Vampirjaeger
Stadt. Manchmal einfach nur weg… wahrscheinlich mit irgendwelchen Nutten unterwegs. Manchmal schlief er tief und fest in unserem Bett.«
»Du hast dich aus dem Bett geschlichen?«
»Sicher.«
»Hat er dich jemals erwischt?«
»Manchmal.«
»Was hat er gemacht?«
»Mich zum Reden gebracht.«
Ich schnitt eine Grimasse. »Er hat dir wehgetan?«
»Sicher. Er liebte es, mir weh zu tun.«
»Was hast du ihm gesagt.«
»Die Wahrheit.«
Ich war überrascht. »Du hast ihm gesagt, dass du auf der Suche nach jemandem warst, der ihn umbringt?«
»Ich musste es tun. Das war der einzige Weg, ihn zum Aufhören zu bewegen.«
»Was hat er dazu gesagt?«
»Er hat gelacht. Er sagte: ›Heißt das, dass du mich nicht mehr liebst?‹ Oder:
›Wenn du dich scheiden lassen willst, sag es ruhig.‹ Das tat er, weil er mir nicht glaubte. Was er in Wirklichkeit dachte war, dass ich hinter seinem Rücken eine Affäre hätte. Weil es genau das war, was er immer tat, wenn er die Gelegenheit dazu hatte. Die Leute denken immer, dass man den gleichen Scheiß macht wie sie selber. Wohingegen wir doch alle auf eine andere Weise Arschlöcher sind.«
»Also hat er dir nie geglaubt, dass du wirklich auf der Suche nach jemandem warst, der ihn umbringt?«
»Ich glaube nicht, dass der Gedanke je bis in seinen Verstand vorgedrungen ist.«
»Abgefahren.«
»Du darfst nicht vergessen, dass er Arzt war.«
»Was hat das denn damit zu tun?«
»Alle Ärzte glauben, dass sie Gott sind. Gott ist unsterblich. Bill ist Arzt. Also ist Bill unsterblich. Es ist unvorstellbar, dass jemand versuchen würde, den zu töten, der nicht getötet werden kann.«
Während ich den Kopf schüttelte, ertappte ich mich bei einem Grinsen.
»Vielleicht war es sogar gut, dass er mich ein paar Mal erwischt hat«, sagte Cat. »Ansonsten hätte ich vielleicht aufgehört zu suchen. Weil es wirklich gruselig war da draußen. Und frustrierend. Da waren so viele Freaks. Ich hatte immer Angst, dass mich einer angreift. Zur Hölle, ich wurde angegriffen. Mehr als einmal. Aber weißt du was? Was mir diese Kerle antaten, war nicht schlimmer als das, was ich von Bill gewohnt war. Es machte kaum noch einen Unterschied. Ich konnte es ertragen. Du wärst überrascht, was man alles ertragen kann.«
Es machte mich krank, sie so reden zu hören – sich vorstellt zu müssen, was man ihr angetan hatte. ›Ich konnte es ertragen.‹ Es hätte niemals so weit kommen dürfen, dass Cat das alles ertragen musste. Sie verdiente ein wundervolles Leben, und nichts von all dem. Ich hätte am liebsten geweint.
Ich wünschte mir mehr als alles andere, es wäre mir damals möglich gewesen, ihr beizustehen und sie vor all diesen Schrecken zu beschützen.
Dass ich die Chance gehabt hätte, über sie zu wachen und sie vor allem Unheil zu bewahren.
Wenn ich es nur gewusst hätte.
»Ich wünschte, du wärst zu mir gekommen«, sagte ich.
»Ich habe darüber nachgedacht«, erwiderte sie. »Aber ich wollte dich nicht in eine solche Sache hineinziehen. Das war richtiger Mord. Ich hätte dich niemals bitten können, jemanden für mich zu ermorden. Nicht dich.«
»Warum nicht? Bill hatte es verdient zu sterben. Ich hätte ihn für dich getötet. Gern sogar.«
»Es wäre nicht richtig gewesen. Es hätte dich… beschmutzt.«
»Wer bin ich, Mr. Clean?«
»Genau. Und ich wollte, dass es so bleibt.«
»Warum hast du mich dann geholt, um Elliot zu töten? Nicht, dass ich mich beschweren will, aber…«
»Das war etwas anderes. Das war kein Mord.«
»Natürlich war es das.«
»Nein. Es ist nur dann Mord, wenn du ein menschliches Wesen tötest. Elliot war ein Vampir. Du hast niemanden ermordet.«
Unter anderen Umständen hätte ich gelacht. Aber ich wusste, dass Cat es ernst meinte. Und ich fühlte mich geehrt, dass sie mich als eine Art unbefleckten Helden sah, der nur für ehrenvolle Aufgaben gerufen werden durfte.
»Abgesehen davon«, stellte sie fest, »sind Vampire ja angeblich bereits tot , nicht wahr? Die ›Untoten‹?«
»Elliot kam mir aber sehr lebendig vor.«
»Mir auch«, gab sie zu. »Aber, lebendig oder tot, es bleibt eine Tatsache, dass er kein menschliches Wesen war und es daher kein Mord gewesen ist, ihn umzubringen. Bill umzubringen, das war Mord. Also habe ich dich nicht gebeten, es zu tun.«
»Wir hätten uns schon vor einem Jahr wieder sehen können«, sagte ich zu ihr.
»Wir sind jetzt zusammen.« Sie langte herüber und drückte sanft mein Bein. Dann platzte der
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