Vampirjagd: Roman (German Edition)
Martin an, ein Stück vor der Brandruine anzuhalten, und stieg aus. Vanessa folgte ihr so rasch, dass sie beinahe über die Gestaltwandlerin gestolpert wäre. Diese lief ein Stück in das von Schilf umgebene Erlengestrüpp hinein und blieb an einer Stelle stehen, an der erst vor Kurzem die Erde gegraben worden war.
»Hier ist es!« Die Kleine begann mit den Pfoten im Boden zu graben, wurde dann aber von Daniela und Dilia zur Seite gescheucht.
»Ich habe eine Schaufel im Auto!«, bot Martin an.
Daniela schüttelte den Kopf. »Die benützen wir besser nicht, denn damit könnten wir Stephanie noch mehr verletzen!«
Während Daniela und Dilia mit bloßen Händen gruben, war Vanessa zu aufgewühlt, um ihnen helfen oder auch nur zuschauen zu können. Daher ging sie ein Stückchen weiter bis zu einer Stelle, die einen freien Blick auf die Donau bot. In ihren Gedanken sah sie jedoch nicht den großen Strom, sondern durchlebte noch einmal jene grauenvolle Nacht, in der ihr Schicksal eine so grauenhafte und zugleich seltsame Wende genommen hatte.
Daniela und Dilia kümmerten sich nicht um sie, sondern arbeiteten wie besessen. Dabei achteten sie nicht einmal darauf, dass sie ihre Hände an den Steinen aufrissen, bis sie bluteten und ihre fast stahlharten Fingernägel brachen. Nur einmal hielt Dilia kurz inne und zwinkerte ihrer Freundin zu.
»Ein Gutes hat das Vampirleben ja an sich. Die Nägel werden spätestens morgen nachgewachsen sein.«
Daniela antwortete mit einem leisen Zischen und holte eine weitere Handvoll Erde heraus. Als sie erneut in das Loch griff, berührte sie etwas, das sich fester anfühlte als Erde, aber kein Stein war.
»Ich glaube, ich habe sie!«, rief sie Dilia zu.
Diese nickte, grub weiter und ertastete kurz darauf eine Kruste, die sich ebenfalls anders anfühlte.
»Jetzt muss sich zeigen, ob ich recht hatte oder ob es doch zu spät ist!«, keuchte Daniela und legte ein Ding frei, das einmal der Unterarm eines Menschen gewesen sein musste. Obwohl noch Erde daran haftete, sahen die Vampirinnen, dass das Glied schwarz verkohlt war und die Hand fehlte.
Während Danielas Hoffnung schwand, schnupperte Dilia kurz. »Merkt ihr es denn nicht? Es gibt keinen Verwesungsgestank. Außerdem spüre ich etwas!«
Sofort kam Vanessa vor Nervosität zitternd herbei. Als sie die entstellten Überreste ihrer Schwester sah, brach sie in Tränen aus. »Sie ist tot! Ich wusste es!«
»Jetzt fang nicht an zu flennen, sondern hilf uns«, wies Dilia sie zurecht.
Sie war nach Urban das erfahrenste Mitglied des Clubs und hatte sich in ihren Einschätzungen bis jetzt selten geirrt. Doch als Stephanie ganz freigelegt worden war, sah es ganz danach aus, als wäre die Mühe vergebens gewesen.
Was noch von dem Körper existierte, war von einer schwarzen Borke bedeckt und roch nach verkohltem Fleisch. Während die beiden jüngeren Vampirinnen sich vor Grauen schüttelten, legte Dilia ihre Hand auf die blanken Schädelknochen und tastete mit ihren Sinnen in den Kopf hinein. Ganz schwach spürte sie einen winzigen Funken Leben, der jeden Moment zu erlöschen drohte.
Dilia schüttelte den Kopf. »Wir müssen etwas tun! Sie ist zu schwach und könnte jeden Moment sterben. He, Martin, komm mal her!«
Der Mann eilte herbei und schluckte, als er den versengten Körper vor sich liegen sah. Bevor er etwas sagen konnte, griff Dilia nach seinem linken Arm, öffnete mit den Zähnen eine Vene und sorgte dafür, dass das austretende Blut wie ein dünner Faden zwischen Stephanies seltsam weiß schimmernde Zähne floss.
»Was machst du da?«, rief Vanessa erschrocken.
»Das, was ich tun muss. Holt schon mal eine Decke aus dem Wagen. Wir müssen das Mädchen darin einwickeln. Oder wollt ihr sie so, wie sie jetzt ist, auf die Rückbank setzen?«
»Du glaubst wirklich, dass sie noch lebt?«, fragte Daniela zweifelnd.
»Schau doch selbst!« Noch während Dilia es sagte, bemerkten auch die anderen Stephanies leichte Schluckbewegungen.
»Das gibt es nicht«, stieß Vanessa aus.
»Wie du siehst, ist es möglich«, erklärte Dilia. »Das ist eine unserer Fähigkeiten. Wird unser Körper zu stark beschädigt, schaltet er alle Lebensfunktionen auf Sparflamme und beginnt, sich selbst zu regenerieren. Bei dir war es doch genauso. Nur ging das schneller, weil du gleich Blut trinken konntest. Deine Schwester wird um einiges länger brauchen, bis sie wiederhergestellt ist. So, ich glaube, es reicht jetzt.« Sie zog Martins Arm zu sich heran und
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