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Vampire und andere Kleinigkeiten

Vampire und andere Kleinigkeiten

Titel: Vampire und andere Kleinigkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Weihnachtsdekoration meiner Großmutter, die ich zusammen mit dem Haus geerbt hatte, hatte ich letzte Woche schon angebracht. Als ich die Schachteln voll Weihnachtsschmuck öffnete, hatte ich meine Großmutter noch viel schmerzlicher als sonst vermisst. Sie war schon fast zwei Jahre lang tot, doch ich hätte am liebsten immer noch mit ihr über alles Mögliche geredet. Mit Gran konnte man nicht nur jede Menge Spaß haben, sie war richtig gewitzt und gab oft gute Ratschläge - wenn sie meinte, dass jemand einen Ratschlag brauchte. Sie hatte mich aufgezogen, seit ich sieben war, und sie war der allerwichtigste Mensch in meinem Leben gewesen.
    Meine Großmutter hatte sich so gefreut, als ich mit dem Vampir Bill Compton auszugehen begann. So inständig hatte sie sich gewünscht, auch ich möge einen Freund finden, dass ihr sogar ein Vampir recht war. Es ist nämlich nicht gerade einfach, mit normalen Typen auszugehen, wenn man Gedanken lesen kann, so wie ich. Das erklärt sich von selbst, oder? Die Menschen denken dauernd alles Mögliche, von dem ihre Freunde und Liebsten nichts wissen sollen, und schon gar nicht die Frau, die sie zum Abendessen oder ins Kino eingeladen haben. Die Gedanken der Vampire dagegen sind auch für mich wunderbar still - die der Werwölfe übrigens auch, fast jedenfalls, denn von meinen zeitweise fellbesetzten Freunden schnappe ich immer wieder mal einen Schwall Gefühle oder gelegentlich auch Gedankenfetzen auf.
    Und da ich schon an Grans Freude über Bill dachte, fragte ich mich als Nächstes natürlich, was Bill wohl gerade tat - verdrehte aber gleich selbst die Augen über meine Dummheit. Es war Nachmittag und noch hell draußen. Bill schlief natürlich irgendwo in seinem Haus, das in dem Wald südlich von meinem Grundstück stand, auf der anderen Seite des alten Friedhofs. Ich hatte mit ihm Schluss gemacht, war aber sicher, dass er wie ein geölter Blitz angeschossen käme, wenn ich ihn anrufen würde - sobald es dunkel war, natürlich.
    Zur Hölle mit dir, Sookie Stackhouse, wenn du ihn anrufst. Oder irgendwen sonst. Doch unwillkürlich warf ich jedes Mal, wenn ich am Telefon vorbeikam, einen sehnsüchtigen Blick darauf. Ich musste dringend hier raus, sonst würde ich tatsächlich noch jemanden anrufen.
    Ich brauchte eine Herausforderung. Ein Projekt. Eine Aufgabe. Etwas, das mich ablenkte.
    Mir fiel ein, dass ich in den frühen Morgenstunden einmal kurz aufgewacht war. Ich hatte im Merlotte's die Spätschicht gehabt und war gerade erst fest eingeschlafen. Es hatte nicht lang gedauert, eine halbe Minute etwa, gerade lang genug, um mich zu fragen, was mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Ich glaubte, irgendwas draußen im Wald gehört zu haben. Aber weil das Geräusch sich nicht wiederholte, fiel ich zurück in den Tiefschlaf wie ein Stein ins Wasser.
    Jetzt spähte ich aus dem Küchenfenster zum Wald hinüber. Er bot denselben Anblick wie immer, was mich nicht allzu sehr wunderte. »Verschneit, dunkel, tief die Wälder, die ich traf«, murmelte ich und versuchte, mich an das Gedicht von Robert Frost zu erinnern, das wir in der Schule auswendig lernen mussten. Oder hieß es »anheimelnd, dunkel, tief«?
    Mein Wald war natürlich weder anheimelnd noch verschneit - in Louisiana schneit es nie zu Weihnachten, nicht mal im Norden von Louisiana. Aber es war kalt (was hier bei uns eine Temperatur um die fünf Grad Celsius bedeutete). Aber dunkel und tief war der Wald eindeutig - und feucht. Also zog ich meine derben Schnürstiefel an, die ich vor Jahren gekauft hatte, als mein Bruder Jason und ich noch zusammen auf die Jagd gingen, und schlüpfte in meinen wärmsten Mantel, der endlich mal kaputtgehen könnte und sowieso eher einer dickwattierten langen Jacke glich.
    Er war hellrosa - und schon so einige Jahre alt. Tja, hier in Louisiana dauert es ziemlich lange, bis ein warmer Mantel aufgetragen ist. Und ich bin inzwischen siebenundzwanzig und eindeutig über die Hellrosa-Phase hinaus. Ich stopfte mein langes Haar unter eine Strickmütze und zog die Handschuhe an, die ich in einer der Manteltaschen gefunden hatte. Diesen Mantel hatte ich wirklich schon sehr, sehr lange nicht mehr getragen. Verwundert zog ich ein paar Dollarscheine und einige abgerissene Eintrittskarten aus den Taschen und dann noch einen Kassenbon über ein kleines Weihnachtsgeschenk für Alcide Herveaux, einen Werwolf, mit dem ich kurz mal etwas hatte.
    Manteltaschen sind wie kleine Orte der Erinnerung.
    Seit ich Alcide das

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