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Vampire und andere Kleinigkeiten

Vampire und andere Kleinigkeiten

Titel: Vampire und andere Kleinigkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Blick auf Prestons Wolfsarm, um zu sehen, ob das Heulen auf ihn dieselbe Wirkung hatte. Doch sein Arm hatte schon wieder seine menschliche Gestalt angenommen.
    »Sie sind zurückgekommen, um mich zu suchen«, sagte er.
    »Ihr Rudel?«, fragte ich in der Hoffnung, dass seine Artgenossen ihn nach Hause holen wollten.
    »Nein.« Seine Miene war düster. »Das Klauen-Rudel.«
    »Dann rufen Sie Ihre Leute an. Sie sollen herkommen.«
    »Sie haben mich aus einem bestimmten Grund zurückgelassen.« Er wirkte beschämt. »Ich wollte eigentlich nicht darüber reden. Aber Sie sind so freundlich zu mir.«
    Das Ganze gefiel mir immer weniger. »Und was war das für ein Grund?«

    »Es war der Preis für ein Vergehen.«
    »Erklären Sie mir das in weniger als zwanzig Worten.«
    Er starrte zu Boden, und ich merkte, dass er in Gedanken zählte. Dieser Typ war wirklich eine Marke für sich. »Schwester des Leitwolfs wollte mich, ich sie nicht, sie sagte, ich hätte sie beleidigt, meine Qual war der Preis.«
    »Warum sollte der Leitwolf so etwas zulassen?«
    »Muss ich wieder mit weniger als zwanzig Wörtern antworten?«
    Ich schüttelte den Kopf. Preston war vollkommen ernst geblieben. Na ja, vielleicht hatte er einfach eine äußerst tiefsinnige Form von Humor.
    »Ich bin nicht gerade der Liebling meines Leitwolfs, und er hat bereitwillig an meine Schuld geglaubt.
    Er selbst ist hinter der Schwester des Leitwolfs vom Klauen-Rudel her, und aus Sicht unseres Rudels wäre das eine gute Partie. Also hat man mich ganz einfach meinem Schicksal überlassen.«
    Dass die Schwester des Leitwolfs scharf auf ihn gewesen war, glaubte ich sofort. Und der Rest der Geschichte klang nicht so ungeheuerlich, wenn man wie ich viel mit Werwölfen zu tun hatte. Klar, nach außen hin sind sie alle Menschen und vernünftige Lebewesen, aber in ihrer Wolfsgestalt sind sie ganz anders.
    »Die sind also gekommen, um Sie zu schnappen und weiter zu verprügeln?«
    Er nickte finster. Ich traute mich nicht, ihm zu sagen, dass er das Handtuch wieder umbinden solle, und so atmete ich einmal tief durch, wandte den Blick ab und beschloss, dass ich jetzt besser das Gewehr holen ging.
    Ein Heulen nach dem anderen hallte wie ein sich endlos fortsetzendes Echo durch die Nacht, als ich das Gewehr aus dem Wandschrank im Wohnzimmer nahm. Die Klauen-Werwölfe hatten Prestons Spur offensichtlich bis zu meinem Haus zurückverfolgt. Es gab keine Möglichkeit, ihn zu verstecken und zu be-haupten, dass er gegangen wäre. Oder doch?
    »Sie müssen sich im Ruheort für Vampire verstecken«, sagte ich. Preston wandte den Blick von der Hintertür ab, und seine Augen weiteten sich, als er das Gewehr sah. »Der ist im Gästezimmer.« Dieser Ruheort stammte aus der Zeit, als ich mit Bill Compton zusammen gewesen war. Wir hatten es für klüger gehalten, auch in meinem Haus einen Platz zu haben, in den kein Lichtstrahl eindringen konnte, für den Fall, dass er mal von der Morgendämmerung überrascht wurde.
    Weil der große Werwolf sich nicht rührte, packte ich ihn am Arm, eilte mit ihm die Treppe hinauf und zeigte ihm den Klappmechanismus des Bodens im Wandschrank. Preston begann zu protestieren - jeder Werwolf will lieber kämpfen als fliehen -, doch ich schob ihn hinein, ließ den »Boden« herab und warf all den Krempel und die Schuhe wieder hinein, damit es wie ein echter Wandschrank aussah.
    In diesem Moment klopfte es laut an die Vordertür.
    Ich prüfte, ob das Gewehr geladen war und ich jederzeit schießen konnte, dann ging ich leise hinunter ins Wohnzimmer. Mein Herz schien etwa tausendmal die Minute zu schlagen.
    Werwölfe tendieren in ihrem menschlichen Dasein zu Berufen mit schwerer körperlicher Arbeit, auch wenn manche von ihnen über die Jahre wahre Geschäftsimperien aufbauen in ihrem Metier. Ich spähte durch den Türspion. Der Werwolf, der da vor meinem Haus stand, musste ein halbprofessioneller Ringer sein. Er war geradezu massig. Das Haar fiel ihm in exakt gegelten Wellen auf die Schultern, und einen ordentlich gestutzten Bart hatte er auch. Er trug eine Lederweste, Lederhosen und Motorradstiefel. Um die Handgelenke hatte er breite Lederbänder gebunden, und die Oberarme waren mit dicken Lederriemen umwickelt. Er sah aus wie jemand aus einem Fetisch-Magazin.
    »Was wollen Sie?«, rief ich durch die Tür.
    »Lassen Sie mich hinein«, sagte er mit überraschend hoher Stimme.
    Liebes, gutes kleines Schwein, lass mich doch zu dir hinein!
    »Warum sollte ich das tun?«

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