Vampirjagd: Roman (German Edition)
einen Augenblick ins Leere.
»Ich muss mit Dilia und Vanessa reden«, sagte sie mehr zu sich selbst.
»Was ist denn jetzt los?«
»Mir ist gerade eine Methode eingefallen, unsere Feinde so zu bekämpfen, dass wir uns nicht zu schämen brauchen. Doch jetzt komm! Lieserl hat etwas extra Gutes zum Abendessen gekocht, weil sie davon ausgegangen ist, dass unsere herzlosen Exekutivbehörden dich halb verhungern lassen!«
Daniela lächelte geheimnisvoll, und Urban begriff, dass sie sich im Augenblick noch nicht in die Karten schauen lassen wollte.
2
Um Mitternacht sah es von außen so aus, als schliefen alle Bewohner im Hause Lassky. Doch zwei dunkel gekleidete Gestalten liefen fast lautlos durch den Kellerkorridor auf die Geheimtür in die unterirdische Welt zu. Weder Daniela noch Urban brauchten künstliches Licht, um sich orientieren zu können. Sie öffneten die Tür hinter dem Bild und drangen in die Keller und Stollen unterhalb von Wien ein.
Sie sprachen kein Wort, sondern schlichen mit angespannten Sinnen vorwärts und lauschten auf die Geräusche in dieser ewigen Nacht. Ein leises Rumpeln zeigte an, dass nicht weit von ihnen ein U-Bahn-Zug durch seinen Tunnel fuhr. Sonst war es bis auf das Wispern und Raunen, das durch den steten Luftzug entstand, geisterhaft still.
Der Weg des Paares führte immer weiter in die Tiefe, und nach einer Weile blieben die von Menschen geschaffenen Keller hinter ihnen zurück. Nun betraten sie jenes geheime Reich, das sich einst ein Magier geschaffen und in dem später die schwarze Königin über seltsame Untertanen geherrscht hatte.
»Warum treffen wir uns eigentlich mit den anderen hier unten? Wäre es oben nicht einfacher gewesen?«, fragte Urban, als sie das Portal des einstigen Thronsaals der schwarzen Königin erreicht hatten.
»Weil wir beim Burgtheater wieder ans Tages- oder, besser gesagt, ans Mondlicht wollen. Wir können nicht ausschließen, dass unser Haus beobachtet wird. Außerdem wartet Martin mit seinem Wagen in der Löwelstraße auf uns.« Daniela hatte Urban bereits in der Villa erklärt, warum sie so vorgehen wollte, doch er war zu nervös gewesen, um alles zu erfassen. Vor allem aber passte es ihm nicht, dass er bei dem Vorhaben seiner Frau keine Rolle spielen sollte.
Daniela spürte den Ärger über seine vermeintliche Zurücksetzung und legte ihm lächelnd die Hand auf die Schulter. »Versteh doch, Urban. Wenn etwas schiefläuft, brauchen wir deine Hilfe! Du bist der Einzige im Club, dem ich zutraue, den Kampf gegen unseren Feind weiterzuführen und auch zu gewinnen.«
»Das ist aber verdammt viel Zucker um die bittere Pille!« Urban lachte leise, doch Daniela spürte, dass er sich damit abzufinden begann, zurückbleiben zu müssen.
Unterdessen war Nummer Eins auf sie zugetreten und wippte mit dem Hals, als wolle sie sich verneigen. »Es ist alles bereit, Erhabene!«
»Sehr gut! Aber vorher will ich sehen, wie es Stephanie geht!« Daniela sah kurz zu Dilia und dem noch recht jungen Vampir Lukas hinüber, die leise, aber heftig diskutierten, dann trat sie auf die Betten zu, die die Affenschlangen an einer Seitenwand aufgestellt hatten. Zwei davon waren leer, denn Vanessa und Stela saßen neben dem dritten, als wollten sie die Schlafende nicht aus den Augen lassen. Beide lächelten zaghaft, denn sie wussten, dass sie sich genau wie Daniela und Dilia in den nächsten Stunden in große Gefahr begeben würden.
Daniela nickte ihnen aufmunternd zu und trat an Stephanies Bett. Wie Daniela es der Kranken auf magischem Weg befohlen hatte, lag sie in tiefem Schlaf und würde nicht eher daraus erwachen, bis sie auf ebenso magische Weise wieder geweckt wurde. So nahm sie nichts von dem wahr, was mit ihr geschah, und es bestand auch keine Gefahr, dass sie über dem, was sie durchmachen musste, wahnsinnig wurde.
Zu Danielas Erleichterung konnte sie deutliche Fortschritte erkennen. An den meisten Stellen war die schwarz verbrannte Kruste abgeplatzt, sodass sie Stephanies feine, rosige Haut sehen konnte. Der Brustkorb des Mädchens hob und senkte sich regelmäßig und kündete davon, dass die Lunge und die übrigen inneren Organe ihre Arbeit wieder aufgenommen hatten.
»Es ist ein Wunder, dass sie überlebt hat!«, sagte Vanessa und wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.
Daniela nickte, bleckte dann aber die Zähne in die Richtung, in der die Protzvilla der Rubanters stand. »Die, die dafür verantwortlich sind, werden heute Nacht dafür
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