Vampirjaegerin inkognito
anderes hätte euch zum Essen eingeladen . Der Gedanke hat uns über alle Maßen betrüblich gestimmt .“ Mit einem viel sagenden Lächeln entblößte Lucian seine Eck zähne. Dann streckte er die Hand aus und öffnete die Beifahrertür. Mit einem Kopfnicken bedeutete er Serena, einzusteigen .
Während die Zauberin Lucians Befehl Folge leistete, ging Marcelle um das Taxi herum und stieg hinten ein . Als ich meinen Blick wieder auf Lucian richtete, hielt der mir einladend die Tür zur Rückbank auf.
Ich lachte ihn aus. „Ganz sicher quetsche ich mich nicht zwischen euch beide.“
„Du bist die Kleinste von uns . Ist es da nicht nur praktisch, wenn du in der Mitte sitzt ?“
„Erstens ist Serena kleiner als ich und zweitens lass ich mir von dir nicht meinen Platz zuweisen. “
„Dies hier ist meine Reise und, da ich es bezahle, auch mein Taxi. Wenn du also nicht laufen willst, schlage ich vor, dass du jetzt einsteigst.“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Vampir herausfordernd an.
„Eins“, begann Lucian plötzlich zu zählen.
Ich verdrehte die Augen . Als ob ich – nur weil er auf einmal Zahlen aneinanderreihte – freiwillig einsteigen würde.
Das schien dem Vampir in diesem Moment auch zu dämmern. S tatt in seiner Zahlenfolge fortzufahren , packte er mich an den Oberarmen . Bevor ich reagieren konnte, hatte Lucian mich ins Auto geschoben. Ich trat und schlug nach ihm, doch traf kein einziges Mal. O bwohl er direkt neben mir saß.
„Du solltest dich anschnallen . “
Ich ignorierte ihn .
„ Deine Einfältigkeit ist wirklich entzückend . Wie du dich verausgabst, ohne zu verstehen, dass ich zu schnell für deine menschlichen Reflexe bin. Überaus amüsant.“ Er sagte zum Taxifahrer etwas auf Französisch. Das Auto fuhr an.
Ich versuchte, eine einigermaßen bequeme Sitz stellung zu finden, was schlichtweg unmöglich war. Auf der einen Seite quoll mir Marcelles üppiges Kleid entgegen, auf der anderen presste sich Lucians Bein an meines. Dabei machte ich m ich schon so schmal wie möglich. Ich schielte zu dem Vampir rüber , um feststellen , ob er auf der anderen Seite noch Platz hatte.
„Du erinnerst mich an jemanden“, bemerkte Lucian abwesend zum Fenster hin.
Ich stellte meine Detektivarbeit ein.
„Ja, jetzt weiß ich es.“ Er wandte sich vom Fenster ab und sah mich mit unlesbare m Blick an. „Marie Antoinette. Auch sie gab anfang s vor, mich abstoßend zu finden. D och beobachtete sie mich immer dann , wenn sie dachte, niemand würde hinsehen.“
Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, worauf er damit anspielte . „ Ich wollte nur wissen, ob du mir absichtlich so nah auf die Pelle rückst! Deshalb habe ich zu dir herüber gesehen. “
Lucian lächelte lasziv. „Marie Antoinette war ebenfalls nie um eine Ausrede verlegen.“ Er sah mich verträumt an. „Oh ja, sie war… etwas ganz Besonderes.“
„Sehe ich aus, als würde mich das interessieren?“ Ich richtete meinen Blick demonstrativ nach vorn. Als nächstes würde Lucian mir wahrscheinlich erzählen, dass in Wirklichkeit er Napoleon Bonaparte gewesen war.
„Sie wehrte sich lange gegen ihre wahren Gefühle“, fuhr Lucian ungefragt fort. „ Besonders, als sie merkte, was ich wirklich war. Aber als der Druck am Königshof immer größer wurde, bat sie mich, sie zu meinem Geschöpf zu machen.“ Ohne hinzusehen wusste ich, dass Lucians Blick sich an meinem Gesicht festge sogen hatte . Ich ignorierte ihn weiterhin .
„Wirklich schade, dass ich ihr diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. Denn, w ie du dir vielleicht denken kannst, hatte ich damals schon jemand andere s im Auge . Und Marcelle erschien mir um einiges geeigneter als diese verwöhnte, gelangweilte Königin.“
I ch warf Marcelle einen Blick zu, doch sie hielt ihre Augen stur nach vorn gerichtet.
Was der Bund ihr wohl geboten hatte, damit sie Lucian verriet? In dem Vampirbuch hatte ich gelesen, dass es Meister gab, die ihre Geschöpfe zwangen, ihr Blut zu trinken und so zum Vampir zu werden. Ob Lucian si e gegen ihren Willen zum Blutsauger gemacht hatte? Das würde einiges erklären.
Möglichst unauffällig wandte ich meinen Blick wieder nach rechts. Ich musterte Lucians Spiegelbild im Fenster und erschrak, als sich seine Augen durch die Scheibe auf mich richteten. D iesmal kommentierte er mein Starren jedoch nicht. Er sah mich nur einen Augenblick an, dann richteten sich seine Augen wieder auf das nächtliche Paris.
Und plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher