Vampirjaegerin inkognito
Holzteile hatten sich aus der Wand gelöst. Die Zauberin schlug panisch auf einen brennenden Zipfel ihres Rockes ein .
Und mir wurde etwas klar . Ich wischte mir den S chweiß von der Stirn . D urch den dichte n Rauch hindurch starrte ich die drei Insassen der Kutsche an. Das war meine Chance. Mein Gehirn überschlug sich beinahe vor Aufregung. Ich musste nichts tun, mich lediglich selbst aus der Kutsche retten. Ich könnte die vier Männer da draußen illusionieren, sie mich als eine von ihnen wahrnehmen lassen. Und die drei würden hier drin verbrennen oder, wenn sie herauskämen, erschossen werden. Ich könnte es zumindest versuchen, ich könnte … . Meine Augen trafen auf die von Lucian . Er sah mich an , das Gesicht vollkommen ausdruckslos. Nein, das stimmte nicht. In seinen Augen war etwas … etwas, das ich nicht deuten konnte . Ich hatte das Gefühl, ihn minutenlang anzustarren. I n Wirklichkeit waren es wohl nur Sekunden. Ich spürte, wie der Qualm meine Lunge belegte, wie mein Atem immer rasselnder ging. Abermals fiel e n ein paar Holzteile herab, diesmal von der Decke. Lucian unterbrach den Blickkontakt, um ihnen auszuweichen. Jetzt hatte auch der Boden der Kutsche Feuer gefangen.
I ch wandte mich ab, stieß die T ür ganz auf und s prang hin aus. Noch bevor ich mit meinen Füßen auf dem Boden aufkam, konzentrierte ich meine Fähigkeiten . Ich richtete meine gebündelte Macht auf die vier Gestalten. Sie wirbelten durch die Luft und kamen ein paar Meter weiter auf dem Boden auf. Das verschaffte mir Zeit für die Illusion. Schon sah ich, wie die vier sich aufrappelten und ihre Waffen in meine Richtung hoben. Ich f lüsterte vor mich hin, redete den vier ein , dass sich in den Büschen hinter ihnen etwas bewegte. Etwas Großes. Ein Vampir vielleicht? Mein Kopf fühlte sich von der vielen frischen Luft immer noch beschwipst an . Schwindel ließ meine Sicht verschwimmen. Doch ich erkannte noch, dass mein Vorhaben funktionierte. Die vier drehten sich um, richteten ihre Waffen auf das Gebüsch und feuerten blind lings los. Ich schwankte und wäre gefallen, hätte mich nicht eine Hand um meine Taille gestützt .
„ Hoppla, hat sich da jemand zu sehr verausgabt? “ Lucians spöttische Stimme ließ meinen Mund ein dümmliches Grinsen formen. Warum ich lä chelte, wusste ich selbst nicht .
Wahrscheinlich war es der Rauch und das Adrenalin.
Mein Kopf wurde mit jedem Moment klarer und plötzlich begriff ich, wie nah ich daran gewesen war, Lucian und Serena einfach in der Kutsche verbrennen zu lassen . Bevor wir das Anwesen erreicht hatten. Ich lächelte noch mehr, diesmal vor Erleichterung. Um ein Haar hätte ich meinen ganzen Plan ruiniert .
Während Lucian mich von der brennenden Kutsche weg zog, sah ich mich nach den anderen um. Serena war direkt hinter uns, nur Marcelle konnte ich nirgends entdecken. Lucian schien meine Gedanken zu erraten : „ Auf der anderen Seite der Kutsche warteten ebenfalls einige von ihnen. “ Seine Lippen formten sich zu einem diabolischen Grinsen. „ Marcelle hat te lange nicht getrunken. “
I n diesem Moment fiel mein Blick auf den vorderen Teil der Kutsche. Der Kutscher lag quer auf seinem Bock , regungslos. Die beiden Pferde waren tot, lagen mit verdrehten Gliedmaßen am Boden, das weiße Fell rot gesprenkelt. Ich wollte zu dem Kutscher, um zu sehen, ob er noch lebte. Lucian weigerte sich, den Griff um meine Taille zu lockern. „ Er ist tot “ , sagte er abwesend .
Ich sah zu ihm hoch und folgte seinem Blick zu meinen vier Illusionsopfern. Da stimmte etwas nicht. Sie sahen nun ni cht mehr zu dem imaginären Feind in die Büsche , sondern hatten sich einander zugewandt, offensichtlich diskutierend. Was ging da schief? Ich verstärkte meine Konze ntration auf sie, ließ sie das R ascheln in den Büschen noch intensiver wahrnehmen. Doch es lag nicht an mir. Ich hatte perfekte Arbeit geleistet. Sie hörten , was ich sie hören lassen wollte und trotzdem reagierten sie ni cht mehr darauf.
Lucian löste sich von mir. U nsichtbar wie ein Schatten raste er auf die vier zu. Ich schwankte, doch da war schon Serena an meiner Seite um mich zu stützen. Ich achtete nicht auf sie, sondern verfolgte Lucian mit meinem Blick . Jetzt hatte er die vier erreicht. Sie hatten keine Chance. Einer von ihnen sank mit gebrochenem Gen ick zu Boden. Dann feuerte Lucian mit der Waffe seines ersten Opfers drei Schüsse ab. Sie waren alle tot, ehe sie begriffen, was über sie gekommen war.
Ich
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