Vampirjaegerin inkognito
mich und rutschte so weit von Lucian weg, wie die Sitzbank es zuließ . Marcelle und Serena nahmen nebeneinander auf der gegenüberliegenden Bank Platz. Die Kutsche fuhr mit einem Ru ck an. Hufgetrappel war zu hören .
Ich schob den Vorhang vor dem Fenster zur Seite und sah nach draußen. Straßenlaternen erleuchteten die Bü rgersteige und die Menschen, die darauf unterwegs waren. Schon bald jedoch verließen wir die Stadt. D ie großen Gebäude wichen klei neren Einfamilienhäusern und schließlich hörten die Behausungen ganz auf . Nach einer Weile wurde auch der Weg holpriger und die Abstände zwischen den Straßenlaternen größer . Doch es war ohnehin nichts zu sehen außer dunklen, nicht enden wollenden Feldern.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die Insassen der Kutsche. Marcelle , die mir gegenüber saß, starrte ins Leere. Serena sah auf ihrer Seite aus dem Fenster . Die rote Lockenpracht verdeckte ihr Gesicht.
Mein Blick wanderte weiter zu Lucian . Bevor er wieder behaupten konnte, ich würde ihn grundlos anstarren , fragte ich ihn: „ Wie lange werden wir unterwegs sein ? “
Wie in Zeitlupe drehte Lucian den Kopf. Sein Blick wirkte abwesend. „ Das lässt sich nicht genau sagen. “
Lucian wollte sich wieder von mir abwenden, doch ich bohr te weiter: „ Wieso kann man das nicht genau sagen? “
„ Unvorhersehbare Ereignisse . “
„ Was denn für unvorhersehbare Ereignisse? “
„ Unvorhersehbare Ereignisse heißen so, weil sie eben unvorhersehbar sind “ , belehrte mich der Vampir.
„ Ich weiß, was unvorhersehbar- “
Lucian schnitt mir das Wort ab: „ Warum siehst du dir nicht die bezaubernde Landschaft an , statt a ndere beim Nachdenken zu stören? “
„ Was denn für eine Landsc haft? “ , wollte ich wissen. „ Da sind nur dunkle Felder. “
Plötzlich saß Lucian direkt neben mir. Ich spürte seine kühle Hand in meinem Nacken. Sie zwang me inen Kopf nach links zum Fenster.
M eine Augen sah en automatisch hinaus. Die Felder waren verschwund en, s tattdessen erstreckte sich in einiger Entfernung ein Wald voller üppig besetzter Nadelbäume. D ie Sterne, die am Himmel leuchteten , und das Dämmerlicht der Straß enlaterne n ließen den Wald in märchenähnlicher Weise funkeln.
„ Hm , ich kann fühlen, wie dein Blut durch die Adern strömt. “
Erst jetzt bemerkte ich , dass sich Lucians Daumen zu meiner Halsschlagader vorgearbeitet hatte. Mit rasendem Herzen wirbelte ich herum.
D och d a hatte Lucian seine Hand bereits zurückgezogen . Er saß wieder auf seinem ursprünglichen Platz am anderen Ende der Bank und betrachtete mich abwartend.
„ Was soll das ? “ , schrie ich ihn an . „ Wenn du mich noch einmal anfasst … . “ Leider fiel mir keine passende Drohung ein.
Lucian lächelte mitleidig auf mich herab.
„ Du widerst mich an! “
„ Ach wirklich? “ , fragte Lucian in einem Tonfall , d e r nichts Gutes verhieß. „ Mir scheint, das s dies meine Kutsche ist und ich hier tun und lassen kann , was ich will. “ Was er dann tatsächlich tat, ging furchtbar schnell . Er packte Serena an den Oberarmen. Im nächsten Moment lag die Zauberin quer über seinen Beinen. Doch e rst, als Lucian mit einer Hand Serenas Kopf packte und zurückbog, verstand ich, was er vorhatte. Ich öff nete den Mund um zu protestieren , doch es war zu spät. Lucian schob Serenas Schal beiseite , enthüllte alte, kaum verheilte Bissverletzungen . Dann bohrte er seine Zähne in ihren Hals .
Ein schmerzerfülltes Keuchen entwich der Zauberin . Ihre weit aufgerissenen Augen richteten sich auf mich . Sie hing mit dem Oberkörper auf Lucians Knien, die Beine am Boden verheddert. Lucians Ges i cht war halb hinter Serenas Locken verborgen, doch ich konnte seine Lipp en sehen , die an ihrem Hals hingen. Un d seinen Kehlkopf, der sich bei jedem Schlucken hob. Lucians Hand hatte sich in Serenas Haar festgekrallt und hinderte die Zauberin daran, den Kopf zu drehen. Gedämpft drang d as Hufgetra ppel von draußen an mein Ohr. D och es konnte Lucians penetrante Schluckgeräusch e nicht übertönen. Ich beobachtete starr, wie Serenas Gesicht immer blasser wurde. Schließlich schloss sie erschöpft die Augen und ihre Gesichtsmuskeln entspannt en sich . Ich war sicher, dass sie ohnmächtig geworden war.
Nach einer Ewigkeit löste sich Lucian von Serenas Hals. Er leckte kurz über die Wunde, die sofort aufhörte zu bluten. Dann rückte er ihr H alstuch wieder an seinen Platz und
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