Vampirjagd: Roman (German Edition)
hat er ja auch keine Sekretärin gehabt. Aber jetzt Servus! Wenn was ist, rufst du mich an. Ich nehme mein Handy mit.« Mit diesen Worten ließ Stephanie ihre Schwester allein.
Vanessa schloss die Augen und war erleichtert, als ihre Schwindelanfälle allmählich nachließen. Bald dämmerte sie weg, tauchte aber sofort in einen Albtraum ein. Sie fand sich in einer riesigen Wüste wieder. Es war heiß, und sie fühlte sich so durstig, dass sie glaubte, sterben zu müssen. Während sie verzweifelt nach Hilfe Ausschau hielt, entdeckte sie eine Oase.
Es wird doch keine Fata Morgana sein, durchfuhr es sie, als sie darauf zustolperte. Augenblicke später stand sie vor einem kleinen, von Palmen gesäumten Teich, kniete erleichtert nieder und schöpfte das Wasser mit den Händen. Es lief kühl und erfrischend durch ihre Kehle. Im nächsten Moment aber brannte der Durst noch viel höllischer in ihr, und sie spürte, dass sie ihn mit Wasser niemals würde löschen können. Wenn sie nicht bald an die richtige Flüssigkeit kam, musste sie sterben.
Mit dieser Vorstellung wachte Vanessa auf. Ihr Nachthemd war durchgeschwitzt, und sie empfand tatsächlich einen Durst, der dem im Traum in nichts nachstand. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es fast Mittag war. Also hatte sie vier Stunden geschlafen, und bis auf den brennenden Durst ging es ihr wieder besser. Die Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl waren verschwunden, und als sie sich vom Bett erhob, tat sie es mit einer Energie, die sie selbst verwunderte.
Schnell zerrte Vanessa ihr Nachthemd vom Körper und stopfte es in die Waschmaschine. Dann trieb der Durst sie in die Küche.
Es gab tatsächlich keinen Kaffee. Noch während sie enttäuscht schnaubte, lachte sie über sich selbst. Um die Zeit wäre er längst kalt und bitter gewesen. Daher nahm sie eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und trank, ohne ein Glas zu benutzen. Es schmeckte wie eingeschlafene Füße, und sie musste sich zwingen, die Flasche zu leeren. Anschließend schmierte sie sich ein Brot, belegte es daumendick mit Wurst und verschlang es heißhungrig.
Da sie sich immer noch durstig fühlte, beschloss sie, aus dem Haus zu gehen und sich ein paar Flaschen Saft zu kaufen. Blutorange wäre nicht schlecht, dachte sie, Rote Beete vielleicht, oder Tomatensaft. Hauptsache, die Flüssigkeit war rot und ein wenig dickflüssig.
Dann schüttelte sie den Kopf. Sie hatte Gelüste wie eine schwangere Frau. Bekam sie entgegen der Aussage ihres Arztes doch ein Kind? Es wäre eine Möglichkeit, ihre Ehe zu kitten. Doch wie würde Berni sich zu einem Baby stellen? Er hatte nie von Nachwuchs gesprochen. Noch während Vanessa darüber nachsann, wurde ihr klar, dass sie nicht schwanger war.
»Wahrscheinlich ist es besser so. Wer weiß, wie es mit mir und Berni weitergeht. Vielleicht ziehe ich mit Stephanie zusammen in ein Appartement. Irgendeinen Job werde ich schon finden, und wenn ich putzen gehen muss!«
Der entschlossene Klang ihrer Stimme verwunderte sie. Es war, als spräche ein anderer Mensch aus ihr, eine Frau, die nicht schamvoll den Kopf einzog, wenn die Mutter wieder einmal eine ihrer herabwürdigenden Bemerkungen von sich gab. Sie war auch nicht mehr bereit, einem Pascha von Ehemann als Haushälterin, Sekretärin und gelegentlich als Ehefrau zu dienen.
Vanessa lachte über diesen Gedanken, mahnte sich dann aber, die Beziehung zu Berni nicht leichtfertig aufzugeben. Vielleicht konnte sie ihn dazu bewegen, sich mehr im Haushalt zu engagieren. Im Gegenzug würde sie ihm weiter bei seinen Geschäften helfen. Bei dem Gedanken fiel ihr ein, dass sie an diesem Vormittag dringend eine E-Mail hätte schreiben müssen. Ob Berni daran gedacht hatte, erschien ihr zweifelhaft. Sie wollte ihn schon anrufen, damit er die E-Mail erledigte, legte aber den Telefonhörer wieder beiseite. Sie hatte Lust, ins Büro zu fahren und ihrem Mann ein paar deutliche Worte an den Kopf zu werfen.
Zufrieden mit diesem Entschluss ging sie ins Badezimmer und putzte sich die Zähne. Dabei musterte sie verwundert ihr Spiegelbild. Eigentlich hätte sie blass und erschöpft aussehen müssen, doch ihr Gesicht wirkte frischer als in den letzten Wochen. Ihre Haut saß glatt und geradezu strahlend vor Gesundheit auf den Wangen, die Augen leuchteten, und ihre Haare schienen während ihres Schlafs nicht nur ein ganzes Stück gewachsen zu sein, sondern wirkten auch voller und ihr Honigton frischer. Ihr gefiel ihr Anblick, und sie sagte
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