Vampirjaegerin inkognito
meiner Seite stand und mich vor ihrem Meister deckte.
„ Selbst wenn “ , gab Sassa zu bedenken. „ Der Vampir ahnt etwas. Z u sagen, du hast ein Problem, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. “
Ich antwortete nicht. Der Dämon hatte Recht.
Die Stunden, die ich bis Anbruch der Dunkelheit auf meinem Zimmer verbrachte, fühlten sich an wie mehrere Tage. Jedes Mal, wenn ich Schritte auf dem Flur hörte, sprang ich auf. Ich fixierte so lange die Tür bis der Urheber der Schritte an meinem Zimmer vorbei gegangen war. Es war eine quälende Zeit, doch sie ging ereignislos vorüber. Lucian besuchte mich nicht. Marcelle musste die Wahrheit gesagt haben: Sie stand tatsächlich auf meiner Seite.
„ Können die anderen dich eigentlich spüren, wenn sie dich berühren? “ , wollte ich von Sassa wissen, als wir einige Stunden später unser Hotelzimmer verließen.
„ Manchmal frage ich mich wirklich, ob in deinem Hohlkopf irgendetwas drin steckt. Warum sollten sie mich nicht spüren können? “
Ich verdrehte die Augen. „ Hören und sehen können sie dich schließlich auch nicht, oder? “
„ Trotzdem bin ich da , dumme Nuss. “
„ Dann pass auf, dass du nicht mit den Vampiren in Berührung kommst . Ich will mir von Lucian nicht auch noch anhören müssen, was für eine unfähige Zauberin ich bin, einen Dämon zu beschwören , den ich nicht mehr loswerde . “
„ Darüber machst du dir Gedanken? “ , fragte der Dämon ungläubig. „ Du solltest dich lieber fragen , ob du diese Nacht überleben wirst! “
„ Und was soll mir das bringen? Ich hoffe einfach, dass Marcelle ihr Versprechen hält und sich um Serena kümmert . Im Gegensatz zu dir versuche ich, positiv zu denken! “ , zischte ich so leise wie möglich. Trotzdem warfen mir die beiden Hotelgäste , die uns in diesem Moment im Flur entgegenkamen , misstrauische Blicke zu.
„ Du bist echt zu doof dafür, oder? “ , fragte mich die kleine Nervensäge .
Ich antwortete nicht.
„ I ch kann deine Gedanken hören, liegt es da nicht nahe , dass … na? Komm, ich weiß, dass du es kannst. Gib dir ein bisschen Mühe. Na? Na? “
Was wollte das Mistvieh nur von mir? Ich würde mich nicht mitten im Gang mit ihm streiten, bis irgendjemand dem Personal Bescheid sagte und die ses dann die Polizei rief, weil ich offensichtlich Selbstgespräche führte … Ich stoppte in meinem gedanklichen Monolog. Plötzlich glaubte ich zu wissen, was Sassa gemeint hatte: Wenn er meine Gedanken hören konnte , war es überhaupt nicht nötig, laut mit ihm zu reden.
„ Bravo “ , erntete ich sofort zynischen Beifall .
Halt endlich den Mund! , formulierte ich in Gedanken. S o ging es eindeutig besser.
Als wir im Foyer ankamen, hatte n sich die anderen bereits versammelt . Serena wirkte geradezu unsche inbar neben den beiden Vampiren. Obwohl die Zauberin auch heute bei ihrer Kleidung sauswahl nicht mit Farben gegeizt hatte . Ihr Rock war blau, der Pulli lila und das Halstuch gelb. Lucian war farblich ebenso un auffällig gekleidet wie heute Morgen, doch natürlich machte das ihn nicht automatisch unauffällig.
Der Vampir hatte mich aus den Augenwinkeln bemerkt . Er wandte sich mir zu . Seine Lippen verzogen sich zu einem undeutbaren Lächeln.
Mein Herz schlag beschleunigte sich .
„ Mir sch eint, da kann jemand die Uhr nicht lesen. Oder habe ich mich gestern unklar a usgedrückt, als ich achtzehn Uhr dreißig als Zeit festsetzte? “ Lucian musterte mich mit fragend gehobenen Augenbrauen.
Ich sah misstrauisch zurück. Warum tat der Vampir jetzt so , als wäre nichts gewesen? Als hätte er mir heute Morgen nicht unmissverständlich klar gemacht, dass er mir nicht traute?
Mein Blick flog zu Marcelle. Die Vam pirin hatte mich ganz offensichtlich gedeckt, aber trotzdem: Es konnte nicht sein, dass Lucian sein Misstrauen vollständig ablegte, nur weil Marcelle ihm bestätigte, dass ich mit ihr über die Szene in meinem Pensionszimmer geredet hatte. Oder doch? Lucian glaubte schließlich, Marcelle könne nicht anders, als ihm die Wahrheit zu sagen.
„ Hat es da jemandem die Sprache verschlagen? “ Der Vampir hatte den Kopf schief gelegt und betrachtete mich amüsiert .
Oder war es etwas ganz A nderes? Hatte Lucian mich vielleicht nur einschüchtern wollen? Ahnte er möglicherweise gar nichts von meinen Plänen , sondern wollte mich nur verunsichern? Das würde zu ihm passen. Ich lächelte liebenswürdig. „ Es ist zwei Minuten nach halb . Aber ich entschuldige
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