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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Wahrheit.
    Und Arlene schrie. Sie schien gar nicht mehr aufhören zu können. Ich sah ihr in die Augen. Sie versuchte, meinem Blick auszuweichen, doch es gelang ihr nicht. »Du Hexe!«, schluchzte sie. »Du bist eine Hexe. Die gibt's wirklich, und du bist eine von denen!«
    Hätte sie nur recht gehabt, dann hätte ich verhindern können, was als Nächstes geschah.
    In diesem Augenblick bog Andys Wagen auf das Grundstück der Freer, genau wie meiner zuvor. Soweit er wusste, war noch Zeit genug, um sich an den Wohnwagen anzuschleichen. Ich hörte den Wagen mehr oder weniger in meinem Rücken, denn ich hatte mich völlig auf Arlene und die Hintertür des Wohnwagens konzentriert. Und Weiss, Lattesta und Andy tauchten genau in dem Moment hinter mir auf, als Whit und sein Freund mit Gewehren in der Hand aus der Wohnwagentür stürmten.
    Arlene und ich standen zwischen zwei bewaffneten Lagern. Ich spürte den Sonnenschein auf meinen Armen. Ein kühler Windstoß hob mein Haar und wehte mir eine verspielte Locke ins Gesicht. Über Arlenes Schulter hinweg sah ich das Gesicht von Whits Freund, und jetzt erinnerte ich mich doch noch daran, dass er Donny Boling hieß. Er hatte einen frischen Haarschnitt. Das erkannte ich an dem Zentimeter hellerer Haut in seinem Nacken. Er trug ein T-Shirt vom Orville-Baumarkt mit einer aufgedruckten Baumstumpffräse. Seine Augen waren schlammbraun. Und er zielte auf Agentin Weiss.
    »Sie hat Kinder«, rief ich. »Nicht schießen!«
    Donnys Augen weiteten sich vor Schreck.
    Dann schwenkte er den Gewehrlauf auf mich. Erschieß ich eben die , dachte er.
    Ich warf mich zu Boden, als das Gewehr losging.
    »Waffen fallen lassen!«, schrie Lattesta. »FBI!«
    Aber das taten die beiden nicht. Ich glaube, sie haben seine Worte nicht mal wahrgenommen.
    Also schoss Lattesta. Und man konnte nicht sagen, dass er sie nicht gewarnt hätte.

       Kapitel 12
    Nach Spezialagent Lattestas Aufforderung an die beiden Männer, die Waffen fallen zu lassen, flogen die Kugeln nur so durch die Luft, wie Kieferpollen im Frühling.
    Und ich steckte mittendrin! Doch traf mich kein einziger Schuss, was ich höchst erstaunlich fand.
    Arlene, die sich nicht so schnell geduckt hatte wie ich, erlitt einen Streifschuss an der Schulter. Und die Kugel - dieselbe, die Arlene nur gestreift hatte - traf Agentin Weiss in die obere rechte Brusthälfte. Andy schoss Whit Spradlin nieder. Spezialagent Lattesta verfehlte mit dem ersten Schuss Donny Boling, doch der zweite saß. Es hat mich Wochen gekostet, das alles aufzudröseln, doch genau so ist es abgelaufen.
    Und dann war der Schusswechsel zu Ende. Lattesta wählte 911 und rief den Notarzt, während ich noch flach auf den Boden gepresst dalag und meine Finger und Zehen zählte, um sicherzugehen, dass noch alles dran war. Andy telefonierte sofort mit dem Sheriffbüro und meldete, dass es hier eine Schießerei gegeben hatte und ein Polizist sowie eine Zivilperson zu Boden gegangen waren.
    Arlene schrie wegen ihrer kleinen Wunde, als wäre sie schwerst verletzt worden.
    Agentin Weiss lag blutend im wuchernden Unkraut, die Augen weit aufgerissen vor Angst und die Lippen fest zusammengepresst. Die Kugel hatte sie auf Höhe der Achselhöhle getroffen. Sie dachte an ihre Kinder und ihren Ehemann und dass sie hier draußen in der Provinz sterben könnte und sie alle dann zurücklassen müsste. Lattesta zog ihr die Weste aus und versuchte einen provisorischen Druckverband anzulegen, während Andy zu den beiden Gewehrschützen hinüberlief.
    Ich setzte mich langsam auf, an Aufstehen war gar nicht zu denken. Inmitten von Kiefernnadeln und Schmutz saß ich da und starrte Donny Boling an, der tot war. Sein Gehirn zeigte nicht mehr das geringste Anzeichen von Aktivität. Whit lebte noch, auch wenn es ihm nicht sonderlich gut ging. Andy musterte kurz Arlenes Wunde, befahl ihr, mit dem Schreien aufzuhören, und sie hielt tatsächlich den Mund und begann zu weinen.
    Ich hatte mir im Laufe meines Lebens schon oft Vorwürfe machen müssen. Und dieser Vorfall hier ging auch auf mein Konto, dachte ich, während ich zusah, wie das Blut aus Donnys linker Seite in den Schmutz sickerte. Es wäre auf niemanden geschossen worden, wenn ich mich einfach wieder in meinen Wagen gesetzt hätte und weggefahren wäre. Aber nein, ich musste ja versuchen, Crystals Mörder zu fassen. Und dabei hatte ich hier - zu spät - erfahren, dass diese Idioten nicht mal die Täter waren. Ich sagte mir, dass Andy mich um

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