Vampirjagd: Roman (German Edition)
Teller, auf dem die Hälfte des Tatars lag, das Lieserl für den nächsten Tag eingekauft hatte.
»Na, magst du das?«, fragte sie und sah verblüfft, dass die kleine Hündin heftig nickte.
Die Tischmanieren des Tieres ließen jedoch zu wünschen übrig, denn nach einem ersten Schluck Wasser fiel sie über das Fleisch her und verschlang es, als wäre sie am Verhungern.
»Du hast in letzter Zeit wohl nicht viel zu fressen bekommen?« Daniela wunderte sich selbst, dass sie mit dem Tier wie mit einem Menschen redete. Gleichzeitig freute sie sich, weil es der Kleinen schmeckte, und sie überlegte, ob sie mit ihr noch Gassi gehen sollte. Dann aber dachte sie, dass sie der Hündin ja draußen im Freien begegnet war und das Tier sich gewiss schon erleichtert hatte.
Im selben Augenblick begann ihr Findling zu winseln und eilte zur Tür.
Daniela seufzte. »Also müssen wir doch hinaus. Komm, wir gehen in den Garten. Ich mache das, was du hinterlässt, gleich morgen früh weg. Aber dass du mir ja nicht in den Rabatten scharrst! Urban würde das gar nicht gefallen. Er ist sehr stolz auf den Garten, musst du wissen.«
Erneut nickte die Hündin wie ein Mensch und folgte ihr nach hinten. Doch kaum hatte Daniela die Tür geöffnet, kniff die Kleine sie leicht ins Bein.
»Was soll das?«, wollte diese fragen, doch die Worte erstarben ihr auf den Lippen.
Sie hörte Männerstimmen und sah dann im Licht des vollen Mondes zwei Kerle, die eben vom Nachbargrundstück über die Mauer stiegen. Um die Zeit führten die Männer gewiss nichts Gutes im Schilde. Daniela bückte sich und packte die Kleine am Nacken, damit diese nicht einfach auf die Eindringlinge losstürmte. Die Kerle konnten bewaffnet sein, und gegen eine Kugel half der Hündin auch ihre Geschwindigkeit nichts. Um sich selbst machte Daniela sich weniger Sorgen. Als Vampirin konnte sie im Grunde nur getötet werden, wenn mindestens drei Silberkugeln ihr Herz durchschlugen. Sie hielt es jedoch nicht für angebracht, diese Fähigkeit normalen Menschen zu offenbaren.
Besorgt fragte sie sich, was diese Kerle hier suchen mochten. Es konnten Einbrecher im Auftrag eines Kunstsammlers sein, der eines der unverkäuflichen Bilder haben wollte oder dem die Preise schlicht zu hoch waren. Vielleicht arbeiteten sie aber auch auf eigene Rechnung, denn ein echter Lassky brachte auf dem schwarzen Kunstmarkt mindestens hunderttausend Euro ein.
Plötzlich schoss ihr ein verrückter Gedanke durch den Kopf. Waren diese Leute vielleicht auf den Club aufmerksam geworden und wollten Vampire jagen? Diese Möglichkeit durfte sie nicht ausschließen. Daher zog sie die Tür wieder so weit zu, dass es von außen aussah, als wäre sie geschlossen, und spitzte die Ohren. Zum Glück war ihr Gehör um einiges besser als das normaler Menschen.
»Der Farbenkleckser hat ja nicht einmal eine Alarmanlage im Garten«, sagte eben einer der Männer.
»Wie unvorsichtig von ihm! Seine Bilder sollen doch ein Vermögen wert sein.«
»Wäre das nichts für uns? Der Ferdl hätte sicher die Möglichkeit, ein paar Bilder zu verkaufen«, meldete sich ein Dritter zu Wort.
»Der Ferdl will keine Bilder. Für die müssten wir ins Haus eindringen, und das wäre zu gefährlich. Da drinnen gibt es ganz bestimmt Alarmanlagen. Los, zünden wir die Hütte an und verschwunden wieder!«
Verblüfft hielt Daniela den Atem an. Wieso wollten die Kerle die Villa in Brand setzen? War der Ferdl, von dem sie sprachen, möglicherweise ein Vampirjäger? Ein solcher würde in der heutigen Zeit wohl kaum mitten in der Stadt auf Menschen schießen, sondern möglicherweise auf Feuer setzen, um Vampire zu vernichten. Dabei wusste sie dank Urban, dass Vampire selbst als fürchterlich entstellte Brandopfer noch in der Lage waren, ihre Verletzungen zu überleben und wieder gesund zu werden, wenn sie genug Blut zu trinken bekamen. Man musste sie schon ganz zu Asche verbrennen, um sicher zu sein, dass sie tot waren.
»Was meinst du? Sollen wir den Anbau dort anzünden?«, fragte eben einer der Männer und deutete auf Urbans Atelier.
»Das würde dem Ferdl gefallen. Habt ihr alles dabei?«
Daniela stand vor der Wahl, die Eindringlinge entweder selbst zu vertreiben oder Hilfe zu holen. Sie fasste einen Entschluss, zog sich ins Haus zurück und nahm ihr Handy zur Hand. Der Polizeinotruf war rasch eingetippt, und nur Augenblicke später meldete sich jemand.
»Hier Bezirkspolizeikommissariat 1.«
»Hier bei Lassky. In unserem Garten sind
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