Vampirjagd: Roman (German Edition)
unterhalten. Vorher aber müssen wir zusehen, dass der Tod dieses Mannes natürlichen Umständen zugeschrieben wird!« Daniela trat näher, wobei sie die Arme so hielt, dass Vanessa sich nicht bedroht fühlte.
»Du musst uns vertrauen! Sonst geht vielleicht alles verloren, was sich unser Club in mehr als einhundertsechzig Jahren aufgebaut hat!«
»Du hast immer nur euren Club im Kopf und wie ihr diesen aus jeder Schlinge ziehen könnt, was?« Mit einer wütenden Geste zeigte Vanessa auf Erwin. »Dieser Mann und seine Kumpane haben meine Schwester und meinen Ehemann umgebracht! Ich wäre auch umgekommen, wenn ich mich nicht halb tot aus der brennenden Hütte hätte schleppen können und meine Verletzungen wie durch ein Wunder über Nacht geheilt wären.«
»Das war es also!«, stieß Dilia erregt aus. »Jetzt begreife ich einiges.«
»Was zum Beispiel?« Daniela wusste, dass ihre Freundin ihr hundertfünfzig Jahre an Erfahrung voraushatte.
»Ich meine jenen Schmerz, den wir alle vor einigen Tagen gespürt haben, und auch den Tod einer Vampirin. Es war nicht Vanessa, deren Ende wir gespürt haben, sondern das ihrer Schwester. Diese muss ebenfalls die Anlagen dazu besessen haben, konnte sie aber nicht mehr ausbilden, während es Vanessa gerade noch rechtzeitig gelang.«
Dilia trat auf die junge Vampirin zu und legte ihr die Hand auf die Stirn. »Du hast in jener Nacht Blut getrunken, nicht wahr?«
Vanessa nickte unter Tränen. »Es war das Blut meiner Schwester. Diese Schurken hatten uns niedergestochen und wie Abfall aufeinandergeworfen.«
»Das tut mir leid. Aber in dieser Nacht hast du dich umgewandelt und bist zu einer von uns geworden. O Gott, warum haben wir dich nicht eher gefunden? Vielleicht hätten wir dann auch deine Schwester retten können. Bist du sicher, dass sie wirklich tot ist? Vampire halten viel aus!«
Vanessas Kopfschütteln dämpfte Dilias Hoffnung sofort wieder. »Stephanie war stark verbrannt und ganz gewiss tot. Ich habe sie dort begraben.«
»Trotzdem sollten wir nachsehen«, erklärte Daniela und fragte Vanessa, ob auch in den Mund ihrer Schwester Blut geflossen wäre. »Weißt du, notfalls reicht auch das eigene Blut. Cynthia zum Beispiel wurde zum Vampir, als ein Mann sie in den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg vergewaltigen wollte und ihr dabei das Gesicht blutig geschlagen hat.«
»Irgendwie scheint sich alles zu wiederholen«, sagte Vanessa sarkastisch. »Doch wir sollten jetzt verschwinden. Sicher hat jemand die Schüsse gehört!«
»Das glaube ich nicht! In dieser Wohnanlage herrscht ziemlich viel Lärm, und bis jetzt hat noch niemand Alarm geschlagen.« Daniela atmete einmal tief durch und wies dann auf den Toten.
»Er darf so nicht liegen bleiben.«
»Den anderen Schurken habe ich bis zum Dachboden getragen und dort zum Fenster hinausgeworfen!« Vanessa überlegte, das auch jetzt zu tun, doch Daniela hob abwehrend die Hand.
»Hier herrscht zu viel Betrieb im Treppenhaus. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.« Sie überlegte kurz, nahm dann ein Taschentuch zur Hand und drückte Erwins Pistole dem Toten in die Hand. Dann drehte sie den Lauf so, dass er auf die kleine Wunde an dessen Hals zeigte, und zog den Abzugbügel durch.
Der Schuss hallte für die empfindlichen Ohren der Vampirinnen überlaut durch das Zimmer, und jetzt wurde jemand in der Nebenwohnung darauf aufmerksam. Es klopfte ein paarmal gegen die Wand, und jemand schrie: »Wenn noch einmal ein Böller knallt, passiert aber was!«
Daniela zuckte im ersten Augenblick zusammen, entspannte sich aber wieder und zwinkerte den beiden anderen Frauen zu. »Da glaubt einer, Erwin veranstaltet ein privates Feuerwerk. Dabei ist es noch lange hin bis Silvester! Aber jetzt kommt! Habt ihr Stela gesehen?«
»Hier bin ich«, meldete sich die kleine Gestaltwandlerin. Sie hatte sich die anderen Zimmer angesehen und schleppte nun Erwins Brieftasche heran.
»Da stecken eine Menge Papiere drin«, sagte sie.
»Gut gemacht!« Daniela steckte die Brieftasche ein und nahm Stela wieder an die Leine.
»Kommt jetzt! Wir suchen die Stelle, an der Vanessa ihre Schwester vergraben hat. Vielleicht haben wir Glück! Wo ist es überhaupt?«
Diese Frage konnte Vanessa nicht so ohne Weiteres beantworten. Zwar hatte sie sich den Platz eingeprägt und war sicher, ihn wiederfinden zu können, aber welche Ortschaften in der Nähe lagen, konnte sie nicht sagen.
»Ich … wir müssten uns in ein Auto setzen und losfahren. Es muss
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