ein Glück.
Das Hinaufsteigen der Verandastufen wurde zu einer wahren Geduldsprobe, aber schließlich hatte ich Preston ins Haus geschafft und an den Küchentisch gesetzt. Besorgt sah ich ihn an. Obwohl es komischerweise nicht das erste Mal war, dass ein blutender nackter Mann in meiner Küche saß. Einen Vampir namens Eric hatte ich mal in einem ähnlichen Zustand aufgele-sen. War das nicht unglaublich seltsam, sogar für das Leben einer Sookie Stackhouse? Aber darüber konnte ich jetzt natürlich nicht lange nachdenken, denn dieser Mann hier erforderte all meine Aufmerksamkeit.
Ich versuchte, mir im hellen Küchenlicht seine Wunde an der Schulter näher anzusehen, doch er war so schmutzig, dass ich kaum etwas erkennen konnte.
»Glauben Sie, Sie schaffen es, unter die Dusche zu gehen?« Oje, hoffentlich klang das nicht so, als würde er irgendwie stinken. Obwohl, ein wenig ungewöhnlich roch er schon, aber es war kein unangenehmer Geruch.
»So lange kann ich wohl stehen«, erwiderte er knapp.
»Okay. Warten Sie kurz«, sagte ich und holte die alte Häkeldecke, die über der Rückenlehne des Wohnzimmersofas lag. Vorsichtig drapierte ich sie um ihn herum. So, jetzt konnte ich mich schon besser konzentrieren.
Dann lief ich ins große Badezimmer im Erdgeschoss und drehte die Dusche auf, die in die Badewanne mit den Klauenfüßen integriert ist und erst lange nach dieser eingebaut worden war. Ich wartete, bis das Wasser warm wurde, und nahm zwei frische Handtücher aus dem Schrank. Amelia hatte Haarshampoo und
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