Vampirjagd: Roman (German Edition)
nördlich von Wien in den Donau-Auen sein.«
»Eine sehr präzise Angabe!«, stöhnte Daniela. »Wir haben da nur ein Problem. Keiner von uns hat ein Auto. In der Stadt brauchen wir es nicht, und bei Reisen nehmen wir das Flugzeug oder die Bahn.«
»Martin hat einen Wagen!«, erklärte Vanessa.
»Wer ist Martin?«, wollte Daniela noch fragen, da war die junge Vampirin schon zur Tür hinausgetreten und wandte sich zur Treppe.
Aber dort stand Istvan. Seine Miene wurde hart, als er Vanessa sah. Ebenso wie die anderen hatte er Erwins Tod gespürt und wollte sie zur Rede stellen.
Ein scharfes Abwinken von Daniela brachte ihn jedoch dazu, den Mund zu halten. So verließen sie gemeinsam die heruntergekommene Wohnanlage und tauchten im Gewirr der Passanten unter, die die Straße bevölkerten.
13
Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Kaffeehaus, der dazu diente, die angespannten Nerven zu beruhigen, bekräftigte Daniela ihre Absicht, als Erstes nach Vanessas Schwester zu suchen. Aber nicht nur aus diesem Grund ging sie auf Vanessas Vorschlag ein, sich von ihrem Bekannten Martin fahren zu lassen. Sie wollte herausfinden, wer dieser Mann war, in welcher Verbindung er zu der Vampirin stand und wie viel er über sie wusste. Sie erinnerte sich, dass Vanessa jemanden gebissen hatte, ohne ihn zu töten, und ihr war klar, dass sie ein weiteres unangenehmes Problem lösen mussten.
Während sie mit der U4 nach Ober-St.-Veit fuhren, unterhielten sie sich über nebensächliche Dinge oder schwiegen. Istvan hätte am liebsten auf seine männliche Autorität gepocht und diesen Ausflug unterbunden. Doch als er vorsichtig ein paar Einwände vorbrachte, lächelte Daniela in einer Weise, die ihn wünschen ließ, ihr nie zu einer Zeit zu begegnen, in der sie wirklich Hunger auf frisches Blut hatte.
Erst als sie in Richtung Baumgarten gingen, erklärte Vanessa leise, wer Martin war. Sie seufzte tief, doch ihre Augen leuchteten. »Er ist ein guter Mensch! Zwar war er zuerst nur auf Sex aus, hat sich dann aber als große Hilfe erwiesen.«
Daniela blickte sie mit schief gehaltenem Kopf an. »Hast du ihn gebissen?«
Ein fast unmerkliches Kopfnicken antwortete ihr.
»Wann hast du das getan? Zu Beginn eurer Bekanntschaft oder erst später?«
»Kurz nachdem wir seine Wohnung betreten hatten, also schon ziemlich früh!«, gab Vanessa zu.
Die beiden anderen Vampirinnen wechselten einen kurzen Blick. »Dann sollten wir diesen Martin auch abchecken!«, sagte Dilia mit einem kurzen Auflachen.
»Wie meint ihr das? Wird er möglicherweise auch zu einem Vampir, nur weil ich ihn gebissen habe?« Vanessa geriet in Panik, doch Dilia hob beschwichtigend die Hand.
»Wenn du ihn nur ein Mal gebissen hast, passiert gar nichts. Allerdings kann jeder Vampir einen anderen Menschen zu seinem Sklaven machen, wenn er dafür sorgt, dass eine Spur seines eigenen Blutes in den Körper seines Opfers gelangt. Du musst dich dabei nur mit der Zunge an den scharfen Eckzähnen verletzen, schon ist es passiert.«
»O Gott, das wollte ich Martin nicht antun! Heißt das, dass er für immer mein Sklave bleibt?«, rief Vanessa entsetzt. »Er ist doch der liebste Mensch, den ich kenne, und ich würde alles tun, damit er glücklich sein kann.«
Dilia wiegte zweifelnd den Kopf. »Im Allgemeinen befreien sich Menschen im Lauf der Zeit aus dieser Beeinflussung. Anders ist es allerdings, wenn sie selber die Anlage zu einem Vampir in sich tragen. Wenn die nicht sofort durchbricht und sie Blut bekommen, verkümmern sie innerhalb von einem oder längstens zwei Jahren und sterben.«
»Dann wollen wir hoffen, dass Martin keine Vampirgene in sich trägt«, stieß Daniela mit einem verunglückten Lachen aus und wies nach vorne. »Ich glaube, wir sind am Ziel. Hast du einen Schlüssel oder müssen wir läuten?«
Statt einer Antwort zog Vanessa den Schlüssel aus der Tasche und schloss die Haustür auf. Als sie zu Martins Appartement hochstieg, schwor sie sich, alles zu tun, damit dieser durch und durch liebenswürdige Mensch durch seine Versklavung keinen Schaden nehmen würde.
Acht
Hinterlist
1
Martins Freude, Vanessa wiederzusehen, war so echt, dass Dilia nicht glaubte, dass er unter der geistigen Herrschaft der jungen Vampirin stand. Auch sonst benahm der Mann sich völlig normal. Er erwies sich als angenehmer Gastgeber und holte Fruchtsaft und Mineralwasser aus seinem Kellerabteil, um den unverhofft aufgetauchten Gästen eine Erfrischung anzubieten. Anschließend half er
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