Vampirjagd: Roman (German Edition)
klang scharf, denn ihr Mann hatte diese Tatsache anscheinend völlig vergessen. Dabei war Florian Grametz lange Jahre der beste Freund ihres Sohnes gewesen.
Der Milliardär beschäftigte sich jedoch schon wieder mit seinen Unterlagen und bereitete sich auf Verhandlungen vor, durch die er noch reicher werden wollte.
Die Gelegenheit nutzte Ferdinand, um sich unauffällig zurückzuziehen und so weiteren Fragen zu entkommen. Er winkte seiner Mutter kurz zu und verschwand mit Toni im Schlepptau in Richtung seines Zimmers. Dort setzte Toni sich vor den Computer und versuchte wieder, in die geheimen Dateien der Polizei einzudringen.
Es war schwieriger geworden, denn einige Passwörter waren geändert worden. Da Ferdinand von seinem Vater auch die Zugriffsmöglichkeit zu Chefinspektor Cernys privaten Dateien kassiert hatte, gelang es Toni jedoch, sich die neuen Passwörter zu besorgen, und sie konnten so die Fortschritte der Polizeibehörden zeitnah verfolgen. Was sie entdeckten, war höchst unangenehm. Zwar hielt Rainer Sametsammer immer noch dicht. Dafür aber waren die Beamten daraufgekommen, dass jemand ihre Dateien manipulierte, und arbeiteten nun daran, den Änderungen durch den vermuteten Hacker rasch auf die Spur zu kommen.
»So ein Mist!«, kommentierte Toni diese Entwicklung.
Ferdinand sah seinen Freund erschrocken an. »Aber dir wird doch was einfallen!«
»Ich muss ein Programm schreiben, durch das meine veränderten Daten beim Kopieren als die älteren angezeigt werden!« Toni machte sich sogleich ans Werk und arbeitete so intensiv, dass ihm der Tumult, der gut fünfzig Meter entfernt auf der Straße entstand, völlig entging.
Ferdinand aber warf einen kurzen Blick durch das Fenster. Unten hatte ein sportlicher Mittelklassewagen nur ein paar Meter von der Einfahrt zur Villa entfernt auf der anderen Straßenseite angehalten, und der Fahrer machte keine Anstalten, das Auto wieder zu starten. Daher eilten mehrere Wachleute von Rubanter Security Services hin, um die beiden Männer samt ihrem Auto zu verscheuchen.
Ferdinand wandte sich ab, denn er fand es wichtiger, seinem Freund beim Manipulieren der Polizeicomputer zuzusehen.
4
Daniela und ihre drei Mitstreiterinnen hatten das Auto etwa einen Kilometer von der Rubanter-Villa entfernt verlassen und liefen durch einen Park auf das Anwesen zu. Aus den Augenwinkeln beobachteten sie, wie Martin weiterfuhr und sich im gemächlichen Tempo der Villa näherte. Kurz darauf hielt er vor dem Eingang an und begann das Ablenkungsmanöver, das es ihnen ermöglichen sollte, unbemerkt über die Umfassungsmauer des Grundstücks zu kommen.
»Passt auf! Oben sind scharfkantige Eisenzacken und ein Elektrodraht«, warnte Vanessa die anderen.
»Hier gibt es anscheinend keine frei laufenden Katzen!«, sagte Daniela empört, weil dem Milliardär erlaubt worden war, was die Behörden Urban verboten hatten.
»Wie meinst du das?«, fragte Dilia.
»Vergiss es! Kommt weiter.« Daniela blieb vor der Mauer stehen, stellte sich mit dem Rücken dazu und verschränkte die Hände vor dem Bauch. Vanessa nützte diese Steighilfe, um sich hochzuschnellen und über den Mauerscheitel hinwegzuspringen. Auf der Innenseite rannte sie sofort los, um sich an einer der nicht ausgeleuchteten Stellen zu verbergen.
»Ihr müsst vier Meter weiter nach links gehen«, dachte sie intensiv und hoffte, dass ihre Gefährtinnen es auf magischem Weg hören konnten.
»Keine Sorge, ich habe es ihnen gesagt«, vernahm sie Stelas Stimme in ihrem Kopf.
Keine fünf Sekunden später tauchte die Gestaltwandlerin in Hundeform neben ihr auf. »Ging doch ganz gut!«
»Was ist mit den beiden anderen?«, fragte Vanessa leise.
»Dilia kommt gleich«, meldete Stela und drängte Vanessa ein wenig zur Seite, damit die ältere Vampirin Platz fand. Diese schnellte ebenso wie Vanessa über die Mauer hinweg und ließ sich fallen.
»Jetzt noch Daniela«, raunte sie Vanessa zu und nahm geistig wahr, wie ihre Freundin draußen ein paar Schritte Anlauf nahm, an der Mauer hochsprang und sich mit den Fingerspitzen am Rand einen letzten Schubs gab. Dann war auch Daniela innerhalb des Villengeländes und äugte nach vorne zur Einfahrt. Ihre Nachtaugen und die scharfen Ohren offenbarten ihr das Geschehen vor dem Tor, als stünde sie direkt daneben.
Eben klopfte ein Wachmann der Rubanter Security Services auf das Dach von Martins Wagen. Dieser ließ das Seitenfenster auf der Fahrerseite einen Spalt weit herab und fragte empört:
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