Vampirjagd: Roman (German Edition)
doch die war versperrt und der Schlüssel steckte von der anderen Seite. »Notfalls müssen wir sie aufbrechen«, flüsterte Daniela den anderen zu.
»Das geht aber nicht ohne Krach ab«, antwortete Dilia leise.
»Ich versuche etwas anderes!« Daniela legte die rechte Hand auf das Schloss und richtete ihre Gedanken auf den Schlüssel. Von Nummer Eins hatte sie einiges über die magischen Fähigkeiten der schwarzen Königin erfahren und ein paar von deren Kunststücken selbst ausprobiert. Doch es war etwas anderes, ein Blatt Papier mit Geisteskraft anzuheben, als einen Schlüssel im Schloss zu drehen. Schon bald traten ihr Schweißperlen auf die Stirn, und sie keuchte, als müsste sie Schwerstarbeit verrichten. Endlich ertönte ein Knacken, und die Tür schwang auf.
»Puh, nicht übel! Wenn wir mal von Einbrüchen leben müssen, weiß ich, an wen ich mich zu halten habe!« Dilia war mindestens ebenso erleichtert wie Daniela, doch da sprach Stela die nächste Warnung aus.
»Der Hund ist ganz in der Nähe!«
»Ich hoffe, ich habe Zeit genug, um ihn magisch zu beherrschen«, antwortete Daniela.
Die Kleine überlegte kurz und grinste dann über ihr ganzes Hundegesicht. »Ich verschaffe dir die Zeit!«
Mit dem Versprechen eilte sie weiter. Gleich darauf hörten sie das gereizte Knurren des Rottweilers.
»Der Hund ist besser als Rubanters ganzer technischer Alarmfirlefanz«, spottete Daniela, während sie der Gestaltwandlerin folgte.
Weiter vorne schimpfte Ferdinand mit Rasso, der bellend zur Tür eilte und daran kratzte. »Verdammter Köter, gib endlich Ruhe!«
Da dies nichts half, öffnete er schließlich die Zimmertür und ließ das Tier hinaus. Sofort stürmte Rasso auf die drei Frauen zu. Bevor er sie jedoch erreichen konnte, war Stela bei ihm, unterlief sein zuschnappendes Gebiss und schlug die Zähne tief in seinen Hals. Rotes, heißes Blut strömte in ihre Kehle, und obwohl sie sich davor ekelte, musste sie es schlucken.
Im selben Augenblick war ihr, als stände ihr Körper in Flammen. Stela spürte, wie ihre Gestalt sich erneut veränderte, und flehte alle Mächte des Himmels an, sie nicht zu dem kleinen Mädchen werden zu lassen, das dem Rottweiler nichts entgegenzusetzen hatte.
Dann bemerkte sie, dass sie noch kräftiger wurde, und als sie ihren Biss verstärkte, winselte Rasso nur noch kläglich. Im nächsten Augenblick war Daniela bei ihnen und berührte den Rottweiler am Kopf.
»Sei ein braves Hundchen und gehorche uns!«, befahl die Vampirin und spürte, wie Rassos Widerstand erschlaffte.
»Du kannst ihn loslassen«, sagte sie zu Stela. Diese gehorchte und spie aus.
»Bäh, schmeckt das grässlich! Und ihr müsst so ein Zeug trinken, weil ihr sonst sterben würdet?« Es klang so schockiert, dass Daniela lachen musste.
»Wir tun es nicht oft. Aber was ist denn mit dir los? Du hast dich schon wieder verändert.«
Stela blickte misstrauisch an sich herab. Aus ihren Hundepfoten waren behaarte Hände mit langen, scharfen Krallen geworden. Ihr Körper wirkte jedoch menschlicher, und sie hatte sogar halbwegs richtige Füße, deren Zehen aber ebenfalls in scharfen Krallen endeten. Dazu war sie immer noch so dicht behaart wie ein Hund. Den Kopf konnte sie zwar selbst nicht sehen, entnahm ihr Bild aber den Gedanken der drei Vampirinnen und schauderte angesichts der kräftigen Wolfsschnauze mit den langen Reißzähnen, den Funken sprühenden Augen und den spitzen, beweglichen Ohren.
»Was bin ich denn jetzt?«, fragte sie leise.
»Ein richtiger Werwolf und ebenso wie wir Vampire ein Geschöpf der Nacht«, erklärte Dilia halb abgestoßen, halb fasziniert.
Auch Daniela schluckte angesichts der jungen Werwölfin, zeigte dann aber auf die Tür zu Ferdinands Zimmer. »Kommt jetzt! Schließlich sind wir nicht zum Vergnügen hier. Dilia, setz deine Kräfte ein! Die Kerle dürfen nicht auf die Idee kommen zu schreien.«
»Und was machen wir mit dem da?«, fragte Stela mit einem Seitenblick auf Rasso.
»Der wird erst einmal tief schlafen. Wenn er wieder aufwacht, sind wir bereits fort.« Daniela erteilte dem Hund einen lautlosen Befehl und schlich auf die Tür zu. Noch während sie die Hand nach der Klinke ausstreckte, strahlte sie jenen lähmenden Schrecken aus, mit dem Vampire ihre Opfer hilf- und wehrlos machen.
5
Ferdinand und Toni saßen vor dem Bildschirm und überlegten, welche Dateien sie bei verschiedenen Dienststellen noch verändern mussten, um jeden Verdacht von sich abzulenken. Mit einem Ohr
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