Vampirjagd: Roman (German Edition)
sagte, niemand gegen die Wand zu drücken, während die drei Frauen auf der schmalen Rückbank Platz nahmen. Obwohl Dilia Lukas überragte, war sie um einiges schlanker, sodass sie alle halbwegs bequem sitzen konnten. Allerdings nur so lange, bis Stela einstieg, sich dabei in die rote Hündin verwandelte und sich der Länge nach über die Oberschenkel der drei Frauen legte.
»Konntest du damit nicht warten, bis wir angekommen sind?«, schalte Dilia sie.
Stela schüttelte den Kopf. »So kann ich besser riechen, was uns erwartet!«
Da sie damit nicht nur ihren Geruchssinn, sondern auch ihre magischen Fähigkeiten meinte, die Daniela noch nicht zur Gänze erkundet hatte, kraulte sie das leicht gekräuselte Fell der Gestaltwandlerin. »Es geht schon! Du bist zum Glück nicht arg schwer.«
»Jetzt noch! Aber ich sage euch eins, wenn sie älter wird, muss sie solche Scherze lassen!« Trotz dieser Worte hatte Dilia sich beruhigt und lächelte Daniela an. »Hoffentlich klappt alles so, wie du es geplant hast!«
Da Daniela bis jetzt nicht weiter vorausgedacht hatte als bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie in die Rubanter-Villa einzudringen würden, verkniff sie sich eine Antwort und bat Martin loszufahren. Dann winkte sie Urban noch kurz zu, der mit bedrückter Miene zurückblieb, und richtete ihre Sinne auf ihr Ziel.
3
Ferdinand Rubanter senior hatte sich in den letzten Jahren nur wenig um seinen Sohn gekümmert, sodass ihm die Veränderung in dessen Verhalten nicht auffiel. Auch an diesem Tag widmete er sich mehr seinen Unterlagen als seiner Familie. Dabei brummte er erfreut, weil die Zahlen seinen Vorstellungen entsprachen oder diese sogar übertrafen.
Erst nach einer ganzen Weile hob er den Kopf. »Sehr gut! Damit können wir zufrieden sein.«
»Du denkst nur ans Geld«, seufzte seine Frau.
»Und du an deinen feschen Fitnesstrainer«, konterte Rubanter senior gelassen.
Im Grunde war er froh, dass seine Frau sich einen Geliebten zugelegt hatte, denn damit entfiel für ihn die Pflicht, Zeit an sie zu verschwenden, die er besser für seine Geschäfte nutzen konnte. Wenn er gelegentlich sexuelle Wünsche empfand, ließen diese sich diskret mit weitaus jüngeren Frauen erfüllen. Dennoch lag ihm viel daran, nach außen hin eine gut funktionierende Ehe darzustellen. Dazu gehörte allerdings auch, dass sein Sohn einige Unarten ablegte.
Ohne sich daran zu stören, dass mit Toni Oberhuber ein Gast am Tisch saß, fixierte Ferdinand senior seinen Sohn mit kritischem Blick. »Du wirst in Zukunft vorsichtiger mit deinem Auto fahren, verstanden! So kurz vor der Wahl darf mein Sohn nicht als verantwortungsloser Rüpel auffallen!«
»Aber Papa, so schlimm ist der Ferdi doch nicht«, versuchte seine Frau zu beschwichtigen.
»Er wird das tun, was ich sage! Gerade in einer Phase, in der ich mit meiner Partei das Zünglein an der Waage darstelle und ich mir in der neuen Regierung jeden Posten außer dem des Bundeskanzlers aussuchen kann, kann ich mir nicht erlauben, dass mein Filius negativ auffällt. Hast du das begriffen, Ferdinand?«
»Ja, Papa!« Rubanter junior senkte den Kopf, damit sein Vater nicht sah, wie blass er wurde. Er hatte eine Höllenangst vor den Leuten, die seiner Meinung nach Florian, Jonny und Erwin umgebracht hatten, und ebenso davor, Rainer Sametsammer könnte ihn als Mittäter bei den Banküberfällen nennen. Daher sehnte er den nächsten Morgen herbei, an dem er in die Karibik entfliehen konnte.
»Wie steht es eigentlich mit deinem Studium?«, wollte Rubanter senior auf einmal wissen.
Ferdinand hatte den Campus in den letzten drei Monaten nicht mehr gesehen, daher war ihm diese Frage höchst unangenehm.
»Ganz gut!«, antwortete er ausweichend.
»Wann bist du endlich fertig?«, wollte der Vater wissen.
»Vielleicht noch zwei oder eher drei Semester!« Ferdinand wurde das plötzliche Interesse seines Vaters zunehmend lästig und er stand auf. »Es ist spät! Toni und ich gehen in mein Zimmer, hören noch ein bisschen Musik und legen uns dann hin.«
Diese Auskunft passte so wenig zu seinem Sohn, dass Rubanter senior überrascht zur Uhr schaute. Es war gerade mal eine halbe Stunde vor Mitternacht. »Wollt ihr nicht mehr ausgehen? Sonst kommt ihr doch nie vor sechs oder sieben Uhr in der Früh nach Hause?«
»Weißt du, es ist wegen Florian. Da ist uns der Spaß am Feiern vergangen.«
»Wieso? Was ist mit Florian?«
»Der ist doch vor ein paar Tagen überraschend gestorben!« Die Stimme seiner Frau
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