Vampirjagd: Roman (German Edition)
sie die Wohnungstür eintreten müssen, und den Krach wollte sie vermeiden. Einen Augenblick starrte sie zweifelnd auf das Namensschild, auf dem weder Brunner noch Sametsammer stand. War das die richtige Wohnung? Sie schnupperte kurz und bekam einen bekannten Geruch in die Nase. Nun wanderte ihr Zeigefinger zum Klingelknopf, und sie läutete Sturm.
In der Wohnung wurde es lebendig. Vanessa hörte jemand fluchen. Leise, für normale Menschen unhörbare Schritte näherten sich der Tür. Jemand schien für einen Augenblick den Atem anzuhalten und zu lauschen. Dann wurde die Tür mit einem Ruck aufgerissen.
Vanessa sah Erwin vor sich, den rechten Unterarm hinter dem Rücken versteckt. Etwas roch metallisch, also hielt er einen Totschläger oder ein Messer in der Hand. Als der Bandit eine mittelgroße Frau vor sich sah, entspannte sich seine Miene.
»Was willst du?«, fragte er dennoch misstrauisch.
»Nichts, was sich zwischen Tür und Angel bereden lässt!« Vanessa schob ihn beiseite und trat ein. Dabei konnte sie kurz den Gegenstand in seiner Hand sehen. Es war ein Totschläger. Diese Waffe fürchtete sie nicht.
»Also, was willst du?«, wurde Erwin ungehalten.
Vanessa drehte sich zu ihm um und fixierte ihn mit ihren Blicken. »Erkennst du mich nicht?«
Zuerst schüttelte er den Kopf, rieb sich dann aber mit der linken Hand über die Stirn. »Du? Das ist doch unmöglich!«
»Du hast es also geschnallt! Erinnerst du dich noch an das Feuer, in dem du mich zusammen mit meiner Schwester und meinem Mann hast verbrennen wollen, Erwin Brunner?«
»Das gibt es nicht! Du kannst nicht aus der Hütte herausgekommen sein. Jonny hat dich doch abgestochen«, brach es aus dem Mann heraus.
»Hätte ich ein Aufnahmegerät dabei, wäre das eben ein erstklassiges Geständnis gewesen«, spottete Vanessa.
»Du bist doch nur irgend so eine Polizeitussi, die man so geschminkt hat, damit du wie Vanessa Mattuschek aussiehst. Aber nicht mit mir!« Noch während er es sagte, hob Erwin seinen Totschläger und schlug blitzschnell zu.
Vanessa drehte kurz den Kopf beiseite, sodass er die Wand traf. Zu einem zweiten Hieb kam er nicht mehr, denn ihr Handkantenschlag trieb ihm die Luft aus den Lungen. Keuchend taumelte er rückwärts und wunderte sich, dass eine normal gebaute Frau so hammerhart zuschlagen konnte.
Er griff sie erneut an, doch sie war auch diesmal zu schnell für ihn. Während sein Totschläger sie verfehlte, krachte ihre Handkante erneut gegen seinen Brustkorb, und diesmal vernahm er das Knacken brechender Rippen. Panik stieg in ihm auf, und er wich vor ihr bis ins Schlafzimmer zurück.
Vanessa folgte ihm langsam und sah dann, dass er eine Pistole aus seinem Nachtkästchen holte und auf sie anlegte. »So haben wir nicht gewettet, Schwester«, stöhnte er und zog den Stecher dreimal hintereinander durch.
Die Geschosse schlugen in Vanessas Körper ein, und für ein paar Augenblicke glaubte Erwin, sie zusammenbrechen zu sehen. Doch es trat kein Blut aus den Schusslöchern, und die Wunden schlossen sich vor seinen Augen.
»Das ist unmöglich!«, stotterte er und wich bis an die Wand zurück.
Vanessa hatte erwartet, die Schüsse zu überstehen, war aber dennoch überrascht, wie leicht es ihr fiel. Mit einem zufriedenen Lächeln ging sie auf Erwin zu und streckte die Arme nach ihm aus.
»Nein! Nicht!«, wimmerte dieser und sank in sich zusammen. Er wehrte sich auch nicht mehr, als sie ihn vom Boden hochzerrte und mit ihrem Mund seinen Hals suchte.
Vanessa spürte, dass ihre Selbstheilung Kraft erforderte, und setzte zu ihrem Biss an. Frisches, unverseuchtes Blut strömte ihr in den Mund, und sie fühlte sich sofort besser.
Gleichzeitig spürte sie die Annäherung anderer Vampire und kämpfte für einen Augenblick gegen die Panik. Dann aber dachte sie daran, dass selbst Kugeln ihr nicht geschadet hatten, und sagte sich, dass sie immer noch entkommen konnte. Mit einem gewissen Bedauern beendete sie ihre Mahlzeit, sah den Hoffnungsschimmer in Erwins Augen und brach ihm mit einem kurzen Ruck das Genick.
»Das hättest du nicht tun sollen«, hörte sie in dem Augenblick Danielas Stimme.
Vanessa wandte sich langsam um und sah Daniela und Dilia im Flur, während sie die Anwesenheit eines dritten Vampirs bei der Wohnungstür wahrnahm. Mit bitterer Miene schüttelte sie den Kopf. »Es war ein viel zu leichter Tod für das, was er meiner Schwester und mir angetan hat!«
»Ich glaube, darüber sollten wir uns in aller Ruhe
Weitere Kostenlose Bücher