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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Hilfe gebeten hatte, dass Jason meine Hilfe brauchte... doch in diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich für sehr lange Zeit nicht darüber hinwegkommen würde.
    Einen Augenblick lang dachte ich daran, mich wieder hinzulegen und mir den Tod zu wünschen.
    »Bist du okay?«, rief Andy herüber, nachdem er Whit Handschellen angelegt und einen Blick auf Donny geworfen hatte.
    »Ja«, erwiderte ich. »Andy, es tut mir so leid.« Doch er war schon an die Vorderseite des Wohnwagens gelaufen, um den Krankenwagen heranzuwinken. Und plötzlich waren sehr viele Leute um uns herum.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte mich eine Frau in der Uniform der Rettungssanitäter. Ihre Ärmel waren ordentlich aufgekrempelt und legten Muskeln frei, die ich bei einer Frau nie für möglich gehalten hätte. Man konnte die Bewegung jedes einzelnen unter ihrer mokkafarbenen Haut sehen. »Sie wirken etwas neben der Kappe.«
    »Ich bin's nicht gewöhnt zu sehen, wie Leute erschossen werden«, erwiderte ich. Was größtenteils ja stimmte.
    »Sie sollten sich besser da drüben hinsetzen«, sagte sie und zeigte auf einen Klappstuhl, der auch schon bessere Tage gesehen hatte. »Wenn ich mit den blutenden Verletzten fertig bin, kümmere ich mich um Sie.«
    »Audrey!«, rief einer ihrer Kollegen, ein Mann mit einem kugelrunden Bauch. »Ich brauche hier noch ein Paar Hände.« Audrey eilte ihm zu Hilfe, und ein weiteres Team Sanitäter kam um den Wohnwagen herum herbeigerannt. Mit ihnen führte ich noch einmal fast das gleiche Gespräch.
    Agentin Weiss wurde als Erste abtransportiert, und soweit ich mitbekam, sollte sie zunächst im Krankenhaus von Clarice stabilisiert und dann mit dem Rettungshubschrauber nach Shreveport geflogen werden. Whit wurde in den zweiten Krankenwagen eingeladen. Und es kam sogar noch ein dritter für Arlene. Nur der Tote musste warten - auf das Eintreffen des Gerichtsmediziners.
    Ich wartete auf das, was als Nächstes passieren würde.
    Lattesta stand nur da und starrte ausdruckslos auf die Kiefern. Seine Hände waren blutbefleckt von dem Versuch, Weiss' blutende Wunde durch Druck zu stillen. Ich sah, wie er sich schüttelte. Die Entschlossenheit kehrte in sein Gesicht zurück, und seine Gedanken begannen wieder zu fließen. Er beriet sich mit Andy.
    Inzwischen wimmelte es in dem Garten von Gesetzeshütern, die alle sehr aufgeregt zu sein schienen. Schusswechsel, bei denen Polizisten verletzt wurden, waren in Bon Temps oder im Landkreis Renard nicht gerade an der Tagesordnung. Und weil auch noch das FBI vor Ort war, hatten sich die Aufregung und die Anspannung praktisch vervierfacht.
    Noch einige andere Leute fragten mich, ob es mir gut ginge, doch keiner schien mir sagen zu wollen, was ich tun oder dass ich gehen sollte, und so saß ich mit den Händen im Schoss auf dem klapprigen Stuhl da. Ich betrachtete all die Aktivitäten um mich herum und versuchte, gar nichts zu denken. Doch das war unmöglich.
    Ich machte mir Sorgen um Agentin Weiss und spürte immer noch die Erschütterung von der abebbenden Woge der Schuld, die über mir zusammengeschlagen war. Über den Tod des Kerls von der Bruderschaft hätte ich vermutlich traurig sein sollen. Doch ich war es nicht.
    Nach einer Weile fiel mir ein, dass ich noch zu spät zur Arbeit kommen würde, wenn hier nicht langsam mal was voran ging. Okay, das war ein trivialer Gedanke, wenn ich mir all das in den Boden gesickerte Blut ansah. Doch ich wusste auch, dass mein Boss es überhaupt nicht trivial finden würde.
    Also rief ich Sam an. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe, aber ich erinnere mich, dass ich ihm ausreden musste, herzukommen und mich abzuholen. Ich erzählte Sam, dass jede Menge Leute vor Ort waren, und die meisten davon bewaffnet. Danach hatte ich nichts weiter zu tun, als in den Wald zu starren: ein einziges Gewirr aus abgebrochenen Ästen, Blättern und verschiedenen Brauntönen, in die sich mutig aufstrebende Kiefern verschiedener Höhe mischten. Im strahlenden Tageslicht wirkten die Muster von Schatten und Schattierungen faszinierend.
    Als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass aus dem Wald etwas zurückblickte. Einige Meter hinter der Baumgrenze stand ein Mann; nein, kein Mann - ein Elf. Die Gedanken der Elfen kann ich nicht deutlich lesen. Es breitete sich zwar keine tiefe Stille um sie herum aus wie bei den Vampiren, aber dem kam es noch am nächsten.
    Die Haltung der Feindseligkeit war jedoch unverkennbar. Dieser Elf stand nicht auf der Seite meines

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