Vampirjagd: Roman (German Edition)
bezahlen!«
»Geht kein zu hohes Risiko ein«, bat Urban. Am liebsten hätte er gesagt: Geht gar kein Risiko ein! Doch er kannte seine Frau gut genug, um zu wissen, dass sie nicht auf ihn hören würde.
»Vielleicht will man uns dort eine Falle stellen!«, warnte Daniela unterdessen ihre drei Mitstreiterinnen. »Wenn wir etwas bemerken, das auf einen Hinterhalt hinweist, muss jede von uns Sorge tragen, dass sie so rasch wie möglich verschwindet. Habt ihr verstanden?«
Vanessa und Stela nickten, doch die alte Vampirin tadelte sie. »Wir sollten versuchen, uns gegenseitig zu helfen, und nicht kopflos davonrennen.«
»Das habe ich auch nicht gemeint. Nur wissen wir nicht, was uns erwartet. Bis jetzt hat unser Feind aus dem Verborgenen angegriffen. Nun allerdings wird er, wie Urban bestätigen kann, zunehmend nervös. Seine Versuche, falsche Aussagen in die Polizeicomputer zu schmuggeln, haben die Behörden alarmiert. Es ist bedauerlich, dass wir den Mord an Vanessas Ehemann und den versuchten Mord an ihr und ihrer Schwester nicht anzeigen können. Doch niemand darf den Grund erfahren, weshalb die beiden überlebt haben.«
Danielas ernste Worte gaben Urban das Gefühl, sie würde mit der nötigen Umsicht an die Sache herangehen. Trotzdem hätte er es lieber selbst mit einigen der jüngeren Vampire wie Lukas durchgezogen. Doch die drei Frauen und das Kind hatten einen entscheidenden Vorteil: Sie waren bis auf Dilia kleiner als die Männer und wiesen weniger Masse auf. Dies konnte angesichts der Alarmanlagen, mit denen Rubanters Villa ausgestattet war, den Unterschied zwischen Ungesehenbleiben und Entdecktwerden ausmachen.
Mit einer heftigen Bewegung wandte er sich an seine Frau. »Wenn euch etwas passiert, nehmen wir Rubanter und seine Bande auseinander, bis nur noch Fetzen von ihnen übrig sind!«
Diesen Vorsatz würde Urban in die Tat umsetzen, das spürte Daniela. Daher erschien es ihr doppelt wichtig, selbst Erfolg zu haben. Ein zu raues Vorgehen der Vampire würde die Öffentlichkeit alarmieren und damit das Ende des mehr als einhundertfünfzig Jahre alten Vampirclubs und seiner Mitglieder einleiten.
»Wenn uns etwas zustößt, solltet ihr mit Verstand und Fingerspitzengefühl agieren«, mahnte sie Urban und winkte ihren Gefährtinnen und Lukas, der still im Hintergrund gewartet hatte. »Auf geht’s!«
»Ich begleite euch bis zum Burgtheater!« Urban übernahm die Spitze und sah dabei so besorgt aus, als zöge er in eine von vorneherein verlorene Schlacht.
Daniela lächelte, aber niemand, der sie kannte, hätte ihren Gesichtsausdruck freundlich genannt. Auch Vanessa sah so aus, als wolle sie das Blut ihrer Feinde auf den Lippen spüren. Dilia hingegen konnte ihre Besorgnis nicht verbergen.
Die Einzige, die sich keine Gedanken über ihr Vorhaben und ein mögliches Scheitern machte, war Stela. Bis jetzt hatte sich die kleine Gestaltwandlerin noch aus jeder Klemme herauswinden können und sich fest vorgenommen, es auch diesmal zu tun. Unterwegs fiel ihr ein, dass sie, wenn sie in Ferdinand Rubanters Haus eindrangen, wahrscheinlich wieder mit dem Rottweiler des Juniors aneinandergeraten würde. Angst davor empfand sie nicht, nur die Hoffnung, sich schnell genug umwandeln zu können.
Die Gruppe wanderte durch uralte Kellergewölbe und neue, von den Affenschlangen gegrabene Stollen. So unterquerte sie die Wiener Innenstadt und erreichte rasch und unbemerkt das Burgtheater. Auch die Keller des traditionsreichen Gebäudes stellten für sie kein Hindernis dar. In einer früheren Zeit hatte Dilia in diesem Theater als Kostümschneiderin gearbeitet und besaß noch die Schlüssel für die Kellertüren und den Garderobenausgang.
Schon bald standen sie auf der Löwelstraße und hielten nach Martin und dessen Wagen Ausschau. Da Vanessa mit dem Mann, seit sie ihn gebissen hatte, auf seltsame Art verbunden war, entdeckte sie ihn rasch. Sein schnittiger Wagen stand in einer Seitengasse.
Auch Martin war bereits auf die Gruppe aufmerksam geworden und winkte ihnen lächelnd zu. »Es wird ein bisschen eng werden, wenn ihr zu fünft einsteigen wollt. Einer muss die Kleine auf den Schoß nehmen.«
»Das mache ich!« Daniela hatte den Eindruck, als würde Martin es genießen, ihnen zu helfen. So gleichgültig oder widerwillig, wie ein Versklavter normalerweise wirkte, sah er nicht aus. Nun begrüßte er Lukas, der mit ihm zusammen eine wichtige Rolle zu spielen hatte. Dieser setzte sich auf den Beifahrersitz, um, wie er
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