Vampirjagd: Roman (German Edition)
Sametsammer bei dem Versuch verhaftet, ins Ausland zu fliehen!«
Es war Prallingers Assistent Wiedl, und er klang ausgesprochen nervös.
»Gibt es was Besonderes?«, fragte der Bezirksinspektor nach.
»Bei Sametsammer ist sehr viel Bargeld gefunden worden, mehr als dreihunderttausend Euro!«, vermeldete Wiedl atemlos.
»Das dürfte der endgültige Beweis sein!« Prallinger pfiff leise durch die Zähne und bat Wiedl, den Wagen zu holen, damit sie umgehend zum Flughafen fahren konnten.
Mehr denn je war Prallinger davon überzeugt, mit Erwin Brunner und den beiden Sametsammer-Zwillingen einen Teil der Bankräuberbande ausgehoben zu haben, und er fragte sich, was Cerny und Hafner dazu sagen würden.
10
Auf den Fahndungsfotos hatte Rainer Sametsammer wie ein harter Bursche ausgesehen. Doch mit diesem Bild hatte der Mann, den Prallinger jetzt vor sich sah, kaum noch etwas gemein. Der Bandit hockte zusammengekauert auf der Pritsche und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen.
»Stehen Sie auf!«, forderte Prallinger.
Der Mann gehorchte mit einer gewissen Verzögerung. Das sonst braun gebrannte Gesicht war bleich, und die Augen flackerten verdächtig.
»Hat er Drogen genommen?«, fragte Prallinger den Flughafenpolizisten, der ihn in die Arrestzelle geführt hatte.
Der Mann nickte. »Laut Aussage des Arztes ist Sametsammer ziemlich down. Er ist nach seiner Verhaftung zusammengebrochen und hat in einer Tour geheult.«
Prallinger nickte und fasste den Banditen bei der Schulter. »Hören Sie mir gut zu, Sametsammer. Auf Ihre Rechte brauche ich Sie nicht mehr extra hinweisen. Das haben Sie in Ihrer kriminellen Karriere oft genug gehört. Ich will nur wissen, ob Sie der Bankräuberbande angehören, die für die Überfälle von Gänserndorf bis Vösendorf verantwortlich ist.«
Bis jetzt war Rainer von dem Schrecken über den Tod seines Zwillingsbruders erfüllt gewesen. Jetzt aber begriff er, dass er nun in erster Linie an sich denken musste und antwortete hörbar verärgert. »Ich bin ordnungsgemäß aus Sonnberg entlassen worden und habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Also sorgen Sie dafür, dass die Flughafenkasperl mich in Ruhe lassen.«
»Ich glaube nicht, dass ich auf ein Geständnis angewiesen bin, um Sie länger einzusperren, Sametsammer. Da ist schon mal das Geld, das Ihnen sicher nicht die Caritas geschenkt hat. Übrigens sind einige Seriennummern aus den Überfällen bekannt.«
Prallinger ließ Rainer nicht aus den Augen und bemerkte das winzige Zucken seiner Pupillen. Doch noch hatte er seinen letzten Trumpf nicht ausgespielt. Mit einem boshaften Grinsen holte er die Latexmaske, die er gestern in Erwins Keller eingesteckt hatte, aus seiner Jackentasche und hielt sie dem Banditen vor die Nase. »Und was sagen Sie dazu?«
Der Mann starrte die Maske an und stieß einen Fluch aus. »Scheiße! An die Dinger habe ich überhaupt nicht mehr gedacht.«
»Sehr gut! Das war ein offenes Geständnis. Und jetzt erzählen Sie mir, wer außer Ihnen, Ihrem Bruder und Erwin Brunner noch zu Ihrer Bande gehört!«, bohrte Prallinger weiter.
Inzwischen hatte Rainer sich jedoch wieder in der Gewalt und sagte sich, dass es ihm überhaupt nichts brachte, Ferdinand Rubanter junior und dessen Freunde hineinzuziehen. Deren Väter hatten großen Einfluss im Land, und den würden sie zu seinen Gunsten einsetzen müssen, wenn sie nicht wollten, dass ihre Söhne als Bankräuber oder gar als Mörder in den Knast wanderten.
Mit höhnischer Miene wandte er sich an Prallinger. »Von mir hören Sie ab jetzt kein einziges Wort mehr. Rufen Sie lieber meinen Anwalt an. Seine Telefonnummer müsste in meinen Akten zu finden sein.«
Prallinger nickte unmerklich. »Das werde ich tun. Aber Sie können versichert sein, dass Ihnen Ihr Schweigen nichts nützen wird.«
»Das werden wir sehen, Polizeikasperl! Und jetzt hätte ich gerne ein Mittagessen. Oder gibt es so was bei eurem Verein nicht?«
Für einen Augenblick überlegte Prallinger, den Mann hungern zu lassen, dann wandte er sich an den Flughafenpolizisten.
»Besorgen Sie dem Gefangenen einen Hamburger, damit er uns nicht vom Fleisch fällt. Ich sorge inzwischen für den Transport in sein neues Heim.«
»Deinen Hamburger kannst du selber fressen. Ich will was Gescheites«, begehrte Rainer auf.
»Mehr gibt unser Budget nicht her. Sonst müssen Sie halt warten, bis es Abendessen gibt!« Damit verließ Prallinger die Arrestzelle. Das Fluchen des Gefangenen verfolgte ihn bis auf
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