Vampirjagd: Roman (German Edition)
den Flur.
11
Während Ferdinand Rubanter senior damit beschäftigt war, weitere Firmen zu schlucken und seinen Einfluss in Österreich auszuweiten, hockte sein Sohn ungewohnt kleinlaut in seinem Zimmer und starrte auf den Bildschirm, vor dem sein Freund Toni saß und in Dateien wilderte, auf die er niemals hätte Zugriff haben dürfen.
»Der Erwin ist erschossen worden und der Jonny vom fünften Stock aus dem Fenster gefallen. Das kann kein Zufall sein!« Ferdinands Stimme zitterte, und er sah sich um, ob Rasso in der Nähe war, um ihn zu beschützen.
»Du meinst, jemand war hinter den beiden her?« Im Allgemeinen war Toni der Ängstlichere der beiden, doch im Augenblick vermochte er sich besser zu beherrschen als sein Freund.
»Nicht bloß hinter denen! Wer auch immer die beiden umgebracht hat, ist auch hinter uns her. Ich glaube nicht mehr daran, dass der Florian nur wegen der Drogen gestorben sein soll!« Ferdinand wurde bei dem Gedanken, dass auch er ein Opfer jenes unbekannten Verfolgers werden könnte, übel vor Angst.
»Kannst du nicht herausfinden, wer Erwin und Jonny auf dem Gewissen hat?«, forderte er Toni auf.
Dieser nahm seufzend die Finger von der Computertastatur und sah ihn kopfschüttelnd an. »Ich bin nicht Christus, der alles weiß! Laut den Notizen, die dieser Bezirksinspektor Prallinger in den Akten vermerkt hat, nimmt er an, dass Erwin den Jonny umgebracht hat und dafür vom Rainer erschossen worden ist.«
Ferdinand wischte sich den Schweiß von der Stirn und winkte ab. »Wir wissen, dass das nicht stimmen kann. Die drei waren alleweil die besten Freunde. Nein, das Ganze ist eine Unterweltfehde. Irgendeinem passt es nicht, dass wir die Banken überfallen haben, und der will uns jetzt dafür zur Strecke bringen.«
»Geht dir da nicht die Phantasie durch?« Diesmal schwang sogar Spott in Tonis Worten. Zu anderen Zeiten hätte er dafür von Ferdinand eine Ohrfeige bekommen, doch diesmal erhielt er nicht einmal ein scharfes Wort.
»Das ist keine Phantasie! Ich spüre schon seit Tagen, dass jemand hinter uns her ist. In der vorletzten Nacht habe ich sogar einen Unbekannten in unserem Garten gesehen.«
»Auf den Aufzeichnungen der Überwachungskameras ist aber nichts zu erkennen! Ich glaube, das bildest du dir alles bloß ein.« Toni wandte sich wieder dem Computer zu und kümmerte sich nicht mehr um Ferdinands Gejammer.
Rubanter junior sagte sich, dass sein Freund gut reden hatte. Der war ja nicht mit in der Bankfiliale in Vösendorf gewesen und hatte auch nicht die Angestellte sterben sehen. Es gab einen unbekannten Feind im Hintergrund, der – das stand in seinen Augen fest – für Florians, Jonnys und Erwins Ableben verantwortlich war. Fast noch mehr als diese Leute aber fürchtete er, die Polizeibehörden könnten herausfinden, dass er, Ferdinand Rubanter junior, bei einem Banküberfall mit Todesfolge dabei gewesen sein könnte.
»Was machen wir jetzt?«, fragte er zaghaft.
Toni lachte hart auf. »Auf alle Fälle uns nicht in die Hose! Das kriegen wir schon hin, keine Sorge. Immerhin haben wir über deinen Vater die Zugangscodes und Passwörter der wichtigsten Computersysteme Österreichs. Ich kann jedes Fahndungsfoto von dir so verändern, dass dich nicht einmal deine Mutter erkennt.«
»Trotzdem wäre mein Name bekannt!« Ferdinand ärgerte sich über seinen Freund ebenso wie über die Angst, die ihn seit der Nachricht von Jonnys Tod innerlich auffraß. Er hatte begriffen, dass er sich in eine Situation manövriert hatte, aus der es kaum mehr ein Entkommen gab. Oder vielleicht doch? Kurz entschlossen klopfte er seinem Freund auf die Schulter.
»Schau nach, wann der nächste Flug von Schwechat in die Karibik geht. Am liebsten wäre mir, direkt auf den Cayman Islands zu landen. Dort habe ich mein Geld deponiert.«
Toni starrte seinen Freund erschrocken an. »Du willst abhauen?«
»Nicht abhauen! Ich will bloß eine Weile von der Bildfläche verschwinden, bis sich das Ganze hier beruhigt hat.«
Bisher hatte Toni seinen Freund für einen schneidigen Kerl gehalten, der vor nichts und niemandem Angst hatte. Nun begriff er, dass Ferdinand nur auf denen herumtrampelte, die er für schwächer hielt, sich aber bei handfesten Problemen verkroch.
»Jetzt dreh nicht durch! Ich deichsle das schon mit dem Computer. Notfalls musst du halt zusehen, dass du über deinen Vater weitere Zugriffscodes und Passwörter kriegst.« Toni schmuggelte weitere angebliche Zeugenaussagen in die
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