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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Handtasche, ohne auch nur den Versuch einer Erklärung zu machen. Vielleicht würde Antoine es einfach meiner allgemeinen Sonderlichkeit zurechnen.
    »Ja, keiner hält uns Moralpredigten und keiner wurde getötet.« Er lächelte. »Nur D'Eriq quasselt dauernd von so 'nem Kerl, der vorhin hier war. Er hält ihn für einen Elf. D'Eriq ist eher schlicht gestrickt und sieht Sachen, die sonst keiner sieht. Aber - Elfen?«
    »Nicht › Elf ‹ für Schwuler, sondern › Elf ‹ für Tinker Bell?« Ich hatte gedacht, meine Energie würde nicht mehr ausreichen, um mich noch einmal zu erschrecken. Doch da hatte ich mich getäuscht. Aufs Höchste alarmiert sah ich mich auf dem Parkplatz nach allen Seiten um.
    »Sookie? Stimmt das etwa?« Antoine starrte mich an.
    Kraftlos zuckte ich die Achseln. Ich war völlig fertig.
    »Mist!«, rief Antoine. »Oh, Mist! Das ist nicht mehr die Welt, in die ich geboren wurde, was?«
    »Nein, Antoine, ist sie nicht. Wenn D'Eriq wieder mal was sagt, erzähl's mir bitte. Es ist wichtig.« Es hätten mein Urgroßvater oder sein Sohn Dillon sein können, die nach mir sehen wollten. Oder auch der durch den Wald schleichende Mr Feindselig. Was war in der Elfenwelt bloß los? Jahrelang hatte sich nie einer blicken lassen. Und jetzt konnte man nicht mal mehr mit einem Handspaten fuchteln, ohne einen Elf zu treffen.
    Antoine musterte mich fragend. »Klar, Sookie. Hast du irgendwelchen Ärger, von dem du erzählen willst?«
    Vielleicht: Ich stecke hüfttief in einem Sumpf voller Alligatoren? »Nein, nein. Ich versuche nur, einem Problem aus dem Weg zu gehen«, sagte ich, weil Antoine sich keine Sorgen machen und vor allem Sam nichts davon berichten sollte. Sam hatte bereits genug Probleme.
    Sam hatte natürlich schon verschiedene Versionen von den Ereignissen bei Arlenes Wohnwagen gehört, und ich musste ihm eine kurze Zusammenfassung geben, während ich mich für die Arbeit fertig machte. Er war geradezu erschüttert über das Vorhaben von Donny und Whit, und als ich ihm erzählte, dass Donny tot war, sagte er: »Whit hätte auch draufgehen sollen.«
    Ich dachte zuerst, ich höre nicht richtig. Aber als ich Sam ins Gesicht blickte, sah ich, dass er richtig wütend, ja sogar rachsüchtig war. »Ich finde, es sind schon genug Leute gestorben, Sam«, erwiderte ich. »Ich habe den Kerlen nicht vergeben, und das werde ich wohl auch nie. Aber ich glaube nicht, dass sie Crystal getötet haben.«
    Mit einem Schnauben wandte Sam sich ab und stellte eine Flasche Rum mit einer solchen Wucht weg, dass ich schon fürchtete, sie würde zu Bruch gehen.
    Trotz einer gewissen erhöhten Alarmbereitschaft gefiel mir der Abend dann sehr gut... weil nichts passierte.
    Niemand verkündete plötzlich, dass er ein Kobold sei und auch am Tisch der amerikanischen Nation Platz nehmen wolle.
    Niemand stürmte mit einer Schimpftirade hinaus. Niemand versuchte mich zu töten, zu warnen oder mich anzulügen. Niemand schenkte mir besondere Aufmerksamkeit. Ich war wieder Teil der kleinen Welt des Merlotte's, eine Rolle, die mich oft genug gelangweilt hatte. Ich dachte an die Abende, als ich Bill Compton noch nicht kannte, als ich von Vampiren zwar schon wusste, aber noch nie einen getroffen hatte. Herrje, wie sehr hatte ich mir damals gewünscht, tatsächlich mal einen kennenzulernen. Ich hatte geglaubt, was in den Artikeln ihrer Zeitungen behauptet wurde: dass sie Opfer einer Virusinfektion seien, die sie auf vieles allergisch reagieren ließ (Sonnenlicht, Knoblauch, Essen), und dass sie nur überleben könnten, wenn sie Blut trinken.
    Der letzte Teil zumindest entsprach nur allzu sehr der Wahrheit.
    Während ich arbeitete, dachte ich über die Elfen nach. Sie waren ganz anders als Vampire und Wergeschöpfe. Elfen konnten jederzeit in ihre eigene Welt entschwinden, wie immer das auch geschah. Es war eine Welt, die ich weder besuchen noch sehen wollte. Elfen waren nie Menschen gewesen. Vampire konnten sich wenigstens daran erinnern, wie es war, ein Mensch zu sein. Und Wergeschöpfe waren die meiste Zeit sowieso Menschen, selbst wenn sie eine andere Kultur hatten; ein Wergeschöpf zu sein war wohl in etwa so, wie eine doppelte Staatsbürgerschaft zu besitzen, stellte ich mir vor. Dies war ein wichtiger Unterschied zwischen den Elfen und den anderen Supras, und es machte die Elfen furchterregender. Als der Abend voranschritt und ich von Tisch zu Tisch eilte, stets bemüht, alle Bestellungen richtig aufzunehmen und immer mit einem

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