Vampirjagd: Roman (German Edition)
konterte der Bezirksinspektor. »Und jetzt holen Sie endlich Herrn Rubanter senior. Ach ja, vorher können Sie uns noch sagen, wo der Junior zu finden ist!«
»Der junge Herr ist in seinem Zimmer.« Der Butler nahm nun an, dass der Sohn seines Arbeitgebers etwas ausgefressen hatte, bei dem auch jene zuvorkommenden Stellen in der Exekutive nicht mehr beide Augen zudrücken konnten. Daher wurde er etwas freundlicher und führte Prallinger und dessen Assistenten in einen Salon, bat die restlichen Polizisten höflich, auf dem Flur zu warten, und griff zum Haustelefon.
»Herr Rubanter, ich bedauere, aber die Herren der Polizei lassen sich nicht wegschicken. Wahrscheinlich geht es um den jungen Herrn.«
Was der Milliardär darauf antwortete, konnte Prallinger nicht verstehen. Doch kurz darauf stürmte Rubanter senior in den Raum. Er hatte einen weißen Morgenmantel übergeworfen und starrte den Bezirksinspektor mit angriffslustig vorgeschobenem Kinn an. »War es nötig, solch einen Aufstand zu treiben? Falls mein Sohn jemand geschädigt hat, werde ich selbstverständlich dafür aufkommen.«
»Wenn das stimmt, was Ihrem Sohn vorgeworfen wird, reichen auch Ihre Milliarden nicht aus, um es aus der Welt zu schaffen. Ich habe einen Haftbefehl gegen ihn!« Noch während Prallinger das Papier hervorholte, vollzog der Milliardär eine wegwerfende Handbewegung.
»Jetzt machen Sie doch keine Affäre daraus. Die Sache wird mein Anwalt erledigen. Bei der Entschädigung kommt es mir auf einen Tausender oder zwei nicht an. Hauptsache, die Anzeige wird zurückgezogen.«
»Das zu entscheiden, liegt nicht in meiner Macht. Und jetzt will ich Ihren Sohn sprechen!« Prallinger warf dem Butler einen auffordernden Blick zu und folgte diesem auf den Flur und weiter zu einem großen Aufzug. Auf einen Wink von ihm blieb einer der Polizisten unten stehen, während zwei weitere die Treppenhäuser der Villa überwachten. Rubanter senior fuhr mit nach oben. Dort trat auch dessen Ehefrau zur Gruppe.
»Was ist denn los?«, fragte sie, erhielt aber keine Antwort.
Ihr Mann wartete, bis der Butler die Tür zu Ferdinands Zimmer geöffnet hatte, und trat dann noch vor Prallinger ein.
»Was hast du denn wieder angestellt?«, herrschte er seinen Sohn an und sah im nächsten Moment ebenso wie Prallinger das Foto, das der große Bildschirm in allen Einzelheiten präsentierte. Es zeigte einen blutenden Mann mit verdrehten Gliedmaßen und unnatürlich am Körper hängenden Kopf und daneben eine nackte Frau mit einer Wunde in der Brust, auf die Florian Grametz und Rainer Sametsammer eben einen anderen blutüberströmten Körper warfen. Am Rand des Bildes war Toni Oberhuber zu sehen, der seinem Gesichtsausdruck nach kurz vor dem Erbrechen stand.
»Glauben Sie jetzt, dass diese Angelegenheit nicht so einfach mit Geld abzuhandeln ist?«, wandte Prallinger sich an Rubanter.
Dieser stierte auf das Bild und brauchte einige Sekunden, bis er die Sprache wiedergefunden hatte.
Dann aber wandte er sich mit einer heftigen Bewegung zu Prallinger um. »Das Bild muss gefälscht sein! Außerdem ist der Ferdl nicht zu sehen. Wahrscheinlich hat ihm jemand das Handy gestohlen!«
»Und die Bilder hier auf seinem eigenen Computer eingespeist? Ich glaube nicht, dass Sie damit einen Richter in Österreich überzeugen können«, antwortete Prallinger scharf.
»Auf jeden Fall erhält mein Sohn den besten Anwalt, den ich für mein Geld bekommen kann!«
Unterdessen hatte Prallinger die Notizblätter neben der Computertastatur entdeckt und nahm sie an sich. Als er den Stapel kurz durchsah, fiel ihm ein Plan in die Hände, auf dem die Hütte in den Donau-Auen eingezeichnet war. Handschriftlich war darauf notiert, dass an der Stelle Bernhard Mattuschek, dessen Frau und deren Schwester umgebracht worden waren.
Das nächste war ein Zettel in der Handschrift seines Vorgesetzten, auf dem die Zugriffscodes und die Passwörter etlicher wichtiger Dateien standen, darunter auch jener, die sich mit der Fahndung nach den Bankräubern beschäftigten.
»Das werden Sie ebenfalls zu erklären haben«, sagte er und sah den alten Rubanter an.
Dann drehte er sich zu seinem Assistenten um. »Wiedl, sorgen Sie dafür, dass dieser Computer ins Bezirkskommissariat gebracht und sofort ausgewertet wird. Ich schätze, wir werden noch die eine oder andere Überraschung damit erleben. Außerdem soll ein Team sofort beginnen, das gesamte Haus hier zu durchsuchen. Morgen früh fahren wir dann zu dieser
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